Interview Hans Van Triel 500 Mal Kultur auf dem Dorf

Hamminkeln · Hans van Triel, Vorsitzender des Kulturkreises Marienthal, über ein Jubiläum und die Zukunft der Marienthaler Abende.

 Hans van Triel, Werner Schneyder, Katja Ebstein, Hannelore Hoger und Cornelia Froboess.

Hans van Triel, Werner Schneyder, Katja Ebstein, Hannelore Hoger und Cornelia Froboess.

Foto: Mal/Mangione/Joosten/Anspach/Gebert

Rund 100.000 Menschen haben die zwei Reihen der Marienthaler Abende bisher besucht. Hochgerechnet bei je 200 Gästen bei den Sommerveranstaltungen und je 100 bei den Winterabenden - die genaue Zahl kennt niemand. 1984 begannen die Kulturmacher ihre Dorfkultur mit dem Gastspiel der Burghofbühne. Die "Lustigen Weiber von Windsor" lockten das Publikum. Am Sonntag, 20. Dezember, 16 Uhr, in der Klosterkirche Marienthal, spielt das Duo Cassard bei der 500. Veranstaltung. Hans van Triel ist Vorsitzender des Kulturkreises Marienthal und Programmmacher. Er spricht über die schönsten Momente der Kulturreihen und die Zukunft.

1984 begann die Kultur auf dem Dorf - hätten Sie sich träumen lassen, dass die Puste bis jetzt reicht?

Hans van Triel Wir haben am Anfang gedacht, wir machen ein oder zwei Sommer Kultur auf dem Dorf. Ich spielte damals in der Gruppe Seytensprung und habe meine Kontakte als Musiker genutzt. Also gab es Konzerte und Theater. Das war alles improvisiert, wir hatten ja keine Ausrüstung. Aber die Angebote funktionierten im schönen Marienthaler Umfeld. Der Bekanntheitsgrad wuchs. Viele Künstler stimmten Gagen zu, die für uns machbar waren. Wir haben uns als Veranstalter schnell einen guten Namen erworben, weil wir mit den Künstlern sehr persönlich umgegangen sind. Alle fühlten sich wohl.

Zur Sommer-Reihe kamen die Winterabende.

van Triel Die gibt es nun seit über 15 Jahren. Wir hatten viele interessierte Künstler, die im kleinen Rahmen Veranstaltungen machen wollten. Im kleinen Raum von Haus Elmer war das möglich. Zu den Sommerabenden kamen Kulturevents von November bis März/April. Der Zuspruch war gut. Nun ist ein Winterabend zufällig die 500. Veranstaltung. Das heißt auch: Karl-Heinz Elmer, meine Frau Bärbel und ich haben ein halbes Leben lang Kultur auf dem Dorf gemacht ohne riesengroßes Sponsoring. Für die Zukunft ist es wichtig, dass sich andere Interessierte anschließen.

Aber Sie machen weiter?

van Triel Natürlich, aber auch wir werden älter. Uns spornt der große Zuspruch durch das Publikum an. Die beiden Winterabende dieser Saison waren sehr gut besucht, die Sommerabende verzeichnen aufsteigende Zahlen. Das freut uns, denn wir hatten auch schon eine Durststrecke, als das Hotel Haus Elmer verkauft worden war. Damals kamen wir im Voshövel unter, dafür bin ich sehr dankbar. Jetzt sind wir wieder autark, und wir brauchen gute Besucherzahlen. Denn wir müssen Ton- und Lichtanlagen finanzieren, die Gagen sind gestiegen usw. Dass wir richtig liegen, hat eine Besucherumfrage im Sommer erwiesen. Das Programm wurde sehr gut bewertet. Der bekannte Gitarrist Siggi Schwarz hat das, was wir machen, als Gesamtkunstwerk auf dem Dorf bezeichnet. Ich finde, das passt.

Wo kommt Ihr Publikum her?

van Triel Der Einzugsbereich ist groß, viele reisen aus ziemlicher Entfernung an. Wir konzentrieren uns auf kabarettistische Bereiche, Weltmusik und a cappella. Renommierte Künstler wie Hannelore Hoger, Cornelia Froboess oder die New York Voices, die heute viel zu teuer für uns wären, waren hier. Wir holen Gruppen, die sonst hier in der Region nicht zu sehen sind. Von den a-cappella-Gruppen hatten wir die besten der Welt bei uns. Vor vier Jahren etwa hatten wir als erste in Deutschland die Magnets aus London, heute sind sie ganz groß im Geschäft.

Früher auf dem Klosterplatz dann im lila Zelt von Flic-Flac, jetzt im Kirmeszelt oder Open Air am Gerstenfeld - das hat was. Im Regionale-Projekt "Waldband" wurde Marienthal hochgestuft, es geht um eine offene Kulturhalle nebst Neuerungen im Dorf wie einen Wohnmobilstellplatz.

van Triel Die Zeichen stehen auf grün, die Frage ist, wie zügig die Umsetzung funktioniert. Eine Waldbühne als Mehrzweckbühne wäre gut. Dann könnten wir Kulturveranstaltungen und damit das Dorf voranbringen. Viel hat sich entwickelt in 25 Jahren: Zweimal gab es unter Leitung des Kulturkreises die Kreiskulturtage in Marienthal, Martinsmarkt, Kunst im Kreuzgang oder der Mittsommermarkt haben regionale Bedeutung. Ich bin froh, dass die Dorfgemeinschaft an einem Strang zieht.

Kern bleibt die Kultur auf dem Dorf. Ist Ihr Programm noch zu toppen?

van Triel Im Januar fahren wir zu dritt zur Kulturbörse nach Freiburg. 1000 Programmpunkte auf mehreren Bühnen sind dort an zwei Tagen zu erleben - alles 20-minütige Live-Auftritte. Da muss man versuchen, die herauszufinden, die auf dem Weg nach oben sind. Da bekommt man gute Eindrücke. Die Kostenfrage spielt immer mit, wir haben auch Sponsoren, aber keine Großsponsoren, die Eintrittsgelder sind unsere Finanzierung. Dann geht es darum, ob die Tourneepläne zu einem Abstecher aufs Dorf passen. Manchmal gelingt das. Aus Singapur war MiCapella im Januar bei uns, jetzt sind sie groß herausgekommen.

Was passiert am Jubiläumssonntag?

van Triel Wir haben mit Cassard - das sind Johannes Mayr und Christoph Pelgen - zwei Ausnahmemusiker mit interessanten Instrumenten da. Nach dem Konzert laden wir zu Glühwein und Gebäck an den Stand auf dem Dorfplatz ein. Es gibt keine großen Reden, es gibt gute Gespräche bei hoffentlich gutem Wetter.

THOMAS HESSE FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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