Wermelskirchen Ziegen pflegen die bergische Landschaft
Wermelskirchen · Benedikt Deppe ist Ziegenlandwirt in Dabringhausen und verleiht einige seiner 300 Tiere gerne als Attraktion für Weihnachtsmärkte.
Dass Ochs und Esel an der Jesus-Krippe gewesen sein sollen, ist wohlbekannt. Ob dort auch Ziegen und Schafe waren, wissen wir ebenso wenig genau, die laut biblischer Erzählung an der Geburtsstätte von Christus vorhandenen Hirten legen dies jedoch nahe. Schließlich sind Ziegen in dortigen Regionen nichts Ungewöhnliches.
Deutlich außergewöhnlicher ist da schon eine Ziegen-Landwirtschaft in Dabringhausen und wie diese Ziegen in unseren modernen Zeiten genutzt werden: Die Hauptaufgabe von Benedikt Deppes Tieren ist nämlich in erster Linie der Naturschutz. Für diese Arbeit werden die Ziegen von beispielsweise Kommunen, Verbänden oder Firmen, die Ausgleichsflächen schaffen müssen, "gebucht" wie gefragte Schauspieler für eine Film-Premiere. Allerdings: Einige seiner zahmen Tiere "verleiht" Deppe in der Vorweihnachtszeit zudem gerne als Attraktion für Weihnachtsmärkte.
"Mit dem Naturschutz unserer heutigen Zeit sind zahlreiche Dienstleistungen verbunden. Ich stelle als Ziegenlandwirt meine Tiere für die umweltschonende Beweidung von Flächen zur Verfügung - hier in der Region und sogar bis in die Eifel hinein", sagt Deppe, der gemeinsam mit seinem Bruder zusätzlich einen Betrieb für Landschaftspflege führt. Mit der natürlichen Beweidung durch die Ziegen werden die sogenannten Neophyten (oder Neobiota) "bekämpft", die eine gewünschte, artenreiche Wiese mit ihrem Wuchs verdrängen. Zu den Neophyten-Pflanzen gehören beispielsweise Staudenknöterich oder das Springkraut, das sich bekanntlich auch in Wermelskirchen besonders zum Ärger vieler Hobby-Gärtner breitmacht. Auf der Ziegenfarm, die Benedikt Deppe zur Vergrößerung erst unlängst von Overath nach Wermelskirchen verlegt hat, leben 250 bis 300 Tiere - alle überwintern zur Zeit im Stall, wo sie in der kalten Jahreszeit auch ihren Nachwuchs werfen. "Manche sagen Kitze dazu, für mich sind es Lämmer", sagt Benedikt Deppe mit Blick auf die rund 70 Ziegen-"Kinder", die in seiner Herde in den vergangenen Wochen zur Welt kamen. "Meist bringt eine Ziege zwei Junge zur Welt, manchmal eines, selten drei. Hilfe von Menschenhand ist dabei kaum erforderlich, dennoch halte ich natürlich ein Auge darauf, wenn ich sehe, dass eine Ziegen-Mama kurz vor dem Wurf steht", erzählt der 30-jährige Vater einer zweieinhalbjährigen Tochter, der im Moment, wo die Ziegen in den Ställen sind, 14 bis 15 Stunden pro Tag bei seinen Tieren verbringt. Nach der Geburt versetzt der passionierte Ziegenhalter, wie sich Deppe voller Leidenschaft selbst bezeichnet, das Muttertier mit den Lämmern erst einmal in eine Einzelbox, damit sich eine stabile Muter-Kind-Bindung entwickeln kann. Danach - mit mehreren Tieren in einem Stallungs-Gehege - kann Deppe die Jungtiere anhand einer Nummer im Ohr der Mutter zuordnen, denn natürlich sind alle Tiere in einer Kartei registriert.
Benedikt Deppe, der seit 2004 als Ziegenlandwirt aktiv ist, wuchs mit der Landwirtschaft auf - sein Vater Rainer Deppe führte einst einen Pachtbetrieb mit Schafen, bevor es ihn in die Politik verschlug, wo er als CDU-Abgeordneter im nordrhein-westfälischen Landtag in Düsseldorf vertreten ist.
Übrigens: Eine Wurst- oder Fleischvermarktung seiner Tiere wickelt Benedikt Deppe lediglich auf Bestellung ab. "Dafür gibt es kaum einen Bedarf, gefragt ist in unseren Breiten nur Lammfleisch", sagt Benedikt Deppe.