Serie Die Ausbildungsinitiative Kreis Wesel - Präsentiert Von Altana (folge 6) Bäckereien bieten jedem eine Chance

Wesel · Auch weniger gute Schüler können, Wille und Fleiß vorausgesetzt, in der Backstube oder im Verkauf glücklich werden.

 Bäckerei-Geschäftsführer Johannes Ernsting (r.) ist froh, einen Lehrling wie Sebastian Golley gefunden zu haben. "Er ist freundlich, fleißig und passt gut in unser Team", sagt der 27-jährige Konditormeister.

Bäckerei-Geschäftsführer Johannes Ernsting (r.) ist froh, einen Lehrling wie Sebastian Golley gefunden zu haben. "Er ist freundlich, fleißig und passt gut in unser Team", sagt der 27-jährige Konditormeister.

Foto: Klaus Nikolei

KREIs WESEL Zugegeben: Auf der Liste der beliebtesten Lehrberufe belegen die Ausbildungen zum Bäcker beziehungsweise zur Bäckerin und auch die zur Bäckereifachverkäuferin und zum Bäckereifachverkäufer nicht unbedingt eine Spitzenposition. Die meist frühen Arbeitszeiten, der Dienst auch an Wochenenden und die mitunter schweißtreibende Arbeit im Sommer an den Öfen sind natürlich etwas gewöhnungsbedürftig. Aber wer handwerklich hergestellte Lebensmittel liebt, gerne im Team arbeitet und einen krisensicheren Job sucht, der sollte sich einfach mal um einen Praktikumsplatz beim Bäcker um die Ecke bemühen.

Einer der Innungsbetriebe, die nur zu gerne ein Schnupperpraktikum anbieten, ist die Bäckerei-Konditorei Ernsting in Voerde-Friedrichsfeld. "Wir nehmen auch gerne junge Leute, die vielleicht in der Schule nicht die besten Noten haben", sagt Geschäftsführer Johannes Ernsting. "Denn wichtiger als gute Zensuren ist uns der Einsatzwille."

Über den verfügt beispielsweise Sebastian Golley. "Ich bin hier wirklich super happy", sagt der 20-jährige Dinslakener, der seit Anfang des Jahres bei Ernsting seine Ausbildung zum Bäcker absolviert. "Denn hier stimmt die Chemie mit dem Chef und das Betriebsklima." Das war in dem Unternehmen, in dem er im Herbst 2016 seine Lehre begonnen hatte und innerhalb der Probezeit die Ausbildung abgebrochen hatte, nicht ganz so. Deshalb der Wechsel. Für Sebastian Golley war schon früh klar, dass er einmal in einer Backstube arbeiten würde. Sein Vater war früher auch als Bäcker tätig. Johannes Ernsting schätzt an seinem Lehrling besonders dessen Einsatzwillen. "Er besitzt kein Auto und ist auf die Bahn angewiesen, damit er nicht zu spät kommt, ist er oftmals schon früher hier. Er hilft dann den Kollegen freiwillig."

Das gilt auch für den Beruf der Bäckereifachverkäuferin beziehungsweise des Bäckereifachverkäufers. "Wichtig ist, dass Interessenten sich klarmachen müssen, dass unsere Cafés an 365 Tagen im Jahr geöffnet haben. Wer in seinem Leben in erster Linie daran denkt, möglichst viel Freizeit zu haben, der wird bei uns nicht glücklich", gibt Ernsting unumwunden zu.

Aktuell sind in dem 1954 gegründeten Familienbetrieb 120 Voll- und Teilzeitkräfte, Lehrlinge und Aushilfen beschäftigt. Ernsting produziert Brote und Brötchen, Kuchen und Torten und vieles mehr am Standort Poststraße in Friedrichsfeld. Von dort werden die 18 Filialen zwischen Wesel und Duisburg-Walsum beliefert.

Natürlich ist für junge Leute auch wichtig, was man als Lehrling so verdient. Laut Tarif gibt es derzeit im ersten Jahr eine Ausbildungsvergütung in Höhe von 480 Euro, im zweiten beträgt sie 620 und im dritten Jahr 750 Euro. Ab dem 1. September steigen diese Summen um jeweils 20 Euro. "Und wer besonders gute Leistungen zeigt, der erhält eine Prämie bei der Firma Ernsting gestaffelt nach Lehrjahren von 50 bis zu 100 Euro", sagt der 27-Jährige, der Ende 2016 die Geschäfte von seinem Vater Ludger übernommen hat.

Wer einmal hinter die Kulissen von Ernsting schauen und ausprobieren möchte, ob ihm die Arbeit in der Backstube oder hinter der Verkaufstheke Spaß machen könnte, der kann unter 0281 1649310 anrufen, um einen Termin auszumachen - oder auf der Homepage www.baeckerei-ernsting.de einen Bewerbungsbogen ausfüllen. "Wir möchten dann natürlich auch das letzte Halbjahreszeugnis anschauen, achten dabei aber weniger auf Noten, sondern auf die Fehlzeiten." Johannes Ernstig ist nämlich wichtig, dass seine Leute zuverlässig sind. Außerdem müssen sie eine gewisse Teamfähigkeit mitbringen. Das gilt sowohl für die Backstube als auch für den Verkauf. "Die Teams in den Filialen organisieren sich nämlich selbst", erklärt er.

Am liebsten sind dem gelernten Bäcker, Konditormeister und Betriebswirt Bewerber, die mindestens 18 Jahre alt sind, da sie dann voll im Schichtbetrieb ihre Ausbildung durchlaufen können. "Denn Jugendliche unter 17 Jahren dürfen nicht vor fünf Uhr morgens anfangen, unter 18 nicht vor vier Uhr."

Aktuell hat die Bäckerei Ernsting noch drei freie Lehrstellen in der Bäckerei und fünf im Verkauf. Am 1. September werden aber auf jeden Fall sieben junge Frauen und ein junger Mann offiziell ihre Ausbildung starten. Wobei es so aussieht, als würden bis dahin auch noch zwei junge Syrer einen Lehrvertrag unterzeichnen. Die beiden absolvieren derzeit ein Praktikum in der Backstube. "Und das, was die beiden zeigen, kann sich wirklich sehen lassen", freut sich der Chef.

(RP)
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