Wesel Die Heimat mit den Augen der Wissenschaft entdecken

Wesel · Jan Matschke beschäftigte sich in einem Projektseminar seines Studium mit den ersten Monaten des Ersten Weltkriegs in Wesel.

 Jan Matschke mit dem Buch, das im Handel erhältlich ist.

Jan Matschke mit dem Buch, das im Handel erhältlich ist.

Foto: Hermann

Jan Matschke kennt seine Heimatstadt. Der 28-Jährige ist in Wesel aufgewachsen, hat 2007 sein Abitur am Konrad-Duden-Gymnasium gemacht, engagiert sich für die SPD in der Kommunalpolitik. Nun aber hat er im Rahmen einer Recherchearbeit für die Uni noch viel tiefer in die Weseler Geschichte hineingeschnuppert als er es bislang getan hatte. Für ein Projektseminar schrieb Matschke eine Arbeit über die Anfänge des Ersten Weltkriegs in Wesel. Die Arbeit ist nun in einem Buch erschienen.

Jan Matschke hat an der Universität Duisburg-Essen sein Bachelor-Studium in Geschichte und katholischer Theologie abgeschlossen, macht derzeit seinen Master in Geschichte. Recherchieren und das Schreiben von Hausarbeiten sind ihm also längst nicht mehr neu. Dass eine seiner Arbeiten anschließend veröffentlicht wird, hingegen schon. Von Anfang an sei das Projektseminar darauf ausgerichtet gewesen, sagt der 28-Jährige. Die Studenten seien aufgerufen worden, den Ersten Weltkrieg in der Rhein-Ruhr-Region zu untersuchen.

Für Jan Matschke stand nach den ersten Recherchen schnell fest, dass er sich nur auf die ersten Kriegsmonate konzentrieren würde. Wieso? "Ganz einfach", sagt der Student: "Ich habe zu den Anfängen schon so viel Material gefunden, dass es schnell den Umfang meiner Arbeit gesprengt hätte, hätte ich mich auch noch dem weiteren Kriegsverlauf gewidmet." Einen Großteil seiner Informationen fand Jan Matschke im Weseler Stadtarchiv, das während der Recherchearbeit zu seiner ersten und wichtigsten Anlaufstelle wurde. "Es ist enorm, was man dort alles findet", sagt er.

Schon vor seinen Untersuchungen im Rahmen der Projektarbeit hatte der Weseler einen Bericht aus den 1920er Jahren gelesen - verfasst von Wilhelm Over, der im Krieg evangelischer Militärgeistlicher in Wesel gewesen war und seine Erfahrungen niederschrieb. "Der Bericht ist ungeheuer detailliert", sagt Jan Matschke. Das Schriftstück wurde zur Grundlage seiner Arbeit und Ausgangspunkt für weitere Untersuchungen. Der Student ergänzte Overs Beobachtungen und Angaben durch Informationen aus städtischen Akten, glich verschiedene Akten miteinander ab und zog auch die Chroniken der hier stationierten Regimente hinzu.

Auf diese Weise erarbeitete er sich einen umfassenden und informativen Überblick über die Kriegsanfänge und darüber, wie der Krieg das Leben in der Hansestadt schon ab 1914 stark beeinflusste. Ein wissenschaftlicher Blick auf die eigene Heimatstadt sei für ihn eine tolle Erfahrung gewesen, sagt der Student. "Ich konnte mir vieles räumlich vorstellen, auch wenn ich natürlich das Wesel, wie es vor 1945 aussah, nie gesehen habe." Auch sei er durch die Recherche mit alten Weselern ins Gespräch gekommen, habe vieles gelernt und erfahren.

Das Buch zum Projektseminar ist im Handel. Es heißt "Der Erste Weltkrieg und die Städte", Herausgeber ist Frank Becker. Ergänzt hat Matschke seine Erkenntnisse durch eigene Fotos von Kriegsspuren, die noch in der Stadt erkennbar sind.

(gasch)
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