Wesel Dagmar E.: Ex-Freund des Opfers sagt aus

Wesel · Im Mordprozess Dagmar E. hat gestern der langjährige Freund des Opfers ausgesagt. Er nannte die Beziehung zwischen Mutter und Sohn, der sich als einer von vier Angeklagten vor dem Duisburger Landgericht verantworten muss, wenig herzlich. Mit materieller Zuwendung sei der junge Mann dagegen überschüttet worden.

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Prozess im Mordfall Dagmar E. in Duisburg gestartet

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Foto: dpa, jgu hpl

Als kuriose Beziehung beschrieb der 26-jährige Zeuge seine langjährige Partnerschaft mit der mehr als doppelt so alten Dinslakenerin. Er sei genauso alt gewesen, wie der Sohn der Frau. Dennoch habe man einiges gemeinsam unternommen, auch eine Reise. Zu Beginn der Beziehung sei Alexander E. introvertiert gewesen, habe keine Freunde gehabt und viele Stunden vor dem Computer verbracht. Seine Mutter habe sich gesorgt und gehofft, dass er Freunde findet. Die fand er schließlich in den drei Mitangeklagten. Obwohl auch die 58-Jährige sich grundsätzlich freute, habe sich Alexander E. doch sehr von den neuen Freunden beeinflussen lassen. Das habe auch schon mal zu Streit geführt.

Lautstarke Auseinandersetzungen zwischen Mutter und Sohn habe es mehrfach gegeben. Er könne sich erinnern, dass der Sohn der Mutter im Urlaub öffentlich eine Ohrfeige verpasste. "Es war nie ein herzliches Verhältnis zwischen Mutter und Sohn", sagte der Zeuge. Dennoch habe sie ihn finanziell gut versorgt, das Auto des Sohnes und eine private Ausbildung finanziert. Auch wisse er, dass der verstorbene Vater den Sohn nie recht akzeptierte, obwohl er ihn "mit materieller Zuwendung überschüttete". Dagmar E. schien ihm gut situiert zu sein, keinesfalls so, als hätte sie finanzielle Engpässe, sagte der Zeuge.

Als der Anruf kam, dass die Frau nicht zur Arbeit erschienen war und vermisst wird, waren die beiden bereits kein Paar mehr. Dennoch sorgte er sich: "Ich wusste, es muss etwas passiert sein", ahnte er. Denn Dagmar E. war dafür bekannt, dass sie ihren Beruf als Kosmetikerin liebt und zuverlässig ist. Er sei es gewesen, der gemeinsam mit Alexander E. zur Polizei ging und die Frau vermisst meldete.

"Er war relativ ruhig", beschrieb er das Verhalten des Angeklagten an dem Tag. Er habe gesagt, er könne sich nicht erklären, was mit seiner Mutter passiert sei. Auch lange nach dem Verschwinden der Frau habe er noch Kontakt zu dem Angeklagten gehabt. Von ihm erfuhr er auch, dass die Getötete nach ihm ein Verhältnis mit dem Mitangeklagten aus Wesel begonnen hatte. Der Weseler soll seine zwei Brüder und Alexander E. zum Mord angestiftet haben, weil er Dagmar E. Geld schuldete und diese es zurückhaben wollte.

Das Gericht will außer den geladenen Zeugen weitere Personen hören. Nach dem letzten Verhandlungstag hatte sich eine Frau aus dem Zuschauerraum beim Staatsanwalt gemeldet und gesagt, auch sie kenne weitere Zeugen. Das Gericht will dem nachgehen.

Einem Beweisantrag der Verteidigung, nochmals den Sachverständigen zu den Strangulationsspuren zu befragen, kam das Gericht noch nicht nach. Der Staatsanwaltschaft hatte den Antrag für überflüssig gehalten. Es sei bereits erwiesen, dass es sowohl stumpfe Gewalteinwirkung auf den Hals des Opfers als auch ein Verschließen der Atemwege gegeben habe.

(BL)
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