Hamminkeln Gewerbefläche zu Ackerland

Hamminkeln · Hamminkeln plant das Unglaubliche: Ungenutzte Gewerbe- soll zu Landwirtschaftsfläche werden, damit andernorts im Stadtgebiet die Bezirksregierung neue Ansiedlungsgebiete erlaubt.

 Blick auf das Gewerbegebiet Daßhorst/Weikenrott in Hamminkeln - vorne Acker, hinten neues Gewerbe.

Blick auf das Gewerbegebiet Daßhorst/Weikenrott in Hamminkeln - vorne Acker, hinten neues Gewerbe.

Foto: Jana Bauch

Händeringend sucht die Stadt nach Gewerbeflächen. Doch die Bezirksregierung sagt, es seien genug vorhanden im Stadtgebiet. Klingt paradox, ist es zu einem gewissen Grad auch, entspricht aber dennoch der Realität. Und das kommt so: Weil viele ausgewiesene Gewerbeflächen ungenutzt liegen geblieben sind und das oft seit Jahren, ist formal das Soll übererfüllt. Aber Ansiedlungsbegehren können nicht erfüllt werden. Den Weg aus der Sackgasse versucht die Stadt jetzt per Flächentausch. Sie will Flächen planungsrechtlich zurücknehmen, um an anderer Stelle mögliche neue Gewerbeareale eintauschen zu können. Erste Vorgespräche gab es im Bauministerium. Dort wurde Zustimmung signalisiert - mit dem Hinweis, dass erstmals eine Stadt in Nordrhein-Westfalen aus ausgewiesenen Gewerbeflächen Ackerland machen will. Und anschließend umgekehrt. Der Planungsausschuss soll am 5. Juli die Verwaltung mit einem entsprechenden Konzept beauftragen.

Laut Regionalverband Ruhr (RVR) hat Hamminkeln einen Überhang von 27,5 Hektar für Firmenansiedlungen. Die sind verteilt über alle Ortsteile, manche liegen in oder an bestehenden Gewerbegebieten, andere sind Wiesen an Ortsrändern ohne jede Erschließung. Um letztere geht es. Die Stadt hat Gewerbeflächenreserven und Bereiche, die Betriebe auf Vorrat halten, auf ihre Marktverfügbarkeit hin überprüft. Die Areale werden unterschiedlich bewertet auch nach den zeitlichen Abständen, in denen sie zur Gewerbeansiedlung realisiert werden können. Besonderen Handlungsbedarf sieht die Verwaltung bei den Flächen, die eine langfristige - also mehr als fünf Jahre - oder unklare Entwicklungsperspektive haben.

Bei manchen gibt es schlicht kein Vermarktungsinteresse von Eigentümern. Als Beispiele werden Areale in Dingden-West oder Weikenrott/Daßhorst in Hamminkeln genannt, die im Flächennutzungsplan, einem wichtigen Planungsinstrument, derzeit ohne verbindliches Baurecht als Gewerbeflächen dargestellt sind. Auch bei weiteren Flächen in Brünen an der B 70 und Dingden ist eine Entwicklung nicht abzusehen. Rechnet man all dies zusammen, ist der Zugriff auf 9,12 Hektar meist in den Randlagen nicht möglich. Die würden aus der Gewerbeflächenausweisung herausgenommen, und im Gegenzug sollen an anderen Stellen Flächen aktiviert werden. Falls die dortigen Eigentümer mitziehen. Sprich: das Prinzip Flächentausch könnte laufen.

Kommt es so, ist die weitere Frage, ob der entstehende Druck nicht auch zögerliche Eigentümer dazu bewegt, ihre Gewerbeflächen zur Verfügung zu stellen, bevor sie wieder in Ackerland umgewandelt werden. Frage zwei ist, ob die Planungsabteilung des Bauministeriums bei ihrer Aussage aus der Zeit von Minister Mike Groschek (SPD) bleibt. Schließlich ist die Methode Hamminkeln Neuland. "Die Zusage des Ministeriums ist belastbar auch unter einem neuen Minister", behauptet der Bürgermeister. Offensichtlich vertraut der SPD-Mann der neuen CDU-FDP-Regierung. Vorher muss er aber Hamminkelns Politik überzeugen.

(RP)
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