Wesel 200 neue Flüchtlinge kommen nach Wesel

Wesel · Auf Geheiß der Bezirksregierung lässt der Kreis Wesel auf dem Gelände der Notunterkunft an der Trappstraße weitere Wohncontainer aufbauen. Möglich, dass bereits am Abend mehrere Busse mit Flüchtlingen dort eintreffen.

Wesel: 200 neue Flüchtlinge kommen nach Wesel
Foto: Weissenfels

Wirklich überrascht hat die Nachricht, die Landrat Dr. Ansgar Müller gestern Nachmittag beim Pressetermin an der Notunterkunft Trappstraße verkündete, niemanden so richtig. Denn dass der Kreis im Namen des Landes über kurz oder lang weitere Plätze für Flüchtlinge schaffen muss, war eigentlich jedem klar. "Wir sind am Mittwoch von der Bezirksregierung Düsseldorf aufgefordert worden, eine Unterkunft des Landes NRW für 200 weitere Menschen bereitzustellen", sagte der Landrat. "Und zwar bis Freitagabend."

Weil das Areal an der Trappstraße riesig ist und (vor allem ehrenamtliche) Hilfskräfte von Rotem Kreuz, Maltestern, der Feuerwehr, der Kreisverwaltung und der Bundeswehr dort seit Ende vergangener Woche eine Notunterkunft mit aktuell 310 Flüchtlingen auf die Beine gestellt haben, werden auch die 200 Neuankömmlinge dort ab heute Abend - oder vielleicht auch erst ab dem Wochenende - eine sichere Bleibe finden. Und zwar in Wohncontainern, um deren Anschaffung sich unter anderem DRK-Einsatzleiter Daniel Keller in weiser Voraussicht bereits gekümmert hat.

"Die Verfügbarkeit von Zelten, Matratzen und Betten ist durch die große Zahl der Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, aktuell sehr eingeschränkt", erklärt Keller. Nur zu gerne berichtet er von der Dankbarkeit der Flüchtlinge, von denen die meisten aus Syrien und Afghanistan, einige auch aus Nordafrika stammen. "Und es ist wirklich so, dass die Helfer alle hoch motiviert sind und die Stimmung wirklich gut ist. Alle sind froh, den Flüchtlingen Schutz und Obdach zu geben."

Bedauerlich, aber nicht zu ändern ist aus Sicht des Kreises, dass nun auch Familien mit einer Unterbringung in Wohncontainern vorliebnehmen müssen. Bislang sind in den Containern lediglich junge Männer untergebracht. Die Familien leben in den Büros im Ex-Trapp-Verwaltungsgebäude, das seit einigen Jahren der niederländischen Firma Volker Wessels gehört. Mit Wessels hat der Kreis einen Mietvertrag bis Februar geschlossen. Durchaus denkbar, dass dieser Vertrag verlängert wird. Denn niemand kann derzeit verlässliche Angaben darüber machen, wie lange die Flüchtlinge in Wesel bleiben, bevor sie vom Land einer Kommune zugewiesen werden, um dort einen Asylantrag stellen zu können.

Flüchtlinge: Große Hilfsbereitschaft in Dortmund
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Große Hilfsbereitschaft am Dortmunder Hauptbahnhof

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Foto: dpa, mjh

Dass es in der Notunterkunft bislang friedlich geblieben ist und alles vergleichsweise reibungslos funktioniert, ist nicht zuletzt der ehrenamtlich Arbeit von Jussef Jussef (53) zu verdanken. Der Geschäftsmann aus Rheinberg, der vor 34 Jahren als Flüchtling aus Syrien nach Deutschland kam, ist einer von vier Dolmetschern, die sich freiwillig beim Kreis gemeldet haben. "Ich bin zum Teil 16 Stunden am Tag hier und muss alles übersetzen und den arabischen Flüchtlingen erklären, wie das hier alles abläuft", erzählt er. Über die vielen Schicksale, von denen er erfahren hat, spricht er nicht gerne. "Es ist einfach zu viel. Wichtig ist, dass die Menschen nicht wild durcheinander in den Containern leben, sondern nach Herkunftsländern geordnet. Sonst gibt es ein Chaos", ist er überzeugt.

(RP)
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