Wesel Endspurt für die neue Gindericher Orgel

Wesel · Jahrelang haben die Gindericher ideenreich für ein neues Instrument in ihrer Wallfahrtskirche gesammelt. Es stammt von 1895, ist aus England importiert, generalüberholt und wird gerade eingebaut. Die Weihe ist am Samstag, 12. März.

Wesel: Endspurt für die neue Gindericher Orgel
Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Man kann es hören: Diese Baustelle macht richtig Spaß. In der Gindericher Wallfahrtskirche läuft die Arbeit an der Intonation der neuen Orgel. Seit Oktober sind Oliver Schulte und Sonja Füßmann damit beschäftigt, das lang ersehnte Instrument zu installieren. Der Orgelbauer aus Kürten im Bergischen Land ist Spezialist für historische Orgeln. Er beschafft sie aus dem angloamerikanischen Raum. Die Gindericher stammt aus dem englischen Liverpool, ist 1895 von Peter Conacher & Co (Huddersfield) gebaut worden und wird viel besser in die niederrheinische Kirche passen als ihre Vorgängerin. Wie gesagt, man kann es schon hören. Aber was das neue alte Instrument wirklich kann, das werden die Besucher der Vorabendmesse am Samstag, 12. März, 17 Uhr, erfahren. Dann wird die Orgelweihe in St. Mariä Himmelfahrt gefeiert. Mitwirken werden der Kirchenchor unter der Leitung von Tobias Henrichs sowie Otto Krämer an Manualen und Pedalen. Der aus Büderich stammende Kantor, der heute in Straelen tätig ist, wird im Anschluss an den Gottesdienst auch ein kleines Orgelkonzert geben. Er war maßgeblich als Tippgeber beteiligt, auf eine gebrauchte Orgel aus England zurückzugreifen.

Die Arbeit auf der Empore ist nicht nur beim Orgelbauer-Team von Freude geprägt. Auch Dietmar Heshe, Leitender Pfarrer der Katholischen Kirchengemeinde St. Ulrich Alpen, und Marie-Therese Bauer, Vorsitzende des Arbeitskreises Uno (Unsere neue Orgel), freuen sich sehr auf das Instrument und sind froh über die gelungene Finanzierung. Seit 2008 sind mit ideenreichen Sammelaktionen 130.000 Euro zusammengekommen. Damit ist das Werk geschafft, das ursprünglich mit gut der doppelten Summe kalkuliert worden war.

Zur Erinnerung: Seit 2005 war klar, dass die Nachkriegsorgel ersetzt werden musste. Sie war aus schlechtem Material gebaut, hatte im rückwärtigen Bereich Schimmel angesetzt und klapperte laut Gutachten, "als wenn ein Schlagzeuger drinsitzt". Weil vom Bistum für neue Orgeln kein Geld zu erwarten war, mussten die Gindericher selbst aktiv werden. Es war, wie so oft in diesem Dorf, ein von vielen getragenes Gemeinschaftswerk. Bekanntlich wurden zig Veranstaltungen genutzt, Geld zusammenzutragen. Vom Kabarettabend bis zum Kuhfladenroulette. Bäcker Dams nahm einen Orgelfladen ins Programm. Und auch mit dem Genuss von Orgelbeere wurde dem guten Zweck gedient. Otto Krämers Kontakte zum Markt für gebrauchte Orgeln sorgten für den finanziellen Durchbruch.

Zum Kirchen- und Wallfahrtsjubiläum im Vorjahr wäre die Weihe der Orgel der Höhepunkt gewesen, doch es kamen Gebäudesanierungen dazwischen. Nun aber befindet sich das Instrument auf der Zielgeraden. Es ist die Tragik der Kirchen in England, die zum Glück für Ginderich führt. Jenseits des Kanals werden immer mehr Gotteshäuser geschlossen. Das Gute daran sind ihre wohlklingenden Großinstrumente. Die Experten sind sich einig, dass die Liverpooler Conacher-Orgel genau den richtigen, raumfüllenden Klang mit 20 Registern und 948 Pfeifen für St. Mariä Himmelfahrt mitbringt. Den hat die Vorgängerin nie bieten können. Die Architektur der Engländerin passt ebenfalls gut zur Gindericher Kirche. Sie kann sich hören und sehen lassen.

(RP)
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