Schermbeck Deponie bereitet Bürgern Sorge

Schermbeck · Die Gefahren, die von der Deponie der Firma Nottenkämper ausgehen können, beschäftigen nicht nur die Gerichte und den Kreis Wesel, sondern auch Politiker und Vereine in Schermbeck. Sie wollen endlich Antworten.

 Der Mühlenberg der Firma Nottenkämper ist durch die unerlaubte Ablagerung von Ölpellets und anderen Industrieabfällen inzwischen zu einer Deponie der Klasse 3 geworden.

Der Mühlenberg der Firma Nottenkämper ist durch die unerlaubte Ablagerung von Ölpellets und anderen Industrieabfällen inzwischen zu einer Deponie der Klasse 3 geworden.

Foto: Scheffler

Insbesondere im Ortsteil Gahlen macht sich Unmut breit. Unmut über eine als Verschleppung empfundene Zurückhaltung des Kreises Wesel als zuständige Aufsichtsbehörde und der Bezirksregierung bezüglich der möglichen Gefahren, die von den etwa 30.000 Tonnen Ölpellets und anderen Industrieabfällen ausgehen können. Kritisiert wird auch mehr oder weniger offen, dass sich im politischen Umfeld des Schermbecker Rathauses kaum jemand rühre, um das Vorgehen auf der Deponie Nottenkämper in aller Deutlichkeit als ein Umweltverbrechen übelster Art zu deklarieren.

Als vor einem halben Jahr Bohrschlämme aus Niedersachsen auf der benachbarten AGR-Deponie gesetzeskonform abgelagert wurden, herrschte heller Aufruhr auf allen politischen Ebenen. "Jetzt wirken wohl die Gelder aus der Nottenkämper-Stiftung an Hünxer und Schermbecker Vereine als Maulkorb", mutmaßt ein Schermbecker Ratsmitglied, den es auch ärgert, dass er am 30. März an einer Besichtigung des Mühlenbergs teilnahm, ohne vorher von der Firma Nottenkämper über die illegalen Ablagerungen informiert worden zu sein.

Inzwischen haben sich in Gahlen einige Politiker und Vereine zusammengetan, die etwas mehr Bewegung in die Diskussion bringen wollen. Auf der Basis der Gespräche haben nun die drei Ratsmitglieder Wilhelm Hemmert-Pottmann (CDU), Egon Stuhldreier (CDU), Stefan Franzke (SPD) und der sachkundige Bürger Dr. Stefan Steinkühler (SPD) einen Fragebogen erstellt, den sie der Gemeindeverwaltung am 5. September zugestellt haben. Die Verwaltung wurde gebeten, die mehr als 20 Fragen im öffentlichen Teil der Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses am Donnerstag zu beantworten. Ein Gespräch fand jedoch nicht im öffentlichen Teil der Sitzung statt, sondern erst im nicht-öffentlichen. Die Verwaltung sah sich außer Stande, den Fragenkatalog ad hoc zu beantworten.

Die Fragen befassen sich mit drei Themenbereichen. Bei den sieben Fragen zum Bereich "Sachverhaltserfassung" erwartet man Antworten auf Fragen, die sich mit den Gefahren befassen. Gefragt wird nach der Anzahl der Probebohrungen, die seit Bekanntwerden des Skandals gemacht wurden, und nach Gutachten, die erstellt wurden. Weitere Fragen sind: Liegen die Produktsicherheitsdatenblätter der jeweils eingebrachten Materialien vor und was sagen diese aus? An welchen Stellen auf dem Mühlenberg wurden die Ölpellets eingebracht? Auf welcher Höhe im Verhältnis zur umgebenden Geländeoberkante sind die Pellets eingebaut?

Der Fragenkatalog befasst sich im Bereich "Folgen" mit dem Abtransport der Materialien und mit der Nachsorge. Da findet man Fragen wie: Wie ist die Übernahme der anfallenden Nachsorgekosten auch nach Jahrzehnten sichergestellt? Welche laufenden Kontrollen zur Funktion der Basisabdichtung gibt es? Welches Monitoring der Sickerwasseraufbereitung (Fremdüberwachung) findet statt beziehungsweise ist geplant?

Die letzten Fragen widmen sich der Vermeidung des Wiederholungsfalles im Bereich der Tongruben und der Deponie Eichenallee. Da findet man unter anderem folgende Fragen: Wie sind die behördlichen Überwachungsfunktionen und -intervalle? Werden erhöhte Kontrollmaßnahmen auch auf der Deponie Eichenallee durchgeführt? Würde die geplante Erhöhung der Mühlenbergdeponie um 15 Meter mit 600.000 Kubikmeter Abfällen vom Kreis Wesel genehmigt, wenn die Firma Nottenkämper den entsprechenden Antrag stellt? Welche Einflussmöglichkeiten hat die Gemeinde Schermbeck auf die Entscheidungsfindung des Kreises?

"Die Verwaltung kann diese gestellten fachlichen Fragen nicht beantworten", sagte Bürgermeister Mike Rexforth unserer Redaktion. Hierzu seien Antworten von oberen Behörden notwendig. Deshalb habe man den Kreis Wesel um Antwort und Teilnahme an einer öffentlichen Sitzung des Fachausschusses der Gemeinde gebeten.

(RP)
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