Wesel BüderichsFlut-Nöte endlich im Fokus

Wesel · Die Politik zeigte sich im Hauptausschuss teilweise entsetzt, wie groß die Gefahr ist, dass starke Regenfälle in Büderich und Ginderich zu einer echten Katastrophe führen könnten.

Der Büdericher Herrmann Norff, Beisitzer der Bürgerinitiative der Salzbergbaugeschädigten, warnt schon seit mehr als zehn Jahren - mehr oder weniger erfolglos - vor den Folgen sintflutartiger Regenfälle im linksrheinischen Stadtgebiet Wesels. Durch Senkungen, verursacht durch den Borther Salzabbau, seien Trichter entstanden und Büderich in eine Schieflage gekommen. Die Folge ist, dass das vorhandene (modernisierte) Kanalsystem bei Starkregen nicht in der Lage ist, das Wasser schnell genug abzuleiten.

Genau das hat jetzt auch Peter Bootz, Technischer Prokurist der Weseler Stadtwerke, während der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses bestätigt. Die Verwaltung hatte ihn eingeladen, weil von der CDU, der FDP und den Grünen Anträge zum Thema "Starkregenfälle" eingereicht worden waren. Bootz hat der Politik deutlich gemacht, dass dringend etwas getan werden muss, damit in Büderich, Ginderich und Gest nicht früher oder später der Katastrophenfall ausgerufen werden muss, wenn es zu länger anhaltenden Regenfällen kommt. "Würden linksrheinisch innerhalb von sechs Stunden 120 Millimeter Regen fallen, so wie das Anfang Juni in Hamminkeln der Fall war, würden zahlreiche Straßen überschwemmt und Keller volllaufen", ließ Bootz den Ausschuss wissen.

Verwunderung und zum Teil ungläubiges Erstaunen löste sein Bericht über ein von den Stadtwerken bei einem Ingenieurbüro in Auftrag gegebenes Gutachten aus. Das soll zeigen, was passiert, wenn "urbane Sturzfluten" über Büderich und Ginderich niedergehen. Als Grundlage sollen Fotos dienen, die jetzt während einer Befliegung gemacht wurden. Die Geländeaufnahmen zeigen nicht weniger als 21.000 Senken, die größer als zehn Quadratmeter sind. Nun sind umfangreiche Vermessungsarbeiten am Boden notwendig, um alles zu überprüfen. Das Problem ist, dass die Stadtwerke einfach nicht genügend Personal haben, um diese notwendigen Arbeiten durchzuführen. Es kann also Monate, wenn nicht ein oder zwei Jahre dauern, bis das Gutachten in der gewünschten Form vorliegt.

"Gemeinsam mit Fachgremien muss möglichst schnell darüber gesprochen werden, wie sich Wassermassen umleiten lassen, damit Büderich und Ginderich nicht wie eine Badewanne volllaufen", forderte der Gindericher CDU-Ratsherr Michael Brinkhoff. Er sieht die Stadt als "Anstoßer", der den Salzbergbau-Schadensregulierer Cavity, die Linksniederrheinische Entwässerungsgenossenschaft (Lineg) und die Weseler Stadtwerke an einen Tisch bringt, um an dem so wichtigen Thema zu arbeiten. "Denn wenn es bei uns so regnet wie in Hamminkeln, stehen unsere Häuser unter Wasser", ist Brinkhoff überzeugt.

CDU-Fraktionschef Jürgen Linz, der in Büderich wohnt, pflichtete seinem Parteifreund bei. "Wir müssen nicht auf das Gutachten warten, sondern mit der Lineg Kontakt aufnehmen. Die Frage muss beantwortet werden, was zu tun ist, damit wir nicht wegziehen müssen und in Büderich bleiben können."

Jürgen Lantermann (Wir für Wesel) bekannte, dass er die Situation in Büderich bislang nicht ganz so dramatisch gesehen hat. Nun aber weiß er es besser. "Das ist ja saugefährlich dort. Da können wir nicht zwei Jahre warten, da müssen wir den Stadtwerken helfen." Aber wie genau? Für Bürgermeisterin Ulrike Westkamp ist klar, dass der nächste Schritt nur sein kann, dass sich der Aufsichtsrat der Stadtwerke in seiner nächsten Sitzung Ende des Monats intensiv mit dem Thema befasst.

(RP)
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