Wesel Architekturpreis für Dom-Prinzipalstücke

Wesel · Willibrord: Lesepult, Abendmahlstisch und Kanzel, die von der Duisburger Architektin Jutta Heinze entworfen wurden, sind von der Evangelischen Kirche im Rheinland ausgezeichnet worden. Presbyterium hat entschieden: "Auch künftig kein Kreuz."

 Sind stolz auf die Prinzipalstücke: (v.l.) Architektin Jutta Heinze, Prof. Dr. Wolfgang Deurer, Pfarrerin Sarah Brödenfeld und Karl-Heinz Tieben.

Sind stolz auf die Prinzipalstücke: (v.l.) Architektin Jutta Heinze, Prof. Dr. Wolfgang Deurer, Pfarrerin Sarah Brödenfeld und Karl-Heinz Tieben.

Foto: Malz

Als am Reformationstag 2013 die neuen Prinzipalstücke im Willibrordi-Dom feierlich eingeweiht wurden, waren längst nicht alle Gottesdienstbesucher glücklich. Es gab Kritik an den Entwürfen der Duisburger Architektin Jutta Heinze. Nicht so sehr an Lesepult (Ambo) und Abendmahlstisch, sondern vor allem an der Kanzel. Die wurde in Leserbriefen unter anderem als "fehlgeleiteter Überseecontainer" oder auch als "Küchenzeile" bezeichnet.

Am Freitag nun sind die in Wesel lange ungeliebten Prinzipalstücke mit dem Architekturpreis der Evangelischen Kirche im Rheinland in der Kategorie Künstlerische Ausstattung ausgezeichnet worden. Eine siebenköpfige Delegation aus Wesel hat die Urkunde in Düsseldorf zusammen mit Architektin Jutta Heinze aus den Händen von Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, entgegengenommen. Die künstlerisch gestaltete Auszeichnung erhält jetzt einen Ehrenplatz in der Sakristei. Eine Art Preisgeld gibt es übrigens nicht. "Wir mussten sogar noch 50 Euro Teilnehmergebühr zahlen", sagte die Architektin lachend.

"Wir freuen uns sehr über den Preis, denn er bestätigt uns in unserer im Frühjahr 2013 getroffenen Entscheidung", sagte gestern Karl-Heinz Tieben, Vorsitzender des Dombauvereins. Dombaumeister Prof. Dr. Wolfgang Deurer pflichtete ihm bei und meinte: "Die Zeit war reif, die Provisorien von 1952 auszutauschen." Und auch Dompfarrerin Sarah Brödenfeld zeigte sich erfreut über die Auszeichnung: "Unser Mut ist ausgezeichnet worden."

Das Preisgericht, das aus insgesamt 34 Beiträgen drei erste Preise in den Kategorien Kirchenraum, Gemeindehaus und Künstlerische Ausstattung vergeben hat, zeigte sich "beeindruckt von der Selbstverständlichkeit, mit der sich die neuen Prinzipalstücke in die Architektur des Domes einfügen". Die zeitgemäße Interpretation der Prinzipalstücke trage auch zur Auseinandersetzung mit moderner Kunst im historischen Kontext bei. Presbyterium und Förderverein hätten eindrucksvoll den Mut bewiesen, sich das strikte und konsequente Entwurfskonzept der Architektin zu eigen zu machen und mit Gemeinde und Öffentlichkeit zu diskutieren. "Die Klarheit des gotischen Raumes verlangt nach einer ebensolchen Klarheit für Kanzel, Ambo und Abendmahlstisch. Die gewählte Materialität und Farbigkeit nimmt in subtiler Weise Bezug auf die vorhandene Raumausstattung einschließlich der Orgel und fügt sich so zu einem sehr überzeugenden Gesamtkonzept", meinte die Vorsitzende des Preisgerichtes, Dörte Moll, in ihrer Laudatio vor gut 150 Gästen im Landeskirchenamt.

Übrigens wird es im Dom auch künftig kein Kreuz geben. Das hat jetzt das Presbyterium entschieden. In einer Gemeindeversammlung hatte eine Mehrheit kürzlich erklärt, dass man ein Kreuz nicht vermisse.

(RP)
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