Schermbeck Gewachsen an einem Jahr in Afrika

Schermbeck · Lara Franken hat nach dem Abitur ein Jahr in einem südafrikanischen Kindergarten gearbeitet. Uns hat sie von dieser Zeit berichtet.

Nach Afrika wollte Lara Franken schon immer. Ihr Vater Volker ist Lehrer an der Gesamtschule in Gelsenkirchen, die Kontakte zu Sambia in Afrika unterhält. Der Vater brachte häufig afrikanische Lehrer mit zur eigenen Familie. So lernte die junge Schermbeckerin schon als junge Schülerin die afrikanische Lebensweise kennen. Nun war sie ein Jahr lang dort. Ihr Fazit: "Die Zeit in Skuinsdrist hat mir persönlich sehr viel gebracht", sagt sie über ihren einjährigen Aufenthalt in einem kleinen südafrikanischen Ort, der etwa 300 Kilometer von Johannesburg entfernt ist.

2014 bewarb sich Franken bei "Weltwärts", dem entwicklungspolitischen Freiwilligendienst des deutschen Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und gelangte von dort zum Deutsch-Südafrikanischen Jugendwerk (DSJW). Im Frühjahr 2015 fand ein Bewerbungsgespräch in Bad Honnef statt, in dem es um eine Teilnahme an einem Freiwilligendienst in Afrika ging. Im April 2015 kam die Zusage für einen zwölfmonatigen Aufenthalt in Südafrika.

Zur Vorbereitung gehörte ein achttägiges Seminar in Bad Honnef. Dort standen für mehr als 50 Teilnehmer landeskundliche Themen ebenso auf dem Programm wie ein Grundkurs in der Sprache Tswana und jede Menge Informationen über all das, was im Alltagsleben in einem fremden Land beachtet werden muss. Parallel waren Arztbesuche erforderlich, um alle Impfungen zu bekommen.

Nach dem Abitur an der Schermbecker Gesamtschule startete Lara Franken im August von Düsseldorf in Richtung Frankfurt und von dort nach Johannesburg. Begleitet wurde sie von der Düsseldorferin Hanna, die ebenfalls im Kindergarten "Thuto Motheo" in Skuinsdrist einen Freiwilligendienst absolvieren wollte. Dort wurde Lara Franken freundlich von der Leiterin und Köchin Ouma und von der Erzieherin Dineo begrüßt. Die beiden Damen begleiteten die junge Frau ein Jahr lang bei der Betreuung einer 20-köpfigen Kindergruppe.

Zum typischen Tagesablauf gehörte für Lara um 7 Uhr die Fahrt mit dem Schulbus. 45 Minuten lang wurden die Kinder in einem Umkreis von 20 Kilometern abgeholt. Um 8 Uhr saßen die Kinder mit ihren Erzieherinnen draußen beim Morgenkreis, um gemeinsam Lieder zu singen, zu tanzen, Geschichten zu hören und gemeinsam zu beten. Danach blieb Zeit zum Basteln oder zur Selbstbeschäftigung. Gegen 12.30 Uhr saßen alle beim Mittagessen, danach wurden die Kinder mit dem Schulbus wieder zu ihren Elternhäusern gebracht.

Für jedes betreute Kind musste vierteljährlich ein Bericht über die Entwicklung geschrieben werden. Diese Berichte wurden den deutschen Paten zugeschickt, die als Finanzierer des Aufenthaltes im Kindergarten so über Tausende Kilometer hinweg viel von ihren Patenkindern erfuhren. Schriftliche Berichte mussten auch im vierteljährlichen Rhythmus an das DSJW abgeliefert werden.

In der Freizeit bestand für die junge Frau die Möglichkeit, Kontakte zu den Familien im kleinen Ort aufzunehmen, den Gottesdienst zu besuchen, zum 80 Kilometer entfernten Supermarkt zu fahren, die ärmliche nordwestliche Region Südafrikas näher kennenzulernen oder Fahrten ins Nachbarland Botswana zu unternehmen. Die Schulferien konnten für größere Reisen genutzt werden. Einmal kam auch Lara Frankens Vater aus Schermbeck zu Besuch.

"Ich habe gelernt, mich mit vielen Dingen zu arrangieren, die wir in Deutschland nicht kennen", bilanziert Lara Franken ihren einjährigen Aufenthalt in Südafrika, wo sie mit unterschiedlichen Kulturen und Denkweisen konfrontiert wurde und kurz vor ihrer Rückreise im August noch die Wahlen der Kommunal- und Regionalvertretungen und die damit einhergehenden öffentlichen Diskussionen miterlebte.

"Ich habe erfahren, dass ich auch gut mit Kindern umgehen kann", sagt Lara Franken und freut sich über die Korrektur ihrer bisherigen Einschätzung. Ihr Berufswunsch geht trotz dieser prägenden Erfahrung dennoch vorerst nicht in den Erziehungssektor. Sie nimmt Anfang Oktober in Leipzig das Studium der Politikwissenschaft und Afrikanistik auf. Im zweiten Fach werden die einjährigen Erfahrungen in Südafrika sicherlich sehr nützlich sein können.

(RP)
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