Hamminkeln Breitband: Konkurrenzkampf entbrannt

Hamminkeln · Kaum geht RWE in die Offensive, kontert die Deutsche Glasfaser mit neuem Angebot, dem FTTH-Breitband ohne Einschränkungen. Der Kunde genießt Vielfalt, leidet aber unter verwirrenden Infos mit technischen Versprechungen.

Konkurrenz belebt das Geschäft. Manchmal verwirrt sie aber - nämlich den Verbraucher. Im kleinen Mehrhoog ist der Wettbewerb der Kommunikationsanbieter entbrannt. Nach RWE, das gerade mit einem neuen Investitionsprojekt in den Breitbandmarkt in dem Hamminkelner Ortsteil vorstößt, nach der Deutschen Telekom und Unity Media startet mit Deutsche Glasfaser ab September das vierte Unternehmen eine "Nachfragebündelung" in Mehrhoog. Das gab die Firma gestern bekannt, nachdem RWE offensiv geworden war. Der Energieversorger kann weite Teile von Mehrhoog abdecken, aber nicht die Ortsmitte, wo die Telekom Breitband reserviert hat. Das toppt nun die Deutsche Glasfaser mit dem Hinweis: "Mehrhoog kann ein vollständiges Glasfasernetz in allen Siedlungslagen erhalten. Auch in der Ortsmitte."

Anteil an der Verwirrung hat auch die Stadt, die schnelles Internet überall erreichen will. In Mehrhoog ist sie Seite an Seite mit RWE. Deutsche Glasfaser unterstützt sie massiv in Brünen zusammen mit dem Verein Brüner für Brünen, der mit persönlichen Kontakten hilft, die von Glasfaser verlangte Anschlussquote von 40 Prozent zu erreichen. In Schermbeck hatte es, wie berichtet, nur zu seiner Quote von 28 Prozent gereicht. RWE hat für Mehrhoog ausdrücklich auf eine Mindestanschlusszahl verzichtet.

"Die Gestattungsverträge für Mehrhoog sind bereits unterzeichnet", berichtet Mirko Tanjsek, Projektleiter Deutsche Glasfaser. Geboten wird FTTH, das heißt "Fiber To The Home", zu deutsch: Glasfaser bis in die Wohnung, statt Kupfer auf der letzten Meile. Bei dieser Technologie erhält jeder Kunde seine eigene Glasfaserleitung bis ins Haus. "Die gebuchte Geschwindigkeit kommt dadurch tatsächlich beim Kunden an ", ergänzt Tanjsek.

Zumindest so weit es die Endtechnik zulässt. Allgemein wird der reinen Glasfaserleitung mehr Zukunftsperspektive attestiert, fortentwickelte Kupferleitungen gelten aber als für die meisten Bedürfnisse ausreichend. Deutsche Glasfaser wirbt so: "Nicht nur, dass Geschwindigkeiten von 100 Mbit/s der Anfang und nicht das Ende der Fahnenstange sind. Die Grenze nach oben ist so utopisch hoch, dass es vermutlich in den nächsten 50 bis 100 Jahren kaum Hardware geben wird, die diese Geschwindigkeiten auch nur annähernd verarbeiten kann." Die Datenübertragungsrate ist in beiden Richtungen hoch, also bei Down- und Upload. Dabei seien die Anschlüsse, die Deutsche Glasfaser verbaut, heute bereits gigabitfähig, heißt es. "Bei anderen Technologien sind nach wenigen Jahren wieder Investitionen notwendig und die Straßen werden erneut aufgerissen. Bei einem FTTH-Netz nicht", sagt der Projektleiter. Die Auswirkungen sind aber umstritten, zumal RWE beispielsweise aufrüstbare Leerrohre installiert.

Es bleibt aber dabei, dass die Deutsche Glasfaser erst nach erfolgreicher Nachfragebündelung in Mehrhoog tätig werden wird, um ein komplett neues Netz auszubauen. Auch hier gilt: 40 Prozent der anschließbaren Haushalte müssten sich im September und Oktober für einen Vertrag mit Deutsche Glasfaser entscheiden. "Damit sich das Vorhaben rechnet, brauchen wir die Mithilfe der Bürger", so Mirko Tanjsek. Auch Bürgermeister Bernd Romanski spricht sich für das Projekt aus: "Ich stehe auf Seiten der Breitverbandversorgung. Die Mehrhooger sind in der besten Situation."

(RP)
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