Hamminkeln Das "gallische Dorf" wehrt sich weiter beim Thema Betuwe

Hamminkeln · Hamminkelns Bürgermeister erläuterte den Fraktionsführern den Stand der Betuwe-Handlungen. Das widerständige "kleine gallische Dorf" bleibt auf Kurs bei Forderungen an die Bahn und knickt nicht ein.

 Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (l.) und Bahn-Vorstand Ronald Pofalla hören Bedenken aus Hamminkeln.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (l.) und Bahn-Vorstand Ronald Pofalla hören Bedenken aus Hamminkeln.

Foto: kds

Bürgermeister Bernd Romanski hat weiter politische Rückendeckung für seine Forderungen zum Sicherheitskonzept an der Betuwe-Linie. In einer extra einberufenen Besprechung der fünf Fraktionsführungen hat er den Sachstand sowie seine Motivation erläutert und dafür Zustimmung bekommen. Hintergrund ist die Kritik Hamminkelns am kürzlich vorgestellten Sicherheitskonzept, das von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks und Landesverkehrsminister Michael Groschek (beide SPD) sowie Bahn-Vorstand Ronald Pofalla als "Durchbruch" bezeichnet worden war. Hendricks hatte zudem auf dem Hamminkelner SPD-Empfang am Sonntag der Stadt geraten, nicht "immer das gallische Dorf zu spielen" und "Extrawünsche" aufzugeben.

Romanski weist den Begriff "Extrawünsche" zurück. Er hat sich in die Betuwe-Thematik reingekniet und offene Fragen gefunden. "Es gibt keinerlei Neu- oder Nachforderungen von unserer Seite. Wir wollen wissen, warum einige Dinge aufgegeben wurden. Wir können mit unserer Haltung nur gewinnen", sagte er unserer Redaktion. Orientiert hat er sich an der Expertise des Arbeitskreises Sicherheit, geführt von den Berufsfeuerwehren Wesel und Oberhausen, von 2010 namens "Erreichbarkeit der Betuwe-Route für die Feuerwehr". 6000 Liter Löschwasser pro Minute bei Gefahrgutbrand auf der Schiene sowie Entfernungen von 50 Meter von der Bahnlinie für direkte Einsatzkräfte der Wehr und Aufstellflächen für Gerät 100 Meter entfernt sind darin verzeichnet - beidseitig der Strecke.

Die Bahn hat getan, was sie immer tut - gerechnet und ihr Konzept für richtig befunden. Nur sieht die Praxis vor Ort anders aus. Beidseitigkeit taucht im neuen Konzept nicht auf, den schnellen, ausreichenden Löschwassereinsatz stellt der Verwaltungschef in Frage. Die Stationierung der sogenannten HFS-Löschwagen (quasi Großpumpen auf Rädern) an Baggerseen wie an der Straße Bergen oder am Hagener Meer nahe Mehrhoog sind so weit von der Strecke entfernt, dass die von HFS-Wagen mitgeführten Schläuche für zwei Kilometer Distanz nicht ausreichen. Vier Kilometer sind teils zu überbrücken. Allein durch die Montage der Leitungen dauert es im Ernstfall so lange, dass die Einsatzzeit nicht erfüllt werden dürfte. "Dann löschen wir nicht, sondern evakuieren", spitzt Romanski zu. Und: "Man kann viele Kompromisse machen, bei der Sicherheit von Menschen hört der Kompromiss auf."

Immerhin: Die Nachfrageliste, die die Bahn erhalten hat, wird jetzt von dieser abgearbeitet. Erste Zusagen, etwa mehr Türen in der Lärmschutzwand, gibt es schon. Hamminkeln will sich nicht davon unter Druck setzen lassen, dass Kompromisse gefordert werden, damit die Stadt etwa bei der Beseitigung der Bahnübergänge vom Land bezuschusst wird. Es geht für sie um drei Millionen Euro. Auch andere Themen sind offen: Troglage Mehrhoog, Bahnhof Mehrhoog, Sicherheitslage - die Stadt sieht das als Gesamtpaket und nicht als "Extrawürste". Der Rat hat beschlossen, nicht klein beizugeben. Er bleibt zurzeit dabei. Helmut Wisniewski (USD) sagte: "In den letzten Wochen ist Bewegung reingekommen. Das kleine gallische Dorf gibt sich nicht zufrieden." Die Ministerin hätte Widerspruch bei der Presseverkündung des Sicherheitskonzepts vernehmen können, wäre sie pünktlich gekommen.

(RP)
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