Schermbeck Beste Bedingungen bei Neuenhoffs

Schermbeck · "Ich bin sehr beeindruckt davon, was ein Familienbetrieb alles leisten kann", fasste Landrat Dr. Ansgar Müller gestern seine Eindrücke vom Besuch des Hofes der Familie Neuenhoff im Schermbecker Ortsteil Damm zusammen. Mit Vertretern der Kreiszüchterzentrale, der Kreisbauernschaft, der Landwirtschaftskammer und des Kreises Wesel besichtigte er einen der größten Milchviehbetriebe in der Gemeinde Schermbeck.

 Landrat Dr. Ansgar Müller ließ sich von Hartmut, Hildegard und Henning Neuenhoff (v.r.) über ihren landwirtschaftlichen Betrieb in Damm informieren.

Landrat Dr. Ansgar Müller ließ sich von Hartmut, Hildegard und Henning Neuenhoff (v.r.) über ihren landwirtschaftlichen Betrieb in Damm informieren.

Foto: Scheffler

Die Vorstellung des Betriebes übernahm der staatlich geprüfte Landwirt Hartmut Neuenhoff, der den jahrhundertealten Betrieb in x-ter Generation bewirtschaftet und dabei von Ehefrau Hildegard bei Büroarbeiten und vom Sohn Henning Neuenhoff, einem staatlich geprüften Agrarbetriebswirt, bei der Bewirtschaftung unterstützt wird. Von 38 Kühen im Jahre 1980 ist die Gesamtfläche durch Anpachtung von Wirtschaftsflächen inzwischen geschlossener Betriebe auf 240 Hektar angewachsen. Die Hälfte dient dem Ackerbau, die andere Hälfte fungiert als Grünland, wobei 100 Hektar in der Lippeaue in den Vertragsnaturschutz eingebracht wurden.

Neben den drei Familienmitgliedern erledigen drei fest angestellte Mitarbeiter, eine Aushilfskraft, ein Auszubildender und ein Praktikant die Arbeiten für den 220-köpfigen Milchviehbestand, zu dem weibliches Jungvieh in derselben Zahl kommt. Die Erntearbeiten werden an Lohnunternehmer vergeben. Die durchschnittliche Milch-Jahresleistung einer Kuh, die dreimal täglich gemolken wird, liegt bei 11 500 Kilogramm. Die Milch weist einen vierprozentigen Fettgehalt und 3,2 Prozent Eiweiß auf.

Bei der eigenen Tierzucht wird die Familie Neuenhoff vom Kreistierzuchtberater unterstützt. Die Besamung erfolgt künstlich durch einen Tierschutztechniker. Die für den eigenen Kuhbestand nicht benötigten Zuchtrinder werden über die monatlichen RUW-Auktionen in Krefeld vermarktet.

Um den Betrieb wirtschaftlich führen zu können, waren mehrfach Baumaßnahmen erforderlich. Der 1994 errichtete Boxenlaufstall wurde 1999 fürs Jungvieh erweitert. 2001 wurde eine Maschinenhalle errichtet, 2006 ein Boxenlaufstall für Jungvieh und für den Abkalbbereich, 2012 ein Boxenlaufstall für Kühe mit Tiefboxen, 2012 ein Melkhaus, 2014 ein Strohstall für Kälber und im selben Jahr eine Fahrsiloanlage. In den letzten zehn Jahren wurden insgesamt zwei Millionen Euro investiert. Da täte ein höherer Milchpreis gut. Derzeit beträgt der Grundpreis pro Liter 27 Cent, also elf Cent weniger als vor einem Jahr.

Bei der anschließenden Besichtigung eines Boxenlaufstalls konnten die Besucher den hohen Stand des Tierkomforts bestaunen. Die Kühe werden auf Tiefboxen artgerecht in einem Stall gehalten, der sehr gut belichtet und belüftet ist. Ein Spaltenroboter schiebt unermüdlich den Kot fort. "Der Verbrauch von Antibiotika ist seit 2012 deutlich zurückgegangen", nannte Hartmut Neuenhoff ebenso als Folge der Stallbedingungen wie den geringer gewordenen Besuch des Tierarztes.

Viel Lob gab es von Klaus Horstmann, der seit Anfang Juli beim Kreis Wesel für die Bereiche Naturschutz, Landwirtschaft, Jagd und Fischerei zuständig ist. Er bescheinigte der Familie Neuenhoff eine gute Kooperationsbereitschaft beim Vertragsnaturschutz, der mit Wilhelm Itjeshorst von der Biologischen Station des Kreises Wesel vertraglich geregelt wurde. Für Landrat Dr. Müller steht fest, dass er weitere landwirtschaftliche Betriebe im Kreis Wesel kennen lernen möchte.

(hes)
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