Niederrhein Ein "Craft Beer" made in Emmerich

Niederrhein · Lutz Reinhart van Gülpen und Robert Peil haben ein eigenes Bier hergestellt. "Klapperfiets" heißt es.

 Robert Peil (links) und Lutz Reinhart van Gülpen halten stolz ihr Gebräu in die Kamera. Die beiden sind hauptberuflich Maschinenbau-Ingenieur beziehungsweise Kaffeeröster.

Robert Peil (links) und Lutz Reinhart van Gülpen halten stolz ihr Gebräu in die Kamera. Die beiden sind hauptberuflich Maschinenbau-Ingenieur beziehungsweise Kaffeeröster.

Foto: Markus van Offern

Für Lutz Reinhart van Gülpen (36) und Robert Peil (35) ist, mit einem Augenzwinkern betrachtet, so etwas wie ein Männer-Traum in Erfüllung gegangen. Seit gut einem Dreivierteljahr dürfen die beiden Emmericher eine Biermarke ihr eigen nennen. "Klapperfiets" heißt sie. Was sich im ersten Moment eher anhört wie Opas uraltes Fahrrad aus dem Schuppen, ist ein mit viel Herzblut gebrautes Bier.

"Craft Beer" heißen die neuen Trendbiere, was wörtlich übersetzt nichts anderes als "handwerklich gebrautes Bier" heißt. Auf die Qualität kommt es bei dem mittlerweile großen Angebot an Craft Beeren an, um sich von der Masse abzusetzen. Schon beim Öffnen der Flasche und den ersten wahrgenommen Duftnoten wird schnell klar, dass es sich nicht um ein industriell produziertes Massenprodukt handelt. Reinhart van Gülpen und Peil haben ein "Indian Pale Ale", kurz "IPA" produziert. Dieser Bier-Stil wurde bereits im 19. Jahrhundert in England und Schottland für die indischen Kronkolonien gebraut und war unter den Kolonialtruppen sehr beliebt. Der Alkohol- und Hopfengehalt ist höher als bei einem herkömmlichen Pils, da man das Bier damals für die weite Überfahrt länger haltbar machen musste.

Zurück zur "Klapperfiets". Nach dem Öffnen der Flasche macht sich ein fruchtiger Duft, der an Maracuja erinnert, bemerkbar. Doch wer jetzt glaubt, im nächsten Moment ein süßes Bier zu trinken, der irrt. Neben den fruchtigen Aromen macht sich vor allen Dingen der hohe Hopfenanteil bemerkbar, so dass das Bier eine angenehme Herbe mit sich bringt und somit wunderbar zu indischem oder überhaupt würzigem Essen passt. "Klapperfiets ist ein Bier für Genießer und nicht zum Kampftrinken vorgesehen", ist sich das Duo einig.

Doch was bewegt jemanden überhaupt dazu, sein eigenes Bier zu brauen? "Vor mehr als zwei Jahren kam es bei mir im Holland-Urlaub zu einer Initialzündung. Da ich selber gerne handwerkliche belgische Biere trinke, habe ich irgendwann in der eigenen Küche im Einkochtopf angefangen, selbst Bier zu produzieren. Mithilfe eines Freundes, der Craft Beer in China produziert, und von Videos aus diversen Internetforen habe ich 2014 für den Eigenbedarf etwas mehr als zehn Liter Bier produziert", berichtet Lutz Reinhart van Gülpen, der im Hauptberuf sein Geld als Kaffeeröster verdient. Robert Peil, Maschinenbau-Ingenieur, hatte sein erstes prägendes Erlebnis mit Craft Beer in einer Kneipe in der Eifel. Schnell war er von dem ungewöhnlichen Bier-Stil angetan und ist in die "Versuchsküche" mit eingestiegen.

Mitte 2015 stieg bei den beiden die Lust, ein eigenes Bier für den regionalen Umkreis zu entwickeln. Da für so ein Projekt eine Küche und ein Einkochtopf nicht mehr ausreichten, suchte man sich Hilfe und fand den Kontakt zu der Brauerei Walter Bräu in Wesel-Büderich. Deren Inhaber Walter Hüsges griff dem Duo bei seiner Idee unter die Arme und unterstützte es in der Anfangsphase. "Wir haben ihm das Rezept erklärt, aber mittlerweile produziert er das Bier ohne unsere Hilfe. Den speziellen Hopfen für unser Bier schicken wir ihm sogar nach Büderich", erzählen die Jung-Brauer. Den großen Profit streben sie jedoch nicht an: "Das ist für uns ein Hobby und so soll es auch bleiben. Wir sind mit unserem Hauptberuf schon genug ausgelastet und wollen, dass ,Klapperfiets' eine lokale Erscheinung bleibt."

Auf den Namen kamen beide spontan. "Fiets ist am Niederrhein ein gebräuchliches Wort und meistens fährt man ja auch mit einer alten Fiets zur Kneipe - von daher lag der Name ,Klapperfiets' ziemlich nah", erklärt Robert Peil.

(RP)
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