Irene Scharenberg Der siebte Pielkötter ist schon in Planung

Wesel · Die Moerser Autorin Irene Scharenberg hat ihren sechsten Pielkötter-Krimi veröffentlicht: In "Doch der Tod wartet nicht" kommt der Kommissar selbst in große Gefahr.

Frau Scharenberg, welche Krimis lesen Sie eigentlich am liebsten?

Scharenberg Ich mag Psychothriller. Sie haben einen anderen Ansatz als Ermittlerkrimis. In der Regel findet die betroffene Person selbst heraus, aus welcher Ecke die Gefahr droht. Der Polizeiapparat spielt eine eher untergeordnete Rolle. Für Autoren steckt hier viel mehr Freiheit drin. Psychologische Aspekte spielen in meinen Krimis auch immer eine Rolle. In meinem neuen Pielkötter-Krimi schildere ich zum Beispiel den Mord erstmals nicht aus der Perspektive des Opfers, sondern aus der Sicht des Mörders.

Haben Sie schon einmal überlegt, selbst einen Psychothriller zu schreiben?

Scharenberg Lust hätte ich schon, ich habe einen auch schon fast fertig. Allerdings wäre es nicht so leicht, einen Verlag zu finden. Jeder Verlag hat seine eigene Programmstruktur. Prolibris, wo die Pielkötter-Reihe erscheint, verlegt vor allem Regio-Krimis. Es gibt sogar schon eine Anfrage für Pielkötters siebten Fall, der im nächsten Jahr erscheinen soll.

Sie haben gesagt, dass Sie im sechsten Krimi erstmals den Mord nicht aus der Sicht des Opfers schildern. Wie kam es dazu?

Scharenberg Ich habe mit Freundinnen darüber diskutiert, denen es aufgefallen war, und mich anschließend bewusst entschieden, einmal den Mord aus der Perspektive des Täters geschehen zu lassen. Die Tat wird gleich im ersten Kapitel ausführlich dargestellt.

Wie finden Sie Mordmotive und Tatorte für Ihre Krimis?

Scharenberg Es gibt zwei unterschiedlich Ansätze. In "Gefährliches Doppel" war mir sofort der Tatort klar, als ich Sonntagmorgens mit dem Auto am Alsumer Berg in Walsum unterwegs war. Er liegt direkt am Rhein. Man blickt auf die Rheinwiesen, während sich auf der anderen Seite die Industriekulisse hervorhebt. Es war dort so einsam, dass mir der Gedanke kam: Würdest du hier am Sonntag liegen bleiben, würde das niemand mitbekommen. Ich hatte einen Schauplatz gefunden, in den ich einen Mord hineinplatzieren konnte.

Und der zweite Ansatz?

Scharenberg In meinem neuen Krimi "Doch der Tod wartet nicht" war die Idee zum Mord zum Beispiel zuerst da - mit der Besonderheit, dass die Tat aus Sicht des Mörders geschildert wird. Damit die Tat auch glaubhaft wirkt, habe ich einen Ort gesucht, an dem man eine große Menschenmenge findet. So kam ich zu meinem Schauplatz, der Beecker Kirmes. Das passte ganz gut, weil die neue Geschichte um Pielkötter im Sommer angesiedelt ist.

Ihre Pielkötter-Romane spielen zumeist in Duisburg, warum?

Scharenberg Duisburg ist eine Stadt voller Gegensätze. Sie wird oft mit Industrie und sozialen Problemen in Verbindung gebracht, hat aber viel Natur und Kultur zu bieten. Leser haben mich aber schön öfter gefragt, warum die Tatorte nicht auch mal in Moers liegen. Mal sehen, vielleicht werde ich dies künftig breiter streuen.

Kommissar Pielkötter ist gar nicht mehr so brummig, wie in Ihren ersten Romanen. Wie kann es?

Scharenberg Ja, das habe ich auch schön öfter gehört, dass die Figur freundlicher geworden ist. Das hat vielleicht auch etwas mit seiner familiären Situation zu tun.

Zwischen dem fünften und sechsten Pielkötter sind fast zwei Jahre vergangen. Warum haben Sie sich so viel Zeit gelassen?

Scharenberg Es hat mich gereizt, mal etwas anderes zu machen. Ich habe in dieser Zeit Kurzgeschichten geschrieben. In der von der Bücherinsel in Duisburg-Rheinhausen herausgegebenen Anthologie sind von mir zum Beispiel zwei Krimis erschienen.

Der Prolibris-Verlag hat bei Ihnen einen siebten Pielkötter angefragt. Haben Sie noch Lust darauf?

Scharenberg Man sagt ja, dass man aufhören sollte, wenn man die Figuren leid ist. Im Grunde meines Herzens will ich weitermachen. In dem neuen Krimi "Doch der Tod wartet nicht" wird zwar geklärt, ob Pielkötter wieder mit seiner Frau zusammenkommt, aber dafür ist die Frage nach Pielkötters beruflicher Zukunft offen. Warum, möchte ich an dieser Stelle jedoch nicht verraten.

ANJA KATZKE FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

Doch der Tod wartet nicht, Prolibris Verlag, ISBN 978-3-95475-129-7

(RP)
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