Wesel Der Postservice bleibt ein Glücksspiel

Wesel · Geschlossen, kurz offen, wieder geschlossen: Ludger Hovest (SPD) beschwert sich auch beim Aufsichtsrat der Postbank.

 RP-Fotograf Ekkehart Malz hat in seiner Montage das (frühere) Postamt, in dem die Postbank auch für den postalischen Service zuständig ist, bereits zu dem gemacht, was es in den Augen der Kunden derzeit ist.

RP-Fotograf Ekkehart Malz hat in seiner Montage das (frühere) Postamt, in dem die Postbank auch für den postalischen Service zuständig ist, bereits zu dem gemacht, was es in den Augen der Kunden derzeit ist.

Foto: Malz Ekkehart

RP-Leser erinnern sich vielleicht noch an ein Foto aus dem Weihnachtsrätsel 2015 mit historischen Aufnahmen des Weseler Sammlers Werner Abresch. Mehr als 100 Menschen waren darauf zu sehen. Ordentlich aufgereiht, fast alle in Uniform und sichtlich stolz auf ihr Tun. Das Bild zeigte die Belegschaft der Weseler Post zu Kaisers Zeiten. Mehrmals am Tag gingen die Boten damals auf ihre Runde. Lange vorbei: Heute wird Kunden kaum noch die Tür jenes Gebäudes am Berliner Tor aufgeschlossen, an dem immer noch Postamt steht, das aber im Volksmund längst Frustamt heißt. An den wechselhaften, absolut unverlässlichen Öffnungszeiten hat sich auch in der soundsovielten Woche nichts geändert. Der postalische Service der heutigen Postbank-Filiale bleibt ein Glücksspiel und der Unmut darüber wird immer lauter.

Ludger Hovest, Fraktionsvorsitzender der SPD im Weseler Rat, hat es wieder einmal selbst erlebt. Am Montag war ein Mitarbeiter für den gesamten Postbereich im Einsatz. 30 bis 40 Leute wollten bedient werden. Hovest schildert, dass ein Mitarbeiter des regulären Postbank-Bereichs dann auszuhelfen versuchte. Gestern Morgen standen die Kunden laut Hovest dann wieder vor verschlossenen Türen. Die Szenen, die sich da abspielen, sind immer wieder gleich: Ein Senior fragt sich, wie er an das Päckchen kommt, das er abholen soll. Wann er wiederkommen soll und ob es in der Zeit gelingt, bis die Sendung automatisch wieder an den Absender zurückgeht. Die Mitarbeiterin eines Rechtsanwalts wird einen Stoß Einschreiben nicht los, der fristgerecht auf die Reise müsste. In der Poststelle des Weseler Rathauses wird bereits seit Monaten nachgehalten, wann die Weseler Post offen und wann sie geschlossen war. Denn auch die Stadt hat naturgemäß mit termingebundenen Sendungen zu tun.

Der hohe Krankenstand wird für Personalausfälle und Schließungen verantwortlich gemacht. Kritiker wie Hovest sehen das Unternehmen gefordert, gegenzusteuern. An den Vorstand der Deutschen Postbank AG hat er sich schon gewandt. Da sich nichts tut, bekommt jetzt auch der Aufsichtsrat "einen geharnischten Brief". Darin heißt es unter anderem: "Mit ihren Mitarbeitern haben wir großes Mitleid. Einen so rücksichtslosen Personaleinsatz hat es seit Menschengedenken in keiner Weseler Firma gegeben."

Den Umgang mit dem Personal nennt Hovest "menschenunwürdig", die Verhältnisse "kundenfeindlich". Kein Vorgesetzter solle glauben, "dass diese Mitarbeiter jemals wieder gesund und freudig ihre Arbeit aufnehmen". Der SPD-Chef erwartet vom Aufsichtsrat der Postbank nicht nur eine persönliche Antwort, sondern umgehendes Handeln.

(RP)
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