Wesel Chaos-Auftakt im Prozess um Erpressung und Körperverletzung

Wesel · Erpressung und Körperverletzung sind eigentlich so gar keine lustigen Angelegenheiten. Der Prozessauftakt um eben jene Verbrechen vor dem Weseler Amtsgericht wirkte jetzt jedoch mehr wie eine inszenierte Komödie denn wie ein Strafverfahren - zum großen Ärger von Staatsanwaltschaft und Richter. Grund: Zeugen kamen zu spät oder gar nicht, lärmten auf dem Flur, und das Opfer zeigte kaum Interesse an der Arbeit der Justiz.

Konkret verhandelt wurde ein Vorfall vom Juni 2015. Zwei Brüder (25 und 22 Jahre alt) sollen damals den Inhaber einer Gaststätte am Kornmarkt erpresst haben, ihnen 50.000 Euro auszuzahlen. Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, verprügelten sie den Mann, heißt es in der Anklage, und als das Opfer ihrer Forderung nicht nachkam, hätten sie versucht, den BMW des Gastronomen als Pfand mitzunehmen. Davon hielt sie jedoch die alarmierte Polizei ab.

Vor Gericht bestritten die Angeklagten, die Tat begangen zu haben. Das Geld hätten sie jedoch rechtmäßig gefordert, denn der 25-jährige Angeklagte sei Teilhaber der Gaststätte gewesen und hätte seinem Kompagnon immer wieder Geld für das Finanzamt geliehen. Nachdem er aus dem Geschäft ausgestiegen sei, habe er nur sein eigenes Geld zurückgefordert. Vor Richter und Staatsanwalt versuchte der 25-Jährige, dies mit selbst aufgestellten Rechnungen zu belegen - mit mäßigem Erfolg. Wer an was beteiligt und ob die Geldforderung berechtigt war, darüber konnte auch der Gastronom nicht Aufschluss geben. "Mir und Ihnen bereitet es viel mehr Kopfschmerzen, wenn wir das hier vor Gericht klären", verkündete er zudem. Man wolle das Ganze unter sich ausmachen. Das sei aber nicht im Sinne des Rechtsstaates, konterte der Staatsanwalt, bei Straftaten sei die Justiz zuständig.

Ihr bei der Klärung des Sachverhaltes zu helfen, ist eigentlich auch Aufgabe der Zeugen. Sie waren beim Prozessauftakt aber ebenfalls wenig hilfreich: Die Polizisten, die den Fall betreuten, erschienen nicht, und die Zeugen der Angeklagten und des Opfers unterhielten sich vor dem Gerichtssaal so laut über Fußball, dass der Richter sie zweimal ermahnen musste. Und zur Aussage von ihnen kam es auch nicht: Das Gericht will sich mit den Steuerunterlagen des Opfers zunächst Klarheit über die finanziellen Verbindungen zu den Angeklagten verschaffen. Weiter geht es dann am 1. März.

(lai)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort