Wesel Der Geschmackshüter

Wesel · Der Weseler Kräutergärtner Sula Peci hat seine Liebe zu Tomaten entdeckt. Damit die roten, gelben und schwarzen Früchte noch mehr Aroma bekommen, gießt er sie mit einem speziellen Sud. Ab September steht er auf dem Markt.

Wesel: Der Geschmackshüter
Foto: Malz Ekkehart

Die Gewächshäuser hinter dem Haus von Kräutermarkt-Chef Sula Peci (54) an der Schermbecker Landstraße 78, haben ihre besten Jahre zweifelsohne hinter sich. Aber wer einmal die Möglichkeit hat, sich im Innern umzuschauen, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Da wachsen Tomaten, die man als normaler Mitteleuropäer wohl noch nie gesehen hat: Mini-Exemplare, so klein wie eine Johannisbeere. Und auch Ungetüme in Form eines Hirns. "Das sind Reisetomaten, ein alte Sorte", erklärt der studierte Botaniker und Volkswirt, der vor gut 25 Jahren aus dem Kosovo nach Wesel kam.

Direkt neben den hirnförmigen Nachtschattengewächsen wachsen schwarzglänzende Cocktailtomaten ("Blaue Tomaten"). Und auf die Früchte dahinter ist der Vater von drei erwachsenen Kindern besonders stolz ist, denn die hat er selbst gezüchtet: Eine Tomate halb schwarz, halb rot.

 Kräuter in einem Mullsack lässt Sula Peci zwei Wochen im Wasser gären. Mit dem Sud gießt er seine Tomaten.

Kräuter in einem Mullsack lässt Sula Peci zwei Wochen im Wasser gären. Mit dem Sud gießt er seine Tomaten.

Foto: Malz Ekkehart

"Es kommt aber nicht nur auf das Äußere an, sondern auf den Geschmack. Deshalb wachsen meine 300 verschiedenen Sorten Tomaten nur auf Kompost und nicht, wie in vielen holländischen Gewächshäusern, auf Steinwolle oder Kokusnussfaser. Außerdem werden die Blüten bei uns von Bienen und Hummeln bestäubt." Und dann führt er seine Besucher in die hinterste Ecke des Gewächshauses, um sie von der Bonbon-Tomate kosten zu lassen. Tatsächlich schmeckt die so, als sei sie mit einem Hauch Puderzucker überzogen. "Der Geschmack kommt durch den Sud", erklärt Sula Peci. Für den Sud befüllt er einen Mullbeutel mit süß schmeckenden Stevia-Pflanzen und Aztekischem Süßkraut und lässt diesen gut zwei Wochen in einer Wanne mit Wasser gären. Mit der Brühe gießt er dann seine Bonbon-Tomaten, die den Geschmack der Kräuter annehmen. Nach gleichem Rezept möchte er auch eine Basilikumtomate züchten.

Aktuell sind etwa 20 verschiedene Tomatensorten reif (100 Gramm: ein Euro). Die bietet Familie Peci aktuell auf den Wochenmärkten in Haltern am See und Dorsten an. Und ab Mitte September voraussichtlich auch mittwochs und samstags auf dem Weseler Kornmarkt. Wer so lange nicht warten möchte, kann schon jetzt das Tomaten-Probier-Büdchen am Kräutermarkt Peci ansteuern. Dort gibt es übrigens auch Cilli-Pflanzen im Topf mit unterschiedlichen Schärfegraden. An dieser Stelle sei gewarnt vor den sonnenblumenkern-großen Früchten eines Mini-Chillibäumchens. Selbst kleinste Mengen dieser Schoten entfachen im Mundraum ein wahres Höllenfeuer.

 Sula Peci, hier mit Sohn Kushtrim, ist stolz auf sein selbst gebautes Tomaten-Probier-Büdchen an der B 58.

Sula Peci, hier mit Sohn Kushtrim, ist stolz auf sein selbst gebautes Tomaten-Probier-Büdchen an der B 58.

Foto: Malz

"Wie gesagt, wichtig ist mir, dass alles einen Eigengeschmack hat. Ich freue mich immer, wenn vor allem junge Leute meine Früchte probieren und sagen, dass sie noch nie etwas ähnliches gegessen hätten", sagt Peci, der sich selbst als "Geschmackshüter" bezeichnet.

Der vor Ideen nur so sprühende Unternehmer möchte im nächsten Jahr auf einem ehemaligen Blumenfeld neben seinem Betrieb eine Beerenplantage aufbauen. Dort sollen unter anderem Blaubeeren wachsen.

Denn die, so hat Sula Peci recherchiert, enthalten Wirkstoffe, die gegen Arterienverkalkung helfen und den Blutdruck senken. Dass Blaubeeren nicht nur gesund sind, sondern auch noch gut schmecken, versteht sich von selbst.

(RP)
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