Rp-Serie Die Ausbildungsinitiative Kreis Wesel - Präsentiert Von Altana (folge 13) Fleischerhandwerk sucht Personal

Kreis Wesel · Kebba Badjie ist nach einer Einstiegsqualifizierung seit einem Jahr Auszubildender in der Metzgerei Rockhoff in Dinslaken.

 Kebba Badjie macht eine dreijährige Ausbildung zum Fleischer. Die Arbeit in der Metzgerei Rockhoff bereitet dem 22-Jährigen Freude.

Kebba Badjie macht eine dreijährige Ausbildung zum Fleischer. Die Arbeit in der Metzgerei Rockhoff bereitet dem 22-Jährigen Freude.

Foto: Martin Büttner

Der Geruch ist unangenehm. Es ist der Geruch frischen Schlachtens, der Geruch von Organen, Innereien und Blut. Für Kebba Badjie ist das nichts Außergewöhnliches mehr. "Daran gewöhnt man sich", sagt der 22-Jährige. Seit einem Jahr macht der junge Mann aus Gambia in der Metzgerei Rockhoff eine Ausbildung zum Fleischer. Das Schlachten von Tieren ist für ihn Berufsalltag.

Kebba Badjie kam 2006 aus Gambia nach Dinslaken. Sechs Jahre später machte er im Gustav-Heinemann-Zentrum seinen Schulabschluss, spielte in seiner Freizeit beim TV Jahn Hiesfeld Fußball. Zum Kicken fehlt ihm heute die Zeit. Nach einem siebenmonatigen Praktikum, einer von der Arge vermittelten Einstiegsqualifizierung, begann er in der Metzgerei eine dreijährige Ausbildung zum Fleischer. Sein Arbeitstag beginnt gewöhnlich um 4.30 Uhr in der Frühe. Wenn Kebba Badjie nach Schichtende mit dem Fahrrad wieder zu Hause in Lohberg ist, dann ist sein persönlicher Akku häufig leer. "Das frühe Aufstehen war am Anfang nicht leicht. Aber auch daran gewöhnt man sich, und die Arbeit macht mir auch Spaß. Das Schlachten gefällt mir jetzt zwar weniger als das Produzieren von Wurst, aber für mich passt es hier. Die Kollegen sind auch in Ordnung und unterstützen mich", erzählt der 22-Jährige.

Zu Beginn musste sich Kebba Badjie für zwei Schwerpunkte entscheiden, auf die sich die Ausbildung ausrichtet. Schlachten, Kundenberatung und Verkauf, Herstellung von Gerichten, Veranstaltungsservice, Verpacken und die Herstellung von Spezialitäten standen zur Auswahl. Er wählte das Schlachten und die Kundenberatung, weil dies bei Rockhoff auch die klassische Kombination darstellt. "Wir sind einer von nur noch zwei Betrieben im Kreis Wesel, der selbst schlachtet", erklärt Meister Fritz Rockhoff. "Alles, was bei uns in der Theke ausliegt, haben wir auch selbst hergestellt. Wenn man das Schlachten selbst erlernet hat, ist das zum einen gut für Kebbas Zukunftschancen, zum anderen entwickelt man dadurch eine ganz andere Beziehung zum Fleisch." Der Betrieb in Dinslaken-Eppinghoven übernimmt grundsätzlich nicht die eigenen Auszubildenden. Aber weil sich kaum noch junge Menschen für den Job interessieren, stehen die Vermittlungschancen für den 22-Jährigen in zwei Jahren nicht schlecht. "Es gibt heutzutage scheinbar interessantere Handwerke, die die Jugendlichen lieber erlernen wollen. Man merkt es schon lange, dass der Beruf an Attraktivität verloren hat. Wir suchen deshalb ständig neue Auszubildende, die dann aber auch Freude und guten Willen mitbringen müssen", erklärt Fritz Rockhoff. Bei der Auswahl des Personals hält er nicht viel von Bewerbungsmappen. Wenn man zwei Probetage mit einem Kandidaten mache, wüssten beide Seiten viel eher, worauf sie sich einlassen. Kebba Badjie wollte nach der Schule auch einen handwerklichen Beruf erlernen. Zunächst probierte er sich als Tischler, doch dieser Job gefiel ihm nicht. Dass er über die Einstiegsqualifizierung eine sichere Stelle bei Rockhoff fand, stellen sowohl den Auszubildenden als auch den Chef, der 1972 seine Prüfung machte, zufrieden: "Bislang schlägt er sich sehr gut. Der Beruf bereitet ihm immer noch Freude."

Während Fritz Rockhoff und das übrige Personal auch gerne bei der Arbeit naschen, muss sich der junge Mann aus Gambia zumindest beim Schweinefleisch aus religiösen Gründen zurückhalten. "Aber wir haben ja auch noch Rindfleisch oder Hühnchen zum Probieren", erzählt Fritz Rockhoff, und Kebba Badjie muss lachen.

(gaa)
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