Niederrhein Abschied vom wertvollen Kant-Gemälde

Niederrhein · Das Museum Stadt Königsberg wurde in Duisburg aufgelöst, seine Sammlungsstücke gehen als Dauerleihgabe ins Ostpreußische Landesmuseum nach Lüneburg. Darunter befindet sich ein herausragendes Gemälde.

 Das Doebler-Gemälde von Immanuel Kant gehört der Stadt Duisburg, befindet sich aber jetzt in Lüneburg.

Das Doebler-Gemälde von Immanuel Kant gehört der Stadt Duisburg, befindet sich aber jetzt in Lüneburg.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Das Museum Stadt Königsberg ist in Duisburg mittlerweile Geschichte. Wie berichtet, wurde das Museum geschlossen. Die Bestände gehen nun in das Ostpreußische Landesmuseum in Lüneburg. Die entsprechenden Verträge sind unterzeichnet und wurden jetzt noch einmal - gewissermaßen rückwirkend - in der jüngsten Sitzung des Stadtrates abgesegnet. Der wichtigste Satz des Ratsbeschlusses heißt: "Das von der Stadt Duisburg dem Museum Stadt Königsberg überlassene Ausstellungsgut wird als Dauerleihgabe der Ostpreußischen Kulturstiftung, vertreten durch das Ostpreußische Landesmuseum, Lüneburg, zur Verfügung gestellt."

Die Räume des ehemaligen Duisburger Museums werden zurzeit renoviert und umgestaltet. Noch in diesem Frühjahr soll dort das im Aufbau befindliche Zentrum für Erinnerungskultur eröffnet werden. All das ist bekannt. Nicht allgemein bekannt ist, welche Objekte aus der Duisburger Sammlung nun nach Lüneburg wandern. Und da gibt es eine Überraschung!

In den vergangenen Monaten hat die Stadtverwaltung eine Liste mit den wertvollsten Sammlungsstücken erstellen lassen. Dabei, so heißt es im Verwaltungsbericht, habe sich gezeigt, "dass nur wenige Objekte hohe Werte ausweisen". Insgesamt werden 14 Exponate aufgelistet, deren Wert mit mindestens 1000 Euro kalkuliert wird. Darunter ist - als zweitwertvollstes Objekt - eine Silbersäule mit Bernsteineinlagen aus dem Jahre 1879, die von der Stadt Duisburg am 27. Dezember 1976 für 5000 Mark gekauft wurde und die jetzt einen geschätzten Wert von 30.000 Euro hat. Weitere herausragende Sammlungsstücke, die nun als Dauerleihgaben von Duisburg nach Lüneburg wandern, sind eine Kant-Büste (Guss von 1924), die 1972 dem Museum geschenkt wurde und deren Wert heute mit 5000 Euro angegeben wird, eine weitere, 1962 gegossene Kant-Büste (3000 Euro), eine Kupferstichkarte (Plan) von Königsberg aus dem Jahr 1730 (4000 Euro), ein Porträt von Agnes Miegel, ebenfalls ein Geschenk ans Museum (3000 Euro), oder auch eine "Vereinsfahne Heimattreuer Ost- und Westpreußen", die 1908 in Krefeld gestickt wurde und die als Dauerleihgabe dem Museum in Lüneburg zur Verfügung gestellt wird (2500 Euro).

Der große Ausreißer in dieser Liste besonders werthaltiger Objekte im Bestand der "Sammlung Königsberg" ist ein Ölgemälde von Immanuel Kant (1724 bis 1804), das noch zu Lebzeiten Kants gemalt wurde. Dieses Porträt konnte die Stadt Duisburg als Patenstadt Königsbergs bereits 1963 erwerben. Der Duisburger Pfarrer i.R. Lorenz Grimoni, der das Museum Stadt Königsberg jahrelang ehrenamtlich geleitet hatte, beschrieb das Bild im Katalog von 2004, der anlässlich des 200. Geburtstages des Philosophen bei der bedeutenden Duisburger Kant-Ausstellung herausgegeben wurde. Der Maler Gottlieb Doebler malte das Porträt 1791 zweimal. Ein Exemplar behielt die "Königsberger Totenkopfloge". Über dessen Verbleib sei nichts bekannt, so Lorenz Grimoni. In Duisburg befand sich das zweite Exemplar, das Immanuel Kant seinem Schüler, dem späteren Berliner Professor Johann Gottfried Karl Christian Kiesewetter geschenkt hatte.

Für dieses Gemälde wurden 1963 10.000 Mark bezahlt, eine damals stolze Summe. Doch aus heutiger Sicht war der damalige Kaufpreis sehr günstig. Das 37 mal 31 Zentimeter große Ölgemälde ist heute viel, viel mehr wert. Zuletzt wurde es von Duisburg nach Paris ausgeliehen und mit 350.000 Euro versichert. Nicht zuletzt in Hinblick auf dieses Gemälde wurden zwischen Duisburg und Lüneburg besondere Vereinbarungen getroffen; zum Beispiel, dass die Stadt Duisburg ein Vetorecht hat, wenn bestimmte Objekte für Ausstellungen außerhalb des Ostpreußischen Landesmuseums Lüneburg zur Verfügung gestellt werden sollen. Auch sieht der Dauerleihvertrag, der bis zum Jahr 2046 gilt, vor, dass es die Möglichkeit der vorzeitigen Rückforderung der Objekte bei "Eigenbedarf" der Stadt Duisburg gibt. Nicht zuletzt hat sich das Lüneburger Museum verpflichtet, die wertvollen Duisburger Dauerleihgaben konservatorisch zu pflegen.

(pk)
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