Wesel Bauverein: Kritische Aktionäre bleiben fern

Wesel · Beim Weseler Bauverein war man auf das Schlimmste vorbereitet: Mehr als zwölf Stunden hatte die neu angesetzte Jahreshauptversammlung im November vergangenen Jahres im Weseler Welcome-Hotel gedauert.

 Bauvereins-Vorstand Anett Leuchtmann stellte den Aktionären im Tannenhäuschen eine positive Bilanz des Jahres 2016 vor.

Bauvereins-Vorstand Anett Leuchtmann stellte den Aktionären im Tannenhäuschen eine positive Bilanz des Jahres 2016 vor.

Foto: Nikolei

Auch bei der gestrigen Hauptversammlung war die Stimmung unter den 21 erschienenen Aktionärsvertretern alles andere als gut. Aber diesmal endete die von drei Pausen unterbrochene Sitzung bereits nach knapp sechseinhalb Stunden. Ergebnis: 99,25 Prozent der Aktionäre stimmten für den Vorschlag einer vierprozentigen Dividendenauszahlung. Im vergangenen Jahr hatten die kritischen Aktionäre noch zehn Prozent gefordert.

Gestern war keiner der kritischen Aktionäre in Wesel. Nur Anwalt Dr. Linnerz ergriff als Bevollmächtigter von Frau Hauschild das Wort und stellte 38 der insgesamt 40 Fragen. Darunter auch die, ob denn 800 Euro als Zuschuss für das Weseler Ferienaktionsprogramm nötig seien. Dabei ging es Dr. Linnerz nach Auffassung von Lothar Venn, der dem Bauverein als Anwalt zur Seite steht, "darum, Fehler zu provozieren. Wobei ich Dr. Linnerz keinen Vorwurf mache. Er macht seinen Job sachlich und professionell. Ich denke, wir haben alle seine Fragen vollständig beantwortet."

Um verstehen zu können, was der Fragen-Marathon soll, muss man wissen, dass sich der Bauverein und die Volksbank (Voba) Rhein-Lippe Mitte Oktober vor dem Düsseldorfer Landgericht treffen. In dem Zivilprozess geht es um die Anfechtungsklage zur außerordentlichen Hauptversammlung im vergangenen Jahr. Die Voba hatte der Familie Hauschild vor rund 20 Jahren sogenannte vinkulierte Namensaktien des Bauvereins verkauft. Dieser Veräußerung hat der Aufsichtsrat des Bauvereins allerdings nie zugestimmt. Die Volksbank stellt nun jedes Jahr Frau Hauschild eine Vollmacht aus, um im Namen der Voba abzustimmen. Das hat wiederum zur Folge, dass sich Voba-Vorstand Ulf Lange bei einem Kleinaktionär eine Vollmacht holen muss, um überhaupt an der Versammlung teilnehmen zu können. Zu Wort gemeldet hat er sich gestern nicht. Das kritisierte Bauvereins-Aufsichtsratsmitgliede Ludger Hovest erneut.

Nach Ende der Hauptversammlung erklärte er im RP-Gespräch: "Tenor war, dass das Verhalten der Volksbank eine Schande ist. Es wäre an der Zeit, dem Spiel ein Ende zu bereiten. Zumal eine Hauptversammlung in dieser Form 120.000 Euro kostet. Geld, das für Investitionen fehlt." Die Volksbank könnte sich aus Sicht von Hovest ein Beispiel an Pilkington und der Atlas Vermögensgesellschaft, einer Tochter der Commerzbank, nehmen. Die hätten ihren "kritischen Aktionären" keine Vollmachten mehr ausgestellt.

Warum der Anwalt von Frau Hauschild auch gestern wieder eine Frage nach der anderen gestellt hat, kann Bauvereins-Anwalt Venn nicht mit Gewissheit sagen. "Wir können da nur spekulieren: Es geht womöglich darum, dass am Ende Frau Hauschild die 339 Aktien möglichst gut verkaufen möchte." Oder wie ein Teilnehmer der Versammlung am Rande bemerkte: "Es wird hier nur um formaljuristische Dinge gestritten. Und das alles dient nur dem einen Zweck von Hauschild & Co.: ,Ich will abzocken und tue alles, damit das gelingt'".

Sollte der Bauverein übrigens den Zivilprozess in Düsseldorf verlieren, hätte dies keine gravierenden Folgen, so Venn. Lediglich bei der nächsten Hauptversammlung im Sommer 2018 müsste über Details gesprochen werden.

(RP)
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