Wesel. Flüchtling hat neue Eltern in Wesel gefunden

Wesel. · Der 16 Jahre alte Noman Jalali aus Afghanistan lebt jetzt bei Beate Florenz-Reul und Godehard Reul.

 Noman Jalali mit seinen Pflegeeltern Beate Florenz-Reul und Godehard Reul.

Noman Jalali mit seinen Pflegeeltern Beate Florenz-Reul und Godehard Reul.

Foto: Markus Joosten

"Ich liebe euch, meine Eltern." Groß und deutlich geschrieben fällt der Spruch an der Küchenwand sofort ins Auge. Noman Jalali (16) sitzt mit seiner Weseler Familie beim Mittagessen. Sie reden und lachen unbeschwert zusammen. Doch bis es so weit war, musste ein langer und steiniger Weg gegangen werden, der auch über Hamburg führte. Dort lebte Noman zuletzt in einer Wohngruppe, doch sein Wunsch war immer eine Familie. Also holte ihn das Weseler Ehepaar Ende Juli dort ab.

Seit Oktober 2015 lebt der gebürtige Afghane in Deutschland. "In Kabul gibt es keine Sicherheit. Ich bin jeden Tag mit Angst zur Schule gegangen", sagt Noman. "Einmal habe ich gesehen, wie eine Bombe in einem Schulbus explodierte". Die Taliban haben das Land immer noch fest im Griff, Terroranschläge und ständige Angst sind hier an der Tagesordnung und drängen immer mehr Menschen zur Flucht. So wie Noman, als es nicht mehr auszuhalten war. Zusammen mit seinem Onkel führte ihn der Weg durch den Iran, die Türkei und schließlich nach Bulgarien. Dort wurde er von der Polizei festgenommen und zurück in die Türkei gebracht. .Doch Noman gab nicht auf. In einem defekten Schlauchboot gelang ihm die Überfahrt nach Griechenland. "Ich hatte die ganze Zeit Angst zu ertrinken", gibt er zu. Von Athen aus führte seine Odyssee über die Balkanländer und Österreich schließlich nach Deutschland.

Er landete am Niederrhein. Da im Dinslakener Kinderheim kein Platz mehr frei war, ging es nach Wesel. Hier besuchte er das Andreas-Vesalius-Gymnasium, lernte Deutsch und traf zudem seine jetzige Pflegemutter Beate Florenz-Reul, die an der Schule als Kunstlehrerin arbeitet. Seit dem 27. Juli wohnt er bei der Familie. "In Deutschland ist alles ganz anders", erzählt Noman. Während in Afghanistan die Taliban ein freies und sicheres Leben unmöglich machen, kann er hier tun und lassen, was er möchte. Zur Schule gehen, sein Deutsch perfektionieren, das sind momentan seine Prioritäten. Dennoch erlitt er nach seiner Ankunft in Deutschland zunächst einen Kulturschock. An das deutsche Essen gewöhnt er sich langsam, aber "die Menschen hier sind etwas kalt", findet Noman. Doch mit seinen neuen Eltern hat der 16-Jährige einen Volltreffer gelandet. Schon jetzt hat er eine enge Beziehung zu seiner neuen Familie entwickelt, Noman nennt Beate Florenz-Reul und ihren Mann Godehard Reul bereits Mutter und Vater. Seine Pflegefamilie sei sehr nett und gebe ihr Bestes, um ihn ein angenehmes Leben zu bereiten. Nach den Ferien wird der Jugendliche auf dem Berufskolleg Wesel eine internationale Förderklasse besuchen, in der auf einen Hauptschulabschluss hingearbeitet wird.

Die Anschläge in Deutschland machen Noman Angst. "Ich bin in dieses Land gekommen, um in Sicherheit leben zu können und nun kommen die Terroristen auch nach Deutschland." Dabei betont Noman, dass der Islam das Töten verbietet.

(RP)
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