Wesel Gelungener Orgelherbst-Auftakt

Wesel · Ingo Duwensee präsentierte das Orgelwerk von Nicolaus Bruhns.

Der Name Nicolaus Bruhns auf dem Programm war nicht unbekannt, aber sein gesamtes überliefertes Orgelwerk - das womöglich überhaupt erhaltene Orgelwerk - dieses außergewöhnlich begabten Musikers auf der großen Marcussen-Orgel im Willibrordi-Dom zu hören, war ein herausragendes Erlebnis. Am Samstagabend dargeboten von Ingo Duwensee, Organist der historischen Orgeln Cuxhavens, im ersten Konzert des diesjährigen "Orgelherbstes am Niederrhein".

Zum siebten Mal im Oktober findet nun dieses kleine, aber sehr feine Festival statt, das Ansgar Schlei, Domkantor und künstlerischer Leiter der Weseler Dommusik, ins Leben rief. In seiner Begrüßung wies er auf die Bedeutung Nicolaus Bruhns', eines Schülers von Dietrich Buxtehude, und auf die hohe internationale Wertschätzung des eingeladenen Interpreten hin.

Kurz nach Beginn wurde deutlich: Was jener Musiker vor mehr als 300 Jahren schuf, klingt überraschend modern. Die Balance im (kleinen) Praeludium e-Moll zwischen leichtfüßigen Läufen und breiten Akkorden mag an den seinerzeit überragenden Meister Buxtehude erinnern, aber die Weiterentwicklung und die Gestaltungskraft Bruhns' sind auch für Laien klar zu erkennen. Hinzu kommt dessen freies Improvisieren. All dieses weist voraus ins Heute. Ebenso das dunkler gestimmte Praeludium g-Moll, das tragische Momente einschließt, jedoch hoffend diesseitig bleibt. Das Praeludium G-Dur erhebt sich strahlend mit imitierendem Flötengesang und reichem Farbenspiel.

Dann, nur knapp abgesetzt wie jeweils vorher auch, das Adagio D-Dur. Nicht sehr lang ist es, konzentriert sich aufs innere Erleben des Menschen. Es folgt die Fantasie über den Choral "Nun komm, der Heiden Heiland". Sie erwächst aus dem Dunkel der aus dem Glauben genährten Hoffnung. Und ein steter Ton mit einer zart darüber schwebenden hellen Melodie stärkt die Gewissheit. Die wird im (großen) Praeludium e-Moll mit aufkeimender Freude, einmal in einer besonderen Passage von fast tonleiterartig verschlankter Form, daher sehr intensiv dargestellt. In sphärischer Klangfülle endet die Orgel-Rede.

Nach einer kleinen Zäsur Johann Sebastian Bachs Bearbeitung über den Choral "Dies sind die heilgen zehn Gebot", BWV 687. Eine Klangpredigt, die den Menschen die Befolgung der notwendigen Regeln fürs Zusammenleben nahelegt, berührend, überzeugend.

Ganz groß war auch der Schluss des Konzerts mit Bachs Toccata, Adagio und Fuge C-Dur, BWV 564. Darin fand sich unter anderem die berühmte Pedal-Passage mit den darüber fliegenden hohen Tönen vom Manual, dem Ruhe stiftenden Adagio und der abschließenden mitreißenden Fuge. Langes Schweigen im Auditorium, dann nicht enden wollender Applaus.

(hb-)
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