Wesel Das Leben annehmen

Wesel · Simone Osteroth hat in ihrem Leben schon viel mitgemacht. Halt hat sie in Meditation und Glauben gefunden. Sie gibt die Erfahrungen weiter.

 Simone Osteroth hat Wege gefunden, Schicksalsschläge zu verarbeiten.

Simone Osteroth hat Wege gefunden, Schicksalsschläge zu verarbeiten.

Foto: Ekkehart Malz

Simone Osteroth hatte einen Traum. Sie wollte Kinder bekommen, eine Familie gründen. Dieses Glück war ihr auf tragische Weise nicht vergönnt. Sie ist gleich dreifache Sternenkindermutter (Sternenkinder sind Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt verstorben sind). Einige Jahre zuvor, 2004, musste sie bereits den Tod ihres Lebensgefährten verarbeiten, kurz darauf erkrankte sie an Krebs. Doch wer nun glaubt, einer gebrochenen Frau gegenüber zu treten, der muss sich schnell eines Besseren belehren lassen. Simone Osteroth sagt: "Es gibt eine Zeit der Trauer, des Zweifels. Ich habe mich gefragt, ob ich noch besser hätte auf mich aufpassen müssen. Doch ich habe einen Weg gefunden, dies alles zu verarbeiten, habe den Traum abgegeben, es akzeptiert."

Dieser Weg führte die 45-Jährige zur Meditation. Nachdem ihre Tochter Anna sowie die Zwillinge Felix und Thomas im Jahr 2009 beziehungsweise im Dezember 2010 verstorben waren, besuchte Osteroth Meditationsabende und stellte sofort fest: "Das ist meins. Das möchte ich weitertragen." Und so ließ sich die selbstständige Unternehmensberaterin zur Reiki-Meditationslehrerin ausbilden. Seit 2014 führt sie bei sich zu Hause Meditationsabende durch, bietet darüber hinaus Seminare im Klausenhof an.

Die Schlagworte, die dabei immer wieder im Mittelpunkt stehen: Selbstliebe, Selbstachtung, Selbstverantwortung. Es klingt bewundernswert einfach, wenn Simone Osteroth darüber spricht, dass man "den Situationen vergeben muss", dass man "das Leben annehmen muss, wie es jetzt ist" und dass man das, was passiert ist, "nicht gutheißen kann, aber letztlich damit einverstanden sein soll".

Doch die seit 2009 in Wesel lebende Osteroth musste auch selbst "loslassen". Sie tat dies mit ihrem Mann auf dem Jakobsweg. Am höchsten Punkt der Pilgerstrecke steht das Cruz de Ferro, ein auf einem Baumstamm montiertes Eisenkreuz. Gesäumt wird es von einem Steinhaufen, auf dem Pilger ihre mitgebrachten Steine platzieren, symbolisch für ein schwere Last, die sie dort ablegen wollen. Simone Osteroth hatte die Steine mit den Namen ihrer Kinder im Gepäck. Sie gibt zu, dass sie es kurz vor dem Ablegen mit der Angst zu tun bekam, nicht loslassen wollte. Doch nachdem ihr Mann ihr Mut zugesprochen hatte, "habe ich gespürt, dass es an der Zeit ist, meinen Frieden zu schließen. Es war ein sehr emotionaler Moment und die bewussteste Handlung, die ich je vollzogen habe".

Das Pilgern gehört seitdem zu ihrem Leben dazu. Der bisherige Höhepunkt war die diesjährige Pilgerreise nach Israel. Dort wanderte Simone Osteroth auf den Spuren Jesu von Nazareth nach Kapernaum. Auf diesen 65 Kilometern fasste sie auch den Entschluss, "der Berufung noch mehr Zeit einzuräumen". Und so gibt sie ihre Erfahrungen zum Thema Trauer und Meditation nun noch intensiver an Menschen weiter, die auf der Suche danach sind, ihrem Leben einen neuen Halt, einen neuen Sinn zu geben.

Heute führt Simone Osteroth "ein glückliches Leben", wie sie selbst sagt. "Ich könnte nicht einmal sagen, ob ich mit Kindern, so sehr ich sie mir auch gewünscht habe, genauso glücklich geworden wäre." Bemerkenswerte Worte einer bemerkenswerten Frau.

(me)
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