Wesel Alte Brücke schwimmt ans Ufer

Wesel · Die alte Rheinbrücke weicht Stück für Stück. Schon gestern Nachmittag ging die rechtsrheinische Hälfte mit dem Schwimmponton als Stütze auf die Reise ans Ufer. Ein Strategiewechsel erwies sich dabei als sehr erfolgreich.

 Geschafft: Bis zum Abend hatte der Brückenrest Pfeiler und Traggerüst deutlich hinter sich gelassen. Mit dem Abstand ist die Gefahr, bei Wellenschlag oder fallendem Wasserstand aufzuschlagen, gebannt.

Geschafft: Bis zum Abend hatte der Brückenrest Pfeiler und Traggerüst deutlich hinter sich gelassen. Mit dem Abstand ist die Gefahr, bei Wellenschlag oder fallendem Wasserstand aufzuschlagen, gebannt.

Foto: Bosmann, Jürgen

Die Nachricht, dass vielleicht gestern schon die schwierigste Phase des gesamten Abrissprojektes an der alten Rheinbrücke starten könnte, zeigte Wirkung. Zahlreiche Schaulustige rückten am Nachmittag an. Viele harrten gar bis zum Abend aus. Auch wenn es manchmal kaum wahrnehmbare Fortschritte war, wurden die Zaungäste am Ende belohnt. Bis zum Abend waren mit der rechtsrheinischen Hälfte satte 17 Meter Richtung Weseler Ufer geschafft. Der als Stütze fungierende Schwimmponton spielte dabei eine entscheidende Rolle. Dann nach einem Strategiewechsel wurde die Konstruktion zur treibenden Kraft.

Jetzt schiebt der Ponton

Anfangs hatte das Team von Straßen NRW und den beteiligten Firmen, das mit Aktion ingenieurtechnisches Neuland betritt, noch auf die Hydraulikpressen gesetzt. Die hatten beim bisherigen Verschub bekanntlich gute Dienste geleistet. Doch musste nach jedem Meter gestoppt werden, um Zugstangen nachzustellen. Das Bremsen machte der Ponton im Rhein nicht unmittelbar mit. Er schwamm nach, was besagte Stangen zu stauchen drohte. Fast eine Stunde stockte die Fahrt. Dann wurden die Pressen außer Dienst gestellt, der Ponton übernahm die Arbeit. Mit seinen mächtigen Winden zog er sich ans Ufer und drückte dabei das knapp 600 Tonnen schwere Bauteil auf das Gerüst mit der Verschubbahn. Das klappte laut Berthold Dünk von Straßen NRW so gut, dass mit dieser Methode heute weitergearbeitet wird.

Alles deutet darauf hin, dass die komplexe, zigmal durchgerechnete Aktion heute gelingt. Das Wetter passt bestens. Im Ponton ist noch genug Wasser zum Rauspumpen, um Höhenunterschiede bei fallendem Rheinpegel ausgleichen zu können. Was Schwankungen ausmachen können, erfuhren die Monteure auf dem Ponton gestern Morgen am eigenen Leibe. Ein Schuber hatte trotz des Gebots zur langsamen Fahrt eine Welle verursacht, die das Konstrukt gut 30 Zentimeter auf und ab tanzen ließ. Zum Glück hat sich niemand verletzt.

Zu möglichen Gefahren zählte auch der sorgsam einkalkulierte fallende Wasserstand. Die Verantwortlichen um Projektleiter Franz-Josef Scheuer (Straßen NRW) setzten alles daran, schnell genug Abstand des Brückenrestes vom Strompfeiler und vom dortigen Traggerüst zu erreichen. Diese Rechnung ist nun deutlich sichtbar aufgegangen. Das Schauspiel, gut abgesichert von Booten der Wasserschutzpolizei und des Wasser- und Schifffahrtsamtes, geht heute in den letzten Akt.

(RP)
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