Wesel Der Vogel für Wesels Stadtkönig

Wesel · Michael Biesemann fertigt ihn seit zwei Jahren an - den kunstvoll verzierten Holzvogel, den Wesels Schützenkönige von der Stange holen wollen. Der Weseler Tischlermeister hat auf diesem Gebiet viel Erfahrung.

Schützen in Wesel: Michael Biesemann baut den Vogel
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Der Vogel für Wesels Stadtschützen wird gebaut

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Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Er ist das Objekt der Begierde auf jedem Schützenfest - der Vogel. Ihn von der Stange zu holen und in die Höhe zu halten, das ist der Traum eines jeden Schützen. Dann darf man sich ein Jahr lang König nennen, steht bis zum nächsten Schützenfest an der Spitze seines Vereins. Doch bevor das hölzerne Federvieh am Schießstand zum Abschuss freigegeben wird, muss es erst einmal gebaut werden. Und die Anfertigung eines solchen Vogels hat mindestens so viel mit Tradition zu tun wie das gesamte Schützenwesen.

Heinz Sicking dürfte wohl der ungekrönte König der Vogelbauer sein. Seit 40 Jahren baut er für die Bürger-Schützen Wesel die kunstvoll geschnitzten Vögel. Etwa 50 bis 60 Exemplare hat er in dieser Zeit bereits angefertigt und ist immer noch für den Verein aktiv.

Auch der mittlerweile verstorbene Gottfried Biesemann blickte in Sachen Vogelbau auf eine Menge Erfahrung zurück. Schätzungsweise 40 Vögel gingen auf sein Konto. Da liegt es beinahe auf der Hand, dass sein Sohn in seine Fußstapfen trat. Michael Biesemann kreierte etwa 30 Vögel für die Bürger-Schützen, aber auch für andere Weseler Schützenvereine. Biesemanns Können geht sogar deutlich über die Grenzen der Stadt Wesel aus: Schützenvereine aus Offenbach und Baden-Baden ließen sich ebenfalls schon ihre Vögel vom Tischlermeister aus Wesel bauen.

Und Biesemann, der auch den eindrucksvollen Ziervogel (Spannweite 1,80 Meter) in der Flürener Bürgerhalle anfertigte, hat seit zwei Jahren einen weiteren Job: Er baut den Vogel für das Stadtkönigschießen. In diesem Jahr ermitteln die Weseler Vereine zum dritten Mal den Regenten ihrer Stadt. Ausrichter wird am Sonntag, 10. April, der Schützenverein Obrighoven sein.

Und weil es bis dahin nur noch anderthalb Wochen sind, laufen bei Michael Biesemann die Arbeiten am Vogel auf Hochtouren. "Immer mal zwischendurch oder nach Feierabend" beschäftigt er sich mit dem Vogel und das vor allem, "weil es Spaß macht", wie er erzählt. Die Vogelform ist zwar Jahr für Jahr nahezu identisch. "Aber ein wenig künstlerische Freiheit ist schon möglich", erzählt Biesemann, der die komplette Arbeitszeit für einen Vogel auf etwa 25 Stunden beziffert.

Als Material verwendet er dabei Lärche oder Kiefer, weil diese Holzarten sich zum einen gut verarbeiten lassen und zum anderen auch den einen oder anderen Schuss aushalten, ohne sofort zu zerbersten. Nach dem Schnitzen wird das Holz schwarz gebeizt und dann an diversen Stellen in den farben Blau, Gelb, Rot und Gold lackiert.

Was dann noch fehlt, ist die messingfarbene Aluminiumkrone, die Biesemann ebenfalls selbst anfertigt. Neben der Krone verfügt der Vogel beim Stadtkönigschießen auch über alle übrigen Details, wie den Reichsapfel oder das Zepter.

Doch abgeschossen wird er lediglich am Stück, wofür er an einer Stelle seines Rumpfes eine Kennzeichnung erhält: Und dann kann er endlich aufgehängt werden.

Da kommen dann die Söhne von Heinz Sicking ins Spiel. Denn auch das hat Tradition: Jürgen und Carsten Sicking sind für die korrekte Befestigung des Vogels am Schießstand der Bürger-Schützen verantwortlich.

(me)
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