Wesel Betuwe: Der Neuling punktet

Wesel · An seinem ersten richtigen Arbeitstag als neuer NRW-Minister für Bauen und Verkehr nahm sich Lutz Lienenkämper gestern eine halbe Stunde für die Betuwe-Anrainer. Die übergaben ihm eine Resolution.

/ HAMMINKELN Nicht ganz so forsch wie sein Vorgänger, doch durchaus gewinnend: So war der Ersteindruck, den der Neue im Rüttgers-Klub gestern auf die Region entlang der Bahnstrecke zwischen Emmerich und Oberhausen gemacht hat. Seine Vorstellung als "Niederrheiner" brachte NRW-Verkehrsminister Lutz Lienenkämper erste Sympathiepunkte. Als er dann die "Betuwelijn" locker auf den Begriff gebracht hatte, waren möglichen Zweifeln am Signal zum Dialog jeglicher Nährboden entzogen.

Eine halbe Stunde hatte sich der Wittke-Nachfolger an seinem ersten richtigen Arbeitstag genommen. Dr. Bruno Ketteler (Rees) überreichte als Sprecher der interkommunalen Arbeitsgruppe "Betuwe – So nicht!" die Resolution, mit denen die Städte Emmerich, Rees, Hamminkeln, Wesel, Voerde und Dinslaken sowie die Kreise Wesel und Kleve ihre Forderungen an einen "menschenverträglichen Streckenausbau" untermauern. Natürlich machte Lienenkämper keine Zusagen in der Sache. Das hatte niemand ernsthaft erwartet. Doch er sicherte zu, den Gesprächsfaden, den sein Vorgänger geknüpft hatte, nicht abreißen zu lassen, um dem "Konsens" in der Waagschale mehr Gewicht zu verleihen. "Man kann's noch besser machen", so die ministerielle Formel.

Besuch an der Strecke

Der Minister, anschließend mit Oliver Wittke zum Übergabegespräch verabredet, sicherte zu, die Einladung zum Besuch an der Strecke "zügig, sobald ich den Kopf wieder über Wasser habe" anzunehmen. "20 Minuten vor Ort bringen mehr als 2000 Seiten Aktenstudium", so Lienenkämper. Das Zeitfenster sei arg knapp bemessen, so die prompte Gegenrede beim durchaus munteren Treffen im Landtag, der parallel über den Termin für die Kommunalwahl stritt.

Hamminkelns Bürgermeister Holger Schlierf erntete Zustimmung für seine Rollenerwartung an den jungen CDU-Minister. "Wir brauchen Sie als Begleiter, Katalysator und Mittler, um unsere Interessen bei Bund und Bahn wirksam vorzutragen." Fünf Meter hohe Schallschutzwände, so Schlierf, seien "einem Jahrhundert-Bauwerk nicht angemessen" und die millionenschwere Last für Kommunen bei der Beseitigung der Übergänge nicht zu schultern.

Beim Geld wich der Neuling im Amt staatsmännisch zurück, bemühte den Blick fürs "richtige Maß". Schlierf ließ nicht locker. "Mit der Strecke wird verdient." Der Personalwechsel im Landeskabinett hat für die Betuwe-Anrainer zumindest ein freundliches Gesicht bekommen. Mehr Schrecken verspricht der Roman von John Grisham, den Bruno Ketteler dem Minister als Dreingabe zur Resolution mit auf den Weg gab. "Bürgertreff für Trasse an der A 3", Seite B 2

(RP)
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