Bernd Romanski Entscheidungen im Kennenlern-Modus

Wesel · Warum Bernd Romanski entspannt, aber intensiv in den Job als Hamminkelns Bürgermeister startete, wie der SPD-Mann seine überparteiliche Rolle versteht, und welche Themen drängen.

 Bernd Romanski nach der Vereidigung am vergangenen Mittwoch bei seiner ersten Ratssitzung

Bernd Romanski nach der Vereidigung am vergangenen Mittwoch bei seiner ersten Ratssitzung

Foto: Ekkehart Malz

HAMMINKELN Hamminkelns Bürgermeister sitzt in seinem Chefbüro im Rathaus, telefoniert, trifft Verabredungen, winkt Mitarbeiter herein, unterschreibt Sitzungspapiere. Bernd Romanski managt und macht doch einen entspannten Eindruck. Zeit, seinem Büro eine persönliche Note zu geben, hatte er noch nicht, Bilder lehnen an der Wand. Die Arbeit ruft. Er will Gestalter sein, Führungspersönlichkeit und parteiübergreifender Bürgermeister für alle - über hohe Ansprüche und wie er sie erfüllen will, sprach Romanski im großen RP-Interview.

Erst die Ratssitzung mit dem bewegenden Moment, wie Sie sagten, Ihrer Amtseinführung, dann der direkte Weg ins harte Verwaltungsleben. Wie war der Start?

Bernd Romanski Intensiv. Am Mittwoch vor dem Rat haben wir in der Verwaltungsbesprechung dreieinhalb Stunden lang die Sitzung vorbereitet. Diese war aus meiner Sicht sehr gut, viele Themen waren ja auch schon unstrittig in den Ausschüssen verabschiedet. Nichtöffentlich wurde aber noch lange diskutiert.

Einen Tag später haben Sie in der Personalversammlung gesprochen. Wie war die Resonanz?

Romanski Ich habe mich vorgestellt und den Mitarbeitern mein Vertrauen ausgesprochen. Fragen kamen keine, wie ich hinterher gehört habe, war die Stimmung positiv.

Sie gelten als führungsstark. Haben Sie schon Umstrukturierungen im Rathaus im Blick?

Romanski Im Moment nicht. Ich befinde mich in der Kennenlern- und Verstehensphase. Ich muss mich auch mit den Verwaltungsabläufen vertraut machen. Die Zusammenarbeit beim ersten Treffen mit den Leitern der Vorstandsbereiche war sehr gut. Ich werde die Verwaltung kennenlernen, Menschen abholen und mit Kollegen Dinge für Hamminkeln anpacken.

Wie stark sehen Sie sich als auch repräsentativer Bürgermeister für Hamminkeln?

Romanski Repräsentative Termine nehme ich auch wahr. Das gehört dazu. Sonntag beim MGV-Konzert in Mehrhoog, dann bei einer diamantenen Hochzeit in Brünen. Ich halte auch eine Rede am Volkstrauertag. Aber der Fokus liegt auf der Verwaltungsarbeit.

Gutes Stichwort. Ein Knackpunkt ist, den Knoten um den Gesamtschul-Standort zu lösen.

Romanski Wir sind auf einem guten Weg nach dem Gespräch am Donnerstag von Politik, Verwaltung und Schule. Wir müssen an einem Strang ziehen, da müssen sich alle bewegen, Politik wie Schule. Zuletzt war mir die Debatte zu emotional, ich will versachlichen. Wir sind auseinandergegangen mit der Verabredung, einen neuen Lösungsweg freizumachen. Da gibt es Vorschläge. Nach den Fraktionssitzungen werden wir mehr wissen.

Hauptthema Nummer zwei ist die Flüchtlingsfrage.

Romanski Eine schwierige Sache, weil niemand die Entwicklung voraussehen kann. Einmal geht es um Mehrkosten, ich gehe davon, dass es deutlich mehr werden als die vom Rat verabschiedeten 900.000 Euro. Die deutlich bessere Gewerbesteuer hilft uns, deckt aber nicht die gesamte Lücke zwischen Mehrkosten und Finanzhilfe für Flüchtlinge von 650.000 Euro. Wer entsprechend der Erwartung hochrechnet, dass 1,5 Millionen statt 800.000 Asylbewerber Deutschland erreichen, kommt auf 320 Plätze zusätzlicher Bedarf in der Stadt. Die Kosten steigen entsprechend, 2,7 Millionen Euro sind extra fällig. Wir wollen früh perspektivisch handeln und Aufnahmekapazitäten bereithalten, kaufen zwei größere Containereinheiten und haben eine Gewerbehalle als Unterkunft für 60 Leute im Blick. Noch eine Sporthalle zu belegen, wollen wir vermeiden. Im Gegenteil. Die Hogenbuschhalle soll Ende Dezember wieder frei sein. Eben perspektivisch arbeiten, statt Ad-hoc-Entscheidungen fällen müssen.

Der Haushalt steht auch durch die Flüchtlingsthematik unter Druck. Wie wollen Sie die Dinge im Lot halten?

Romanski Wir fangen am 27. Oktober um 19 Uhr mit einer öffentlichen Veranstaltung im Ratssaal mit der Darstellung der Inhalte der Arbeitsgruppe Haushaltskonsolidierung an. Sie hat sich insbesondere mit der Bewertung von Konsolidierungsmöglichkeiten zum städtischen Haushalt befasst. In der Veranstaltung sollen zunächst die Arbeitsergebnisse sowie bereits eingegangene Anregungen Hamminkelner Bürger vorgestellt werden. Im Anschluss daran gibt es die Möglichkeit, weitere Sparmaßnahmen anzubringen und zu diskutieren. Wir wollen das Thema Etat transparent machen und zeigen, dass wir wirklich alle Steine aufheben, um zu schauen, was finanziell darunter steckt. In der Haushaltspolitik insgesamt geht es darum, trotz der Mehrbelastungen nach vorne zu schauen und auf jeden Fall den Gang ins Haushaltssicherungskonzept mit seinen Auflagen zu vermeiden.

Thema Klimaschutzkonzept.

Romanski Das steht auf der Agenda. Die öffentliche Hand hat Vorbildfunktion. Verbrauchsreduzierung ist ein Hebel, regenerative Energie ein anderer. Im Rat war ja gerade das Thema Photovoltaik. Auch hier können wir ansetzen. Aber ich bin auch in dieser Sache noch im Modus zu erkennen, was wird gemacht und wie wird es gemacht.

Sie wollen der überparteiliche Bürgermeister sein. Kann die Kooperation mit allen Parteien gelingen?

Romanski Ich bin SPD-Mitglied. Aber ich will klar sagen, dass ich übergeordnet und überparteilich handele in dem Sinn, dass ich das Wohl der ganzen Stadt Hamminkeln im Blick habe. Dass dem so ist, muss ich beweisen. Die Ansätze sind gut, es gibt keine Vorbehalte.

THOMAS HESSE FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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