Hamminkeln Gesamtschule: Bürgerbefragung vertagt

Hamminkeln · Schulstandort Dingden ist wieder gefragt, weil es viele Flüchtlingskinder gibt. Auch die Gesamtschule wird vergrößert. Im Fachausschuss war die heiße Schul-Debatte, die kürzlich noch die Stadt spaltete, plötzlich vergessen.

Am Ende fragte man sich, warum die schwere Auseinandersetzung um die Standorte der Gesamtschule inklusive Demonstration in den letzten Monaten überhaupt stattgefunden hatte. Denn seit gestern ist alles anders, und das geschah im Fachausschuss ganz schiedlich-friedlich. Unter dem Druck wachsender Schülerzahlen durch Flüchtlingszustrom hatte die Verwaltung die bisherige Beschlusslage für überholt erklärt (RP berichtete) und sauber geklärt, dass sie den Standort Dingden halten und an der Gesamtschule neue Kapazitäten (Ergänzungsbau) schaffen will. Sprich: Das eine tun, ohne das andere zu lassen. Ob das den Standort Dingden letztlich rettet, ist ungewiss, aber von weiterreichender Schließungsentscheidung nach dem Auslaufen der dortigen Hauptschule ist keine Rede mehr.

So heißt es nun nach der einstimmigen Entscheidung bei einer Enthaltung: Die weitere Nutzung der Dingdener Schule ist verabredet, de facto bekommt die Gesamtschule vorerst zwei Standorte, da der Klassen- und Fachraumbedarf durch die neuen Zuwanderer-Schüler wachsen wird. Die Bürgerbefragung zu einer Standort-Lösung, zu der es im letzten Rat erst nach einer dramatischen Abstimmung gekommen war, wird ausgesetzt. Es bleibt aber bei der Grundsatzentscheidung für die große Befragung. Dennoch kann es je nach Entwicklung durchaus zu einer Neuauflage der Debatte kommen. Entsprechende Info-Veranstaltungen für Eltern und alle Bürger wird es zwischen Karneval und Ostern trotzdem geben. Kommt es im Herbst 2016 oder Frühjahr 2017 zu einer Befragung, wird es weitete Info-Abende in allen Ortsteilen geben. Auch die umstrittene Kostenanalyse für die unterschiedlichen Standortlösungen bleibt auf der Agenda. "Ein hiesiges Ingenieurbüro verifiziert die im Jahr 2015 vom Büro Drees & Sommer getroffenen Feststellungen zu den Gebäuden", heißt es dunkel in der Vorlage.

Johannes Flaswinkel (Grüne) forderte "möglichst wenig Gutachten". Er sorgte sich um den öffentlichen Eindruck des Hin und Hers: "Das erscheint so, als beschäftige sich die Politik nur noch mit Flüchtlingen." Peter Fege (SPD) folgte der Meinung der Verwaltung: "Die Zahlen haben uns einfach überrannt." Die CDU schwieg und fand das Ergebnis pro Dingden angenehm. Für Ende 2016 rechnet das Rathaus mit 1400 Flüchtlingen in der Stadt, davon 36 Prozent bis zu 16-Jährige mit Beschulungsbedarf. Für die Gesamtschule (aktuell 1200 Schüler) heißt das, 200 bis 300 Kinder zusätzlich. Fraglich ist, ob die Zuweisung von Lehrern damit Schritt hält. Schon jetzt liegen die Klassengrößen bei 31. Eine Vertreterin der Bezirksregierung blieb auf die konkrete Frage von Bürgermeister Romanski nach personeller Entlastung eine klare Antwort schuldig. Mit Gesamtschuldirektorin Anette Schmücker entspann sich ein kleiner Expertenstreit über Zuweisungsbürokratie. Demnach könnte Hamminkeln - in Konkurrenz mit anderen Städten - eine zusätzliche Lehrerstelle für besondere Belastungen bekommen. Die ist stundenmäßig nicht ausreichend für die komplette Unterrichtswoche, und die Stelle fällt weg, wenn die Sonderbelastung nicht mehr vorhanden ist. Das heißt, wenn die zusätzlichen Schüler 2017 zur Normalbesetzung geworden sind. Viel gewonnen ist damit nicht.

(RP)
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