Wesel Grundschulen testen Tablet-PCs im Unterricht

Wesel · Können Mini-Computer bei Mathe und Deutsch helfen? In der Bislicher und in der Konrad-Duden-Grundschule wird der Frage nachgegangen.

 Rechnen mit dem Tablet-PC: "Wie viel macht drei mal zwei?", fragt Christian (7) seinen neuen Klassenkameraden Miguel (9). "Sechs." - "Richtig."

Rechnen mit dem Tablet-PC: "Wie viel macht drei mal zwei?", fragt Christian (7) seinen neuen Klassenkameraden Miguel (9). "Sechs." - "Richtig."

Foto: Malz

Auf dem Bildschirm des Tablet-Computers, groß wie ein normaler Briefumschlag, erscheint eine Rechenaufgabe. Christian (7) aus der Klasse 2 b der Konrad-Duden-Grundschule am Nussbaumweg liest seinem neuen Klassenkameraden Miguel (9) laut vor: "3 x 2 = ?. Tippe die fehlende Zahl in das Antwortfeld". Miguel zieht die Stirn kraus, überlegt eine Sekunde. "Sechs." - "Richtig, prima". Auf dem Bildschirm erscheint ein großer grüner Haken. "Das macht echt Spaß", sagt Christian. Jetzt ist er dran und Miguel liest vor.

Zeitgleich erscheint auf dem Computer von Klassenlehrerin Denise Niggemann ein grünes Kästchen hinter Christians Namen. Somit weiß sie, dass Christian und Miguel die Aufgabe richtig gelöst haben. "Wenn eines oder mehrere rote Kästchen auftauchen weiß ich, dass die Schüler Hilfe brauchen und unterstütze sie", sagt die Pädagogin. Ihre Meinung zum Einsatz von Tablets in Grundschulen, der bundesweit durchaus kontrovers diskutiert wird, ist eindeutig: "Ich finde es gut. Die Kinder bekommen sofort eine Rückmeldung und werden beim Bearbeiten der Aufgaben viel schneller. Und beim Elternstammtisch habe ich erfahren, dass die Schüler zu Hause ganz begeistert vom Unterricht mit den Tablets berichten."

Seit Ende Februar arbeiten die Kinder der beiden zweiten Klassen der Duden-Grundschule im Mathe- und Deutschunterricht ergänzend immer mal wieder mit den Tablets der niederländischen Herstellerfirma Snappet. Snappet hat der Schule die Geräte für vier Wochen zum Testen zur Verfügung gestellt. "Wegen der guten Erfahrungen, die wir damit gemacht haben, würden wir die 25 Leihgeräte ab 1. Mai gerne für ein Jahr mieten. Dann könnten sie auch in den Klassen drei und vier eingesetzt werden", sagt Lehrerin Dörthe Licht, die den Kontakt mit Snappet aufgenommen hatte. Kennengelernt hat sie das Leih-Angebot an ihrer letzten Wirkungsstätte, der Bocholter Ludgerus-Schule.

Für Dörthe Licht liegen die Vorteile der Tablets auf der Hand: "Zum einen sind alle Schulen seit Jahren verpflichtet, ergänzend neue Medien im Unterricht einzusetzen, um damit die Medienkompetenz der Schüler zu stärken. Zum anderen arbeiten alle Kinder individuell an ihren Tablets und lösen dabei so viele Aufgaben in Mathe und Deutsch, wie sie möchten." Insgesamt stünden 50 000 Aufgaben zur Auswahl.

Das große Problem ist jetzt die Finanzierung. Ein Drittel der Jahresmiete in Höhe von 1400 Euro will der Förderverein übernehmen. Für den Rest werden noch Sponsoren gesucht. Auf die Hilfe der Stadt können Dörthe Licht und ihre Mitstreiter übrigens nicht hoffen. Zwar verfolge man mit Interesse, was sich am Nussbaumweg und in Bislich, wo die mehrwöchige Testphase gerade begonnen hat, tue. Aber, so Schuldezernent Daniel Kunstleben: "Wir setzen auf die Kabellösung in den Informatikräumen und haben nicht geplant, die Grundschulen mit Tablets auszustatten." Zumal für ihn der Einsatz von Mini-Computern "nur eine Unterstützung sein kann". Ähnlich sieht das auch Bislichs Schulleiter Winfried Störmer. "Wir wollen schauen, ob die Tablets praktikabel sind. Nur tippen und nicht schreiben darf nicht zum Unterrichtsprinzip werden."

(RP)
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