Hamminkeln Gefährdet Windkraft Dingdener Heide?

Hamminkeln · Die Ausweisung neuer Konzentrationszonen für Windräder verzögert sich. Die Stadt kämpft um die Rechtssicherheit. Derweil gibt es neuen Anwohnerprotest in Dingden. Dort wird ein berühmtes Naturschutzgebiet beeinträchtigt.

Hamminkeln: Gefährdet Windkraft Dingdener Heide?
Foto: Koster, Karin (kost)

Der Ausbau der erneuerbaren Energien birgt Konfliktpotenzial. Im Großen, wie kürzlich in Hessen, wo Windradgegner eine Verfassungsklage wegen Lärm- und Gesundheitsbeeinträchtigungen durch Windräder einlegten. Im Kleinen, wie in den Hamminkelner Außenbereichen Nordbrock und Dingden.

Denn dort sehen Naturschützer Folgen für die teuer von Land und Kreis entwickelte Dindgener Heide. Dazu gibt es einen Anwohnerprotest, wie jetzt durch Arnika Schürmann. Sie hat in einem offenen Brief an die Ratsfraktionen und die Parteien die Folgen für Mensch und Natur angeprangert, die durch neue Windriesen entstehen.

Windkraft und Naturschutz - ein Widerspruch? Ja, denn im Außenbereich sind die Bedenken belegbar. Deshalb verzögert sich auch die planungsrechtliche Ausweisung. Die Verwaltung will ein absolut rechtssicheres Paket schnüren.

Eigentlich, so erklärt Rathaus-Chefplaner Thomas Dreier, hätte die sogenannte Offenlage für geplante neue Windkraftzonen den jüngsten Planungsausschuss passieren sollen. "Aber wir mussten noch ein Verträglichkeitsgutachten für den Bereich Töven bearbeiten. Das kann jetzt zwar offiziell bekannt gemacht werden, der Termin ist aber unklar", erklärt Dreier. Um sicher zu gehen, habe man der Düsseldorfer Bezirksregierung die Rahmenbedingungen für das Verfahren zur Prüfung vorgelegt. Den Kritikern sagt er: "In Hamminkeln gibt es nur begrenzt Flächen für Windkraftzonen, wir sind aber gehalten, diese Energieform auszubauen. Die Bürger werden gehört, etwa bei der vierwöchigen Offenlage und dann bei eine Bürgerversammlung im Rathaus." Zuerst aber müsse der Rat entscheiden, die Verantwortung liege bei ihm.

Es geht dabei um ein Konzept für Windkraftzonen für das gesamte Stadtgebiet. Noch mögliche Areale sind die Standorte Hohe Heide neben der Dingdener Heide (drei Windmühlen) und die Ergänzungsfläche in Nordbrock. Hier stehen drei Anlagen und eine vierte käme hinzu. Mindestens drei Windräder muss eine Konzentrationszone enthalten.

Weil der Hinweis der Naturschützer zum Artenschutz und weil aus ihrer Sicht der Tövener Windkraftbereich Einfluss auf FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat) als hochrangiges Schutzgebiet hat, wurde zusätzlich gegutachtet. Dreier: "Die Expertise eines renommierten Biologen, die die Landschaftsbehörde beim Kreis bestätigt hat, sagt aus, dass die Zone kommen kann. Wir wollen den Ausgleich der Interessen."

Was das heißt, lässt sich angesichts der übergeordneten politischen Vorgaben ausrechnen. Arnika Schürmann jedenfalls kämpft für die unversehrte Hohe Heide. Sie verweist auf frühere Konflikte in der Sondermannsheide in Marienthal, wo eine Windkraftzone durch vergrößerte Abstände zu Siedlungsgebieten auf 750 Meter schnell verworfen worden war. Das ist die Chance, die sich für die Politik aktuell öffnet. "Allein die einzuhaltenden Abstände zu Siedlungsgebieten und Wohnanlagen im Außenbereich sind, als weiche Kriterien, von der Politik aktiv bestimmbar", schreibt Schürmann. Dazu kommt der Naturschutz-Konflikt.

Geschützte Arten wie der Große Brachvogel würden beeinträchtigt, da sei das Gutachten zu optimistisch. "Der Eingriff ins Landschaftsbild ist für die touristische Entwicklung Dingdens negativ", sagt die Anwohnerin, die sich für die Natur einsetzt. Und: In der Hohen Heide kämen laut Umweltbericht wohl erhebliche Abschaltzeiten der Windräder für den Schutz des Rotmilans und der Fledermäuse hinzu, was einerseits die Bedeutung für die Natur belegt und andererseits die Wirtschaftlichkeit der Anlagen beeinträchtigt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort