Wesel Bislicher Museum bekommt Kiesdampfer-Modell

Wesel · Der Schlepper "Anna" hat noch bis zum Jahr 1975 Schuten zu den Baggern und zum Rhein gebracht.

 Ernst-Werner Suhrborg (li.) gibt Peter von Bein das Modell

Ernst-Werner Suhrborg (li.) gibt Peter von Bein das Modell

Foto: Weissenfels

Diesel? Nein: Anfang des vergangenen Jahrhunderts waren Arbeitsschiffe dampfbetrieben, und das ist lange so geblieben. Auch die "Anna", Baujahr 1904, ein Dampfschleppboot der Firma Suhrborg, stand ununterbrochen im Dienst. Für die Bislicher muss sie über Jahrzehnte ein vertrauter Anblick gewesen sein. Gestern hat Ernst-Werner Suhrborg sein originalgetreues Modell der "Anna" dem Bislicher Museum geschenkt.

"Die ,Anna' war bis 1975 in Betrieb", erläutert der ehemalige Chef des Familienunternehmens, das inzwischen zur Holemans-Gruppe gehört. Wie es zu dem Namen kam, kann er sich nicht erklären. "Ich habe mehrere Generationen durchforscht, es gab keine Anna in unserer Familie", sagt er.

Das Dampfschleppboot war mit einem Kapitän und einem Matrosen besetzt. Es hatte die Aufgabe, die leeren Schuten - antriebslose Transportschiffe - zum Bagger zu schaffen und gefüllt wieder Richtung Rhein. Seinerzeit waren auch die Bagger dampfbetrieben. Alle Baggergeräte hatten diesen Antrieb, das war branchenüblich.

Im Krieg waren die Geräte der Firma Suhrborg bei Bomgenangriffen in den Jahren 1944 und 1945 gesunken. Drei Jahre später durften sie mit Sondergenehmigung der Alliierten gehoben werden und kamen wieder zum Einsatz.

"Die Maschinen mussten immer, auch samstags und sonntags, unter Dampf stehen", sagt Suhrborg. Der Grund dafür: Es hätte zu lange gedauert, bis sich nach dem Wochenende wieder der notwendige Druck im Kessel aufgebaut hätte. So stand immer eine Wache bei den Maschinen - rund um die Uhr.

Das Modell des Kiesdampfers hatte über viele Jahre das Büro von Ernst-Werner Suhrborg geziert. Es stammt aus der Werkstatt einer Hamburger Spezialfirma, die es im Verhältnis 1:50 fertigte.

Museumsleiter Peter von Bein freut sich über das Geschenk: Er will die Dauerausstellung des Museums überarbeiten, unter anderem soll ein Kapitel zur Nachkriegszeit in Bislich hinzukommen. Und der Kiesabbau ist mit der Ortsgeschichte untrennbar verbunden.

Das Dampfschleppboot "Anna" war hier im Einsatz, bis es 1975 außer Betrieb ging. "Wir haben es damals dem Schifffahrtsmuseum in Ruhrort angeboten", sagt Ernst-Werner Suhrborg. "Sie haben abgelehnt - vielleicht hätten sie heute gern so ein Boot." Doch die "Anna" ging dann in die Niederlande, zum Verschrotten.

(sz)
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