Wesel Gottesdienst und Konzert in einem

Wesel · Singalong: Bachs Weihnachtsoratorium, BWV 248, als besondere Form des Mitsingens der Gemeinde im Dom gelungen.

 Die ungewöhnliche Platzordnung zum Singalong: der Ad-hoc-Chor im Mittelschiff mit Blick zum Dirigenten Ansgar Schlei. Dieser stand vor dem Altar mit Rundumsicht. Hinter und neben ihm die Instrumentalisten; die Hörer in den seitlichen Querschiffen.

Die ungewöhnliche Platzordnung zum Singalong: der Ad-hoc-Chor im Mittelschiff mit Blick zum Dirigenten Ansgar Schlei. Dieser stand vor dem Altar mit Rundumsicht. Hinter und neben ihm die Instrumentalisten; die Hörer in den seitlichen Querschiffen.

Foto: Erwin Pottgiesser

Zum zweiten Mal wurde im Weseler Dom Bachs Weihnachtsoratorium, BWV 248, daraus die Kantaten I-III und VI, als Singalong aufgeführt. Das heißt, in der besonderen Form des Mitsingens der Gemeinde in den Chorsätzen. Vor zwei Jahren hat es Domkantor Ansgar Schlei mit einem Ad-hoc-Chor zum ersten Mal gewagt. Ein großer Mitsing-Chor hatte sich dazu gemeldet. Mit diesem wurde nicht eigens geprobt. Voraussetzung war; Notenlesen können, private Vorbereitung an Hand eines Klavierauszuges, Teilnahme an der Verständigungsprobe am Nachmittag vor der Aufführung. Das alles hatte geklappt, wurde auch von den Hörern mit Applaus gewürdigt.

Samstagabend, am Epiphaniastag, gab es jetzt wieder eine Aufführung, eine durchweg gut gelungene. Das Rheinische Oratorienorchester, die Gesangssolisten und der Ad-hoc-Chor agierten unter Ansgar Schleis straffer und umsichtiger Leitung sehr gut miteinander, Schlei und die Konzertmeisterin Gabi Ziebell ohnehin auf gleicher Augenhöhe. So wurde Bachs Werk als Einheit von Gottesdienst und Konzert zu einem außergewöhnlichen Erlebnis, daher zum Schluss entsprechend lange, von etlichen Hörern auch stehend beklatscht..

Die ungewöhnliche Platzordnung zum Singalong: der Ad-hoc-Chor im Mittelschiff mit Blick zum Dirigenten. Dieser stand vor dem Altar mit Rundumsicht. Hinter und neben ihm die Instrumentalisten; die Hörer in den seitlichen Querschiffen.

Konzentrierte Stille bis Kantor Ansgar Schlei und die Solisten an ihre Plätze gingen. Das Orchestervorspiel begann - und "Jauchzet, frohlocket" stieg die Chor-Hymne auf. Der Evangelist, hervorragend Wilhelm Adam (Tenor), begann seine Erzählung über die wunderbare Geburt Christi. Esther Borghorsts warme Altstimme schimmerte im Rezitativ "Nun wird der Held aus Davids Stamm geboren", und der Chor fragt: "Wie soll ich dich empfangen?" Der Chor, etwas kleiner als vormals, zeigte sich mit dessen sicherem Kern der Kantorei als intaktes Glied der gesamten Aufführung. "Er ist auf Erden kommen arm" erinnerten Chor und Solo-Sänger (die im Lauf der Aufführung sich steigernde Sopranistin Ekaterina Korotkova und der sonore Bass Gregor Finke). Exakter Einsatz zum Ende des ersten Teils der Choral "Ach, herzliebes Jesulein". Überhaupt die Choräle: Sie strömten in ihrer vollendeten Einfachheit sogleich ins Bewusstsein der Hörenden, weil deren Melodien die Einheit des Alls darstellen - das Größte an Bachs Kunst.

Unvergessliche Momente des Innehaltens: Chor und Evangelist "Ehre sei Gott in der Höhe" und der Chor mit jubelnden Sopranen "Wir singen dir Lob, Preis und Ehr". Zutiefst berührend sowie meisterlich gestaltet Marias Arie aus der VI. Kantate "Schließe, mein Herze, dies selige Wunder fest in deinem Glauben ein". Die Solo-Violine der nun stehenden Konzertmeisterin begleitet sinntragend die ergebene sanfte Stimme der Altistin. Der Schlusschor "Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen... Höre der Herzen frohlockendes Preisen" riss spürbar die natürlich vorm Applaus noch schweigenden Hörer mit. Hoffentlich auch in Zukunft.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort