Kreis Wesel Ein Schiffersohn führt jetzt die Häfen

Kreis Wesel · Seit dem 1. Juni ist Andreas Stolte Geschäftsführer bei Delta-Port. Der Fachmann setzt auf die Trümpfe der Anlagen.

 Andreas Stolte vor einem Luftbild mit den Hoffnungsträgern der Region: Die neue Rheinbrücke und die Häfen mit Bahnanschluss sind für Logistiker allererste Sahne.

Andreas Stolte vor einem Luftbild mit den Hoffnungsträgern der Region: Die neue Rheinbrücke und die Häfen mit Bahnanschluss sind für Logistiker allererste Sahne.

Foto: Malz

Es riecht nach einem Glücksgriff: Andreas Stolte, der neue Geschäftsführer der Hafengesellschaft Delta-Port, kennt nicht nur das Logistikgeschäft in- und auswendig. Er hat auch die Binnenschifffahrt in den Genen und kennt Wesel seit Kindertagen. Der Mann der heute seinen 51. Geburtstag feiert, wuchs als Sohn eines Partikuliers auf einem 80-Meter-Frachter auf. Wenn der zum Futtermittel-Umschlag im Weseler Stadthafen anlegte, dann zog es den kleinen Andreas oft ins Freibad am Rhein. Überhaupt dreht sich bei ihm viel ums Wasser. Schon der Großvater war Raddampferkapitän auf der Elbe. Nun führt Stolte einen wirtschaftlichen Hoffnungsträger der Region Niederrhein: das Konglomerat aus dem Hafen Emmelsum (Container), dem Rhein-Lippe-Hafen (flüssige Güter und Schwerlasttransport) und dem Weseler Stadthafen (Schütt- und Stückgut).

Andreas Stolte sagt, dass Vorgänger Jens Briese "ein tolles Fundament geschaffen hat" auf dem er aufbauen darf. Das tut er voller Zuversicht mit Blick auf die eigenen Stärken und klare Entwicklungen. Delta-Port schreibt Stolte drei Trümpfe zu. Quantität: 86 Hektar Fläche stehen im Lippe-Mündungsraum zur Verfügung. "Einmalig von Rotterdam bis Basel", sagt Stolte und betont dazu die Trimodalität Wasser, Straße und Bahn. Qualität: Im Gegensatz zu Mitbewerben im Hafengeschäft sind die hiesigen Flächen ökologisch und ökonomisch im Vorteil. Soll heißen: Hier müssen keine Industriebrachen aufwendig saniert und teuer hergerichtet werden, das Gelände ist für Logistiker verfügbar. Zeitachse: Aus den beiden ersten Trümpfen leitet sich der dritte ab, nämlich dass es für Ansiedlungswillige hier schnell geht.

Andreas Stolte denkt bei der künftigen Flächenentwicklung an eine fokussierte Absatzstrategie. Ein Pluspunkt ist die geniale Lage in 30 Kilometer Nähe zum Ballungsraum, ein weiterer die Tatsache, dass die Elbe wegen ausbleibender Vertiefung für größere Schiffe unattraktiv wird und diese nach Rotterdam und Antwerpen ausweichen.

Und da liegt Wesel nah dran, punktet zudem mit Möglichkeiten den Verkehrsinfarkt auf der Straße im Raum Köln zu umgehen. Und weil parallel wegen des Zinstiefs mehr konsumiert wird, was für Deutschland Import bedeutet, ist Umschlag und Veredelung der Güter in Delta-Port-Häfen vielversprechend. Das weiß nicht nur Stolte. Er nennt sich "gut vernetzt", war aber dennoch in den ersten zwei Wochen regelrecht überrascht: "Die Kunden kommen ohne Ansprache auf uns zu."

Es tut sich also was. Voraussetzungen für Ansiedlungen werden geschaffen. Contargo nimmt im vierten Quartal das neue Containerterminal in Emmelsum in Betrieb. "Auf der A 3 bei Köln sind drei von vier Spuren mit Lkw belegt. Die müssen von der Straße", sagt Stolte. Die Politik sei aufgerufen, kombinierte Verkehre stärker zu fördern.

Stolte, der nach gut 30 Jahren von der neska-Gruppe, zu Delta-Port wechselte, stammt aus der Region Köln, ist verheiratet und hat eine siebenjährige Tochter ("Papas Prinzessin"). In seiner Freizeit schwingt sich der Hafenchef gern in den Sattel seines Rennrads. Auch das läuft am Niederrhein bestens.

(RP)
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