Wermelskirchen "Zuhören erspart manch eine Pille"

Wermelskirchen · Nach 34 Jahren geht Dr. Michael Bredenbröker in den Ruhestand - fast 28 davon hat er in Wermelskirchen verbracht. Zum Abschied erinnert sich der Augenarzt.

 Nach Ostern wird Dr. Michael Bredenbröker nur noch selten in seiner Praxis anzutreffen sein.

Nach Ostern wird Dr. Michael Bredenbröker nur noch selten in seiner Praxis anzutreffen sein.

Foto: J. Moll

Das Wartezimmer war voll. Eigentlich schon immer. Es gab keine Konkurrenz, das Einzugsgebiet war groß, die Praxis hatte sich schon Jahre zuvor einen Namen gemacht. Aber Dr. Michael Bredenbröker nahm sich trotzdem Zeit. Er wollte genau hinhören, auch mal zwischen den Zeilen lesen, wenn die Patienten von ihren Beschwerden berichteten. "Wenn Ärzte sich Zeit nehmen, dann spart man sich die eine oder andere Pille", sagt er. Das sei seine Philosophie als Arzt gewesen, schon immer.

"Mein Vater war Chirurg", erzählt der Arzt, "und vier meiner fünf Geschwister sind ebenfalls Mediziner geworden." Zunächst stieg der gebürtige Münsteraner dann auch in die Fußstapfen des Vaters. Nach dem Abi musste er warten, weil der Numerus Clausus nicht reichte, studierte erst Agrarwissenschaften, dann Wirtschaftswissenschaften und Geologie, bevor er 1976 endlich in die Humanmedizin einsteigen durfte. Er entschied sich schließlich für die Chirurgie - wie einst der Vater. Aber die Arbeit in der Chirurgie im Düsseldorfer Marienhospital entpuppte sich als Dauerlauf: wenig Schlaf, ein rauer Ton und Träume, die sich ständig um chirurgische Themen drehten. "Damals wechselte ich die Abteilung", erzählt Bredenbröker. Und so kam er zur Augenmedizin. Schnell durfte er an Operationen teilnehmen, lernte viel, machte den Facharzt und träumte nie mehr von der Chirurgie.

1990 hörte er dann zum ersten Mal von jener Praxis in Wermelskirchen: Dort hatten Dr. Christian Gebauer und Dr. Edgar Schomburg bereits einen guten Ruf genossen. Und 1990 suchte ihr Nachfolger Dr. Guido Kluxen einen Kollegen für die Praxis am Lochesplatz. Beim ersten Beschnuppern in Wermelskirchen stellten beide Ärzte fest: Die Zusammenarbeit funktioniert. "Die Praxis hatte einen richtig guten Ruf, viele Patienten und es bestand die Möglichkeit für Operationen", sagt Bredenbröker. Und weil er mit seiner größer werdenden Familie ohnehin einen Platz im ländlicheren Raum suchte und eine Niederlassung ins Auge gefasst hatte, kam ihm das Angebot aus Wermelskirchen gerade recht. "Dann begann eine wirklich intensive Zusammenarbeit", sagt der Augenarzt.

Als es in den Bergischen Städten noch keine Lasertechnik in den Augenarzt-Praxen gab, da hatten Kluxen und Bredenbröker sie bereits. Operationen, neueste Technik, fortschrittliches Denken: Die beiden machten sich einen eigenen Namen. "Zwischenzeitlich wurde die Bushaltestelle nach unserer Praxis benannt", erzählt Bredenbröker und schmunzelt. Während Kluxen schließlich einige Wochen im Jahr beim Praxisaufbau in Afrika verbrachte, stieg Bredenbröker in die Kommunalpolitik ein. "Wir haben das mitgetragen", sagt der Arzt, "er mein politisches Engagement, ich seines in Afrika." Der Alltag war stressig, aber Bredenbröker gewöhnte sich schnell an den Takt.

"In den Ferien konnte ich dann abschalten", erzählt er. Dann fuhr er mit seiner Frau und den drei Kindern in eine Hütte in den Wald. "Wir haben dann gelebt wie Pippi Langstrumpf", erzählt er. Und Michael Bredenbröker gewann Abstand, bevor es zurückging in den Praxisalltag. Auf Dr. Kluxen folgte schließlich Dr. Nolte. 2009 öffneten sie die Praxis für ein gemeinsames Projekt mit fünf anderen Ärzten in der Region: Die Augenpraxisklinik entstand.

Zum 1. April gibt Michael Bredenbröker seine Niederlassung nun auf. Die Gesundheit spielt nicht mehr mit und zwang ihn bereits in den vergangenen Monaten zum Kürzertreten. "Dadurch habe ich bereits ein bisschen Dampf aus dem Kessel genommen, so dass mir der Abschied nun nicht mehr so schwer fällt", sagt er. Außerdem hat er Pläne: Er hat sich ein neues Mountainbike gekauft. Und sobald die Gesundheit wieder mitspielt, will er zurück in die Berge. Bis 1700 Meter klettert er dann mit dem Fahrrad. Aber hin und wieder wird er zurückkehren - als Vertretung in seiner alten Praxis.

(resa)
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