Hamminkeln 20 Kilometer im Wegenetz verschwunden

Hamminkeln · Wirtschaftswegekonzept: Die Sanierung folgt einer neuen Strategie. 40 Kilometer im Straßennetz könnten wegfallen.

 Über Wirtschaftswege werden große Lasten bewegt. Hier ist ein Traktor auf dem Thülenweg unterwegs.

Über Wirtschaftswege werden große Lasten bewegt. Hier ist ein Traktor auf dem Thülenweg unterwegs.

Foto: ema

450 Kilometer ist das Hamminkelner Straßennetz lang. Theoretisch. Im Mai hatte die Firma Ge-Komm im Auftrag der Stadt die große Tour gemacht und Tausende Fotos von Wegen und Straßen geschossen. Und eine Überraschung erlebt: verschwundene Straßen und Wege in einer Länge von 20 Kilometern. Das ist eine gute und schlechte Nachricht zugleich. Man weiß nicht, wer und warum die Wege vereinnahmt hat. Doch 20 Kilometer weniger heißt auch weniger Aufwand und Kosten bei einer möglichen Sanierung.

Die Serienbilder wurden von der Fachfirma aufgenommen, um das gesamte Straßensystem, das in Regie der Stadt steht, in Kategorien nach Verkehrsbedeutung und Notwendigkeit einzuordnen. Am Ende wurden Wegebeziehungen entwickelt, die das Netz an vielen Stellen verändern würden. In fünf Versammlungen in den Ortsteilen wird das Ergebnis vorgestellt. Montag ist das Wirtschaftswegekonzept zunächst Thema in Hamminkeln.

Die Herangehensweise ist neu. Das Riesenstraßennetz, über dessen teure Ausbesserung oft debattiert und gestritten wurde, lässt sich wegen der Kosten nicht komplett sanieren. Also wurde es nach einem festgelegten System untersucht - dies muss eingehalten werden, damit es 50.000 Euro Fördergeld für Straßen-Check gibt. "Die Kernbotschaft: Es geht nicht nur um Zustand, sondern die neutrale Betrachtung, welche Wege welchen Zweck erfüllen und ob das ganze Netz nötig ist", sagte Bürgermeister Bernd Romanski. Da kann es sein, dass bestehende Verbindungen in anderen Zusammenhängen als derzeit gedacht werden, um Gehöfte, Betriebe oder Häuser im Außenbereich gebündelt zu bedienen. Nicht jede gewohnte Abkürzung oder Nebenstraße muss bleiben. Als Beispiel nannte Romanski den Bruchweg zwischen Hamminkeln und Wesel, den viele nutzen, um die B 473 zu meiden. Damit bekäme die Bewertung der Wirtschaftswege auch verkehrslenkenden Charakter. Manche Anlieger würden es dann ruhiger haben. Eingebaut ins System ist übrigens das bestehende Radwegenetz. Es soll weitgehend bleiben.

Die Kategorien reichen vom multifunktionalen Weg, der von vielen Verkehrsteilnehmern genutzt wird oder der Erschließung dient, bis zum Zugangsweg, an dem nur ein Hof angebunden ist. Die Ge-Komm Geschäftsführer Bernd Mende und Eugen Bitjukov glauben, dass letztendlich 40 Kilometer "entbehrlich" sind. Die Stadt könne darauf verzichten, diese Wege zu unterhalten, weil sie keine große Bedeutung haben. Das System sei aus der Sicht der Allgemeinheit entwickelt, nicht nach Einzelinteressen. 70 bis 80 Kilometer bekommen eine veränderte Kategorisierung gegenüber der bisherigen Einschätzung.

Stadt und Büro wollen ihre bisherige Arbeit als Vorschläge verstanden wissen, die bei den fünf Veranstaltungen der Öffentlichkeit präsentiert werden. Die Bürger können im Internetportal www.wirtschaftswegekonzept.de den jeweiligen Stand abrufen und ihre Meinung dazu abgeben.

Das Konzept muss bis Ende November verabschiedet sein. Das letzte Wort hat die Politik.

(RP)
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