Konzert-Tipp Ein Generationenchor wird 60 Jahre

Wesel · Erst ein Festgottesdienst, dann ein Empfang und am Ende das Geburtstagskonzert: Der Bläserchor der Evangelischen Kirchengemeinde Wesel blickt am Sonntag mit zahlreichen benachbarten Ensembles im Willibrordi-Dom musikalisch auf sechs Jahrzehnte zurück.

 Jung und Alt - hier eine Szene von den Proben zum 50-jährigen Jubiläum 2007 - musizieren traditionell gemeinsam im Bläserchor Wesel.

Jung und Alt - hier eine Szene von den Proben zum 50-jährigen Jubiläum 2007 - musizieren traditionell gemeinsam im Bläserchor Wesel.

Foto: Ekkehart Malz

Sonntag steht ein besonderes Fest im Willibrordi-Dom an: Der Bläserchor Wesel feiert sein 60-jähriges Bestehen. Beginnend mit dem Festgottesdienst 11 Uhr in der traditionellen Stadtkirche. Danach wird zu einem kleinen Empfang gebeten. Zum großen Festkonzert mit etlichen Gastchören wird für 18 Uhr in den Dom eingeladen.

Bläserchöre, früher in der Regel Posaunenchöre genannt, weil das die einzig bestimmenden Instrumente waren, sind typisch für evangelische Kirchengemeinden. Noch eine Besonderheit kennzeichnet sie: Es sind Generationenchöre. Das heißt, sie erneuern sich im Wesentlichen aus den beteiligten Familien. Die Kinder und Enkel erleben von früher Jugend an das häusliche Üben am Instrument und das Konzertieren im Chor bei kirchlichen und gemeindlichen Anlässen. Ende 1916 wurden die kirchlichen Posaunenchöre in das Immaterielle Kulturerbe der Unesco aufgenommen, erzählt Dom-Kantor Ansgar Schlei.

1764 wurde erstmals ein Posaunenchor schriftlich erwähnt. Seit der Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert sind sie fester Teil evangelischen kirchlichen Lebens. Der Pfarrer und Kirchenmusiker Johannes Kuhlo (1856-1941) schrieb und arrangierte selbst Musik für Bläserchöre. Bis vor kurzem sei ein Urenkel Kuhlos im Westerwald tätig gewesen, so Ansgar Schlei. Posaunenchöre bilden also aus sich heraus Nachfolger. Jungbläser, die durchaus auch im Erwachsenenalter sein können, und Jugendliche werden in den Chören ausgebildet vom Kantor selbst und/oder von befähigten Chormitgliedern. Falls es nötig ist, werden auch Instrumente gestellt. Das musikalische Handwerk ist relativ rasch zu erlernen, wenigstens so weit, dass einfache Stücke mit dem Chor vorgetragen werden können.

Überdies gefällt der Klang mit seinem schönen Volumen. Junge, mittelalte und ältere Bläser aus allen sozialen Schichten musizieren miteinander im Chor und bleiben dabei, wenn sie nicht beruflich oder wegen eines Studiums wegziehen. Oft kommen sie danach wieder zurück. Eigenartigerweise ist das in der singenden Kantorei anders. Da ist nur selten die familiäre Nachfolge zu beobachten.

Die Arbeit mit Bläsern geht in Wesel zurück auf den seit 1875 aktiven CVJM zurück. Seit 1957 wurde unter der Leitung von Franz Simoneit ein neuer Bläserchor aufgebaut. 1977 übernahm der damals neue Domkantor Hanns-Alfons Siegel dessen Leitung. Kantor Ansgar Schlei betreut seit 2006 die Bläser. 18 sind es gegenwärtig und sehr engagiert. Befreundet sind sie mit etlichen Bläserchören am Niederrhein. Eine enge Zusammenarbeit verbindet sie naturgemäß mit dem Synodalen Bläserkreis Wesel. Niederrheinische Bläserchöre treffen sich zum jährlichen nachweihnachtlichen Konzert am Sonntag nach Epiphanias im Dom zu Xanten - ein Höhepunkt.

Im Festkonzert am Sonntag wirken Chöre aus Hamminkeln, Kleve, der Bezirkschor Menzelen, der Chor der Weseler Feldmark und der Synodale Chor mit. Der Regional-Posauenwart Bezirk Unterer Niederrhein der Evangelischen Kirche im Rheinland, Gerald Münster, und Dom-Kantor Ansgar Schlei (Orgel) leiten das Konzert. In dessen Verlauf werden Mitglieder des Jubiläums-Chores geehrt. Es erklingen Werke von Monteverdi, Händel, Buxtehude und den heutigen Zeitgenossen Kiefer, Fünfgeld und Wendel.

Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten. Hanne Buschmann

(RP)
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