Hamminkeln Gegenwind für van Nahmens Pläne

Hamminkeln · Bei der Bürgeranhörung kritisieren Anwohner die Erweiterung der Obstkelterei an der Diersfordter Straße.

 So soll der Produktionsstandort in Hamminkeln nach dem Umbau aussehen.

So soll der Produktionsstandort in Hamminkeln nach dem Umbau aussehen.

Foto: Van nahmen

Seit 99 Jahren ist die Obstkelterei van Nahmen an der Diersfordter Straße beheimatet. Der kleine Saft-Fabrikant hat sich mit Premiumspezialitäten bundesweit einen Namen gemacht und in einer schwierigen Branche gut entwickelt. Nun steht die Erweiterung und Modernisierung des Traditionsstandortes am Rand des Dorfes und nahe der Wohnbebauung an (die RP berichtete). So soll aus einer Lager- eine Produktionshalle werden, eine neues Lager sollen zwei Außenlager überflüssig machen und die Etikettierung in Hamminkeln statt in Velbert stattfinden.

Doch nun gibt es mächtig Gegenwind. Eine Gruppe Anwohner ließ bei der Bürgeranhörung im Bürgerhaus Friedenshalle den Duisburger Rechtsanwalt Uwe Tegtmeyer sprechen. Der kündigte nicht nur eine Klage gegen den vorhabenbezogenen Bebauungsplan an, er forderte die Obstkelterei direkt zur Umsiedlung in ein Gewerbegebiet mittels EU-Fördergelder auf. Das wies der Geschäftsführer zurück: "Eine Aussiedlung ist zu teuer und brächte uns an den Rand des Ruins."

Die juristische Abwehrstrategie lässt eine schwierige Auseinandersetzung befürchten. Geschäftsführer Peter van Nahmen setzte auf Transparenz und trat mehrfach ans Podium. Architekt Hengefeld erläuterte die Planung, die nächstes Jahr umgesetzt werden soll. Neue oder veränderte Gebäude werden demnach zu einem Komplex auf der vorhandenen Betriebsfläche mit südlicher Erweiterung (gesamt 18.352 Quadratmeter). Die heutige Zufahrt wird nur noch für Fahrzeuge bis 2,8 Tonnen geöffnet - sprich für Kleinanlieferer von Obst bzw. Kunden des Direktverkaufs. Eine zweite südliche Zu- und Abfahrt ist nur für Lkw bestimmt, die nach rechts auf die Diersfordter Straße abbiegen müssen.

Der Konflikt entsteht durch eine alte Produktionsstätte an einem gewachsenem Wohnstandort. Die Besonderheit der Situation liegt andererseits darin, dass auch zwei bestehende Häuser von der Obstkelterei künftig umschlossen werden. Hier gab es Kritik an der Höhe der geplanten Gebäude und großer Lärmbelästigung auch durch späten Betrieb der Kelterei. Peter van Nahmen, sichtlich auf Ausgleich mit seinen Nachbarn bedacht, entschuldigte sich für aktuelle Belästigungen durch "die außergewöhnlich große Apfelernte und dementsprechend viele Anlieferungen". Die Lärmfrage wird sich laut Schallgutachter nach seinen Berechnungen verbessern, allein die verringerte Zahl der Fahrten zeige dies schon. Die Skepsis der Kritiker blieb. Zum Betriebsverkehr käme wachsender Schulbusverkehr für die Gesamtschule, für den es auch seitens der Stadt bisher keine Lösung gibt, zwei Kitas entlang der durch Buchten verlangsamten Diersfordter Straße seien betroffen. Grundsätzlich gab es zudem Kritik am Planverfahren, Stück für Stück vom Außenbereich abzuknapsen. Gemeint war damit die südliche Landwirtschaftsfläche, die im Wohnbaukonzept der Stadt keine Rolle spielt. Harte Töne gab es auch. "Wieso wird die ganze Stadt belastet für den Vorteil einer Familie?", hieß es. Der Verwaltungschef erinnerte daran, dass es im Planverfahren darum gehe, "Probleme im Einklang zu lösen".

(RP)
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