Wesel Der Tomatenflüsterer

Wesel · Seit 25 Jahren baut Sula Peci in seinen Gewächshäusern Tomaten an. Unter den 355 Sorten sind einige Eigenzüchtungen, die er mit einem speziellen Sud gießt. Manchmal singt er gar für sie.

 Sula Peci in seinem Tomatenparadies. Hier singt er seinen Pflanzen gerne auch mal was vor.

Sula Peci in seinem Tomatenparadies. Hier singt er seinen Pflanzen gerne auch mal was vor.

Foto: Klaus Nikolei

Wenn Sula Peci über Kräuter und Tomaten spricht - was er seit 25 Jahren sehr oft und auch sehr gern tut - , hat er so ein Funkeln in den Augen. Dann ist der 55-Jährige, der an der Kreuzung Schermbecker Landstraße /Hagerstownstraße neben seinem Haus vier windschiefe Doppelgewächshäuser stehen hat, in seinem Element.

 Selten: schwarze Tomaten.

Selten: schwarze Tomaten.

Foto: Klaus Nikolei

Sein "Paradies", wie es der aus dem Kosovo stammende Botaniker und Volkswirt nennt, sind einige verglaste, nicht sonderlich vertrauenserweckende Metallgerippe, die aber eine fast unvorstellbar große Anzahl an Kostbarkeiten beherbergen. 355 verschiedene Tomatensorten stehen zwar hier nicht in Reih' und Glied, aber erwecken den Eindruck, als bekämen sie alles, was sie zum Wachsen und Gedeihen brauchen. "Pflanzen sind ein wenig wie Menschen: Sie haben unterschiedliche Bedürfnisse, brauchen Sonne, Licht, Feuchtigkeit und gewisse Temperaturen, um sich gut entwickeln zu können." Pecis mohn- und zinnoberrote, seine gesprenkelten, violetten, orange-gelben und auch glänzend schwarzen Tomaten scheint es unter den gläsernen Dächern bestens zu gehen.

 Aus Texas stammt die Pfirsichtomate.

Aus Texas stammt die Pfirsichtomate.

Foto: Klaus Nikolei

Auf zwei Sorten ist er ganz besonders stolz. Zum einen auf seine Selbstzüchtung, die er Bonbon-Tomate nennt und die so schmeckt, als sei sie ganz leicht mit Puderzucker bestreut. "Die Süße kommt von einem speziellen Dünger", sagt Sula Peci. Das Geheimnis: Steviapflanzen, die schon die alten Inkas zum Süßen ihrer Speisen benutzt haben, lässt er zusammen Aztekischem Süßkraut zwei Wochen in einer Wanne mit Wasser gären. "Das Wasser nimmt den Geschmack der Kräuter an und gebe diesen an die Tomatenpflanze", erklärt Peci. Ganz wichtig sei, so sagt er, "Tomaten nie zu salzen und zu pfeffern, sonst kommt der Eigengeschmack nicht durch". Gerade erst reif geworden sind die ersten Exemplare einer großen Rarität, die er auf Wunsch eines Kunden erstmals angepflanzt hat. Die Haut erinnert sofort an einen Pfirsich. Folgerichtig heißt die Pflanze Pfirsichtomate. Den Samen hat er von einem Züchter aus Texas.

 Vergleich: So klein sind Minitomaten.

Vergleich: So klein sind Minitomaten.

Foto: Klaus Nikolei

Seine Tomaten und auch ein Teil seiner gut 2000 verschiedenen Kräuter verkauft Peci ab Hof beziehungsweise auf verschiedenen Wochenmärkten in der Region. Beispielsweise steht er mittwochs auf dem Weseler Wochenmarkt an der Dimmerstraße/Ecke Brückstraße. Dabei kommt der Vater von vier erwachsenen Kindern mitunter auch mit jungen Leuten ins Gespräch. "Es ist mir wichtig, der jungen Generation zu zeigen, wie Tomaten schmecken können, wie wichtig Geschmack und Genuss sind." Gerne bezeichnet er sich deshalb auch als "Genussbewahrer".

Sula Peci selbst ist natürlich auch ein Genießer. Und so genießt er es sehr, abends nach getaner Arbeit in seinen Gewächshäusern Gitarre zu spielen und dabei auch ein wenig zu philosophieren. So ist er überzeugt, die Formel für ein glückliches Leben gefunden zu haben. "Erstens Gesundheit. Die hängt mit der Erdung zusammen. Zweitens die innere Ruhe. Drittens Harmonie in der Familie, in der Gesellschaft und am Arbeitsplatz. Wenn diese drei Dinge stimmen, ist alles im grünen Bereich", sagt Sula Peci und strahlt. Man muss ihn sich als glücklichen Menschen vorstellen.

(RP)
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