Wesel Der Thriller-König von Düsseldorf

Wesel · Horst Eckert war mit seinem Buch "Der Preis des Todes" im Scala. R(h)ein-kultur-welt hatte die Lesung organisiert.

Horst Eckert ist ein leiser Vorleser und wirkt ein bisschen wie ein Feingeist. Wenn er im plüschigen Retro-Sessel neben diesem altmodischen Sofatischchen auf der Bühne Platz nimmt, erwartet man eine gut erzählte, irgendwie distinguierte Geschichte. Die gute Story kam auch bei seiner Lesung im Kulturspielhaus Scala, doch in Form eines Thrillers, hart, aktuell mit dem Thema Verquickung von Medien und Lobbyismus, politisch ambitioniert, international konfliktreich. Der Titel "Der Preis des Todes" steht dem nicht nach, er lässt eine aktionsreiche Handlung mit Eskalationen erwarten. Der Thriller-König von Düsseldorf, vom hessischen Rundfunk zum "Großmeister des deutschen Politthrillers" geadelt, präsentiert laute Taten. Er liest sie nur anders, und bekam dafür viel Beifall.

Krimi oder Thriller? Im kleinen Bühnentalk vorab fragte Ulrike Haibach-Daniel vom Verein r(h)ein-kultur-welt, die den Autoren nach Wesel geholt hatte und ihn aus ihren Zeiten als Buchhändlerin in Voerde gut kennt, wie er seine Schreibarbeit selbst einschätzt. Das hat aktuell der Buchmarkt schon entschieden, er spricht immer mehr von Krimis, Thriller verblassen in den Überschriften. Horst Eckert definiert das so: "Krimis behandeln etwas Vergangenes, Thriller sind auf eine aktuelle oder künftige Bedrohung ausgerichtet." Dem Leser dürfte wenig nach feinsinnigen Unterscheidungen sein, er will Spannung und schlüssige Geschichten. Der Thriller- und Krimi-König von Düsseldorf liefert sie, erfährt man im Talk, seit 1995, als er in der Landeshauptstadt mit "Annas Erbe" startete. Schon damals waren die Geschichten des gelernten TV-Journalisten politisch, heute, da er hauptberuflicher Schriftsteller ist, sind sie es mehr denn je. 1,5 Jahre braucht er für ein Buch, erzählt er auf Zuhörerfragen, 14 Polizei-Krimis habe er geschrieben. Am neuen arbeitet er.

In "Der Preis des Todes" schlüpft erstmals Journalistin Sarah Wolf in die Rolle der Hauptermittlerin eines internationalen Skandals. Seit Kurzem läuft im Abendprogramm der ARD ihre eigene politische Talkshow. Vor der Verlängerung ihres Vertrags, zur Unzeit also, verliebt sich Wolf in den Berliner Staatssekretär Christian Wagner. Der fädelt für seinen Gesundheitsminister gerade eine Verschmelzung zweier riesiger Krankenhausbetreiber ein - und wird gemeuchelt. Die Spur führt in ein Flüchtlingslager in Kenia.

Das muss man sich selbst erlesen. Wie Eckert seinen Plot erfindet, interessiert in einer Lesung besonders. Er arbeitet mit durchgeplanter Geschichte, mit vielen Karteikärtchen, er hat informative Kontakte zur Polizei - und als erfahrener Schreiber Vertrauen in sich selbst, die offenen Stellen in der Handlung im richtigen Moment des Schreibprozesses geschickt füllen zu können.

Alles erlebt und gesehen haben muss er nicht. Die schrecklichen Zustände im Flüchtlingslager Dadaab hat Eckert über Sender-Mediatheken, Zeitungsberichte und Google Earth ermittelt. Der Honorarvorschuss des Verlags hätte eben nicht für eine persönliche Reise nach Afrika gereicht hätte, sagt der Autor und lächelt.

(RP)
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