Hamminkeln Ärger um Hunde in Heide-Idylle

Hamminkeln · Trotz Verbots lassen viele Hundehalter ihre Tiere im Naturschutzgebiet frei laufen. In der Dingdener Heide wollen nun die Bürgermeister von Hamminkeln und Rhede demonstrativ um mehr Naturschutz bitten.

 Freilaufende Hunde in der Dingdener Heide sind ein Problem. Bernd Romanski und sein Amtskollegein Rhede wollen das Thema nun angehen.

Freilaufende Hunde in der Dingdener Heide sind ein Problem. Bernd Romanski und sein Amtskollegein Rhede wollen das Thema nun angehen.

Foto: Ema/Berns

Bürgermeister Bernd Romanski ist schon mit vielen Vorhaben aufgefallen. Als Hundefreund ist er noch nicht aktenkundig. Das wird sich ändern. Denn am Sonntag kümmert er sich um Herr und Hund. Zum Stadtgebiet gehört nämlich die Dingdener/Büngersche Heide, das 400 Hektar große Naturschutzgebiet gelegen in den Kreisen Wesel und Borken - und mittendrin im Spannungsfeld zwischen Naturschutz und Freizeitnutzung. "Vor allem beim Umgang mit Hunden im Gebiet sehen wir derzeit viel Luft nach oben", heißt es bei der Bio-Station des Kreises Wesel. Die beiden Bürgermeister von Hamminkeln und Rhede (Jürgen Bernsmann) sehen das auch so, sie sind über den Stiftungsrat der Heide mit der Lage vor Ort vertraut. Die Naturexperten der Bio-Station loben das Engagement, das sie so von Verwaltungschefs noch nicht erlebt haben. Gemeinsam, auch der Kreis Wesel ist mit im Boot, will man die Hundehalter direkt vor Ort ansprechen und aufklären. Dass der Bürgermeister dabei auf den Hund kommen wird, gehört zum kommunikativen Plan und hat sachlichen Naturschutzgrund. In der Dingdener Heide gibt es viele Bodenbrüter, etwa den geschützten Großen Brachvogel und die selten gewordenen Kiebitze. Andererseits lieben Herrchen und Frauchen das weitläufige Gebiet, fahren oft mit dem Auto direkt in die Kernzone und genießen den Freiraum. Zwar fordern Schilder und Gesetz, im Schutzgebiet nur die ausgewiesenen Wege zu nutzen und Hunde an die kurze Leine zu legen. Doch wo kein Kläger da kein Richter, und so halten viele Hundebesitzer es für wichtiger, dem Bewegungsdrang ihrer Tiere freien Lauf zu lassen. Die Hunde stöbern dann manches Nest auf, auch Wild wird aufgeschreckt, manchmal sogar gejagt.

Romanski, von dem Vorschlag für die Aktion stammt, sagt: "Wir wollen überzeugen, dass angeleint wird, nicht Repressalien ausüben." Als Verwaltungschef hat "seine" Ordnungsbehörde öfter mit Vergehen im Schutzgebiet zu tun. "Es gibt Studien, die zeigen, dass Vögel sich schon von der Anwesenheit von Hunden gestört fühlen", sagt Wilhelm Itjeshorst, gelernter Botaniker und mit Ornithologe Thomas Traill für die Bio-Station Gebietsbetreuer der Dingdener Heide. Die Fachleute wissen, dass sich das Problem freilaufender Hunde vergrößert hat und überall in den Naturschutzgebieten des Kreises Wesel auftritt. Deshalb hat die Untere Naturschutzbehörde beim Kreis Wesel auch weitere Aktionen geplant, etwa im Orsoyer Rheinbogen. Oft sind es nicht angereiste Touristen, sondern heimische Feierabendhundefreunde, die die schöne Umgebung für Spaziergänge mit ihren Tieren nutzen. Werden sie angesprochen darauf, dass die Hunde nicht frei laufen gelassen werden dürfen, gibt es nach Erfahrungen der Naturschützer zwei Grundsatz-Typen: Der Patzige mit dem mangelnden Unrechtsbewusstsein, der sich Belehrungen verbittet und immer häufiger auftritt, und der Einsichtige, der angibt, nicht an die Folgen gedacht zu haben. Dabei ist Regel Nummer eins im Schutzgebiet umfassend und einfach zu verstehen: Auf den Wegen bleiben, auch nicht Zufahrten zu freien landwirtschaftlichen Flächen nutzen, nicht wild parken und Hunde anleinen. Das ist auch so im Naturschutzgebiet ausgeschildert, allerdings verwirrend unterschiedlich. Die Dingdner/Büngersche Heide gehört zu Kreisen Wesel und Rhede, und jede schildert für sich aus. Mal mit Piktogrammen unter dem Naturschutzschild mit rot durchgestrichenen Symbolen, mal mit klaren Verboten. Und weil es formal Kreisgrenzen zu beachten gilt, stehen mitten in der Heide neue Schilder, obwohl es sich um ein einheitliches Schutzgebiet handelt, das auch so von den Besuchern empfunden und von der Stiftung insgesamt betreut wird. Auch gibt es keine Halteverbotshinweise an den Wegrändern, die den ein oder anderen dazu bewegen könnten, an zentralen Parkplätzen sein Tier aus dem Auto zu lassen, statt direkt in der Wildnis. Apropos Auto: Wer Vögel beobachten will, ist hinter der Blechkarosse gut aufgehoben. Die Vögel stören sich nicht am Fahrzeug, weil es keinen Feind darstellt, nur am Menschen. Und laufenden Hunden.

(thh)
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