Uta Lenz "Wir kämpfen weiter für den Standort"

Wermelskirchen · Die Schulpflegschaftsvorsitzende der Grundschule Hünger über die Berufstätigkeit der heutigen Mütter, das Engagement der Eltern, die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und die Auftritte des Vorsitzenden des Betreuungsvereins.

 Die Grundschule Hünger ist ein Standort der Schule Am Haiderbach. Sie wird geleitet von Marion Klein.

Die Grundschule Hünger ist ein Standort der Schule Am Haiderbach. Sie wird geleitet von Marion Klein.

Foto: Udo Teifel/Jürgen Moll (Archiv)

Frau Lenz, wie ist die Stimmung zurzeit an der Grundschule Hünger, speziell nach der Nachricht, dass die Stadtverwaltung nun doch die OGS-Deckelung aufhebt?

Uta Lenz: "Wir kämpfen weiter für den Standort"
Foto: Moll Jürgen

Lenz Grundsätzlich freuen wir uns, dass die Deckelung der OGS-Kapazität aufgehoben wird und das neue erste Schuljahr gesichert ist. Was die Freude aller in Hünger aber etwas trübt, ist der Kampf vor solchen Entscheidungen. Denn wir wissen auch jetzt noch nicht, was in Zukunft auf uns zukommt.

Wie sieht es mit den Mensa-Plänen aus?

Lenz Die Schulleitung ist noch nicht in die detaillierte Planung für die Mensa eingebunden. Ich habe die Sorge, dass mit der vom Bürgermeister angekündigten neuen OGS-Deckelung nach der Fertigstellung der Mensa wieder neue Schwierigkeiten auf uns zukommen werden. Hünger ist übrigens der einzige Standort, an dem es eine solche Deckelung gibt! Außerdem gibt es ja in zwei Jahren nur noch die OGS-Betreuung in Hünger und nicht mehr zusätzlich die Betreuung bis 14 Uhr, die der Betreuungsverein seit Jahrzehnten anbietet, obwohl das alles den Elternwillen nicht widerspiegelt.

Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe dafür?

Lenz Es ist klar, warum die Stadtverwaltung nicht will, dass es in Hünger eine Betreuung bis 14 Uhr und ein OGS bis 16 Uhr gibt, denn dies würde ja den Standort stärken. Die Begründung der Verwaltung ist: Keine Schule habe dieses Betreuungsangebot und Hünger dürfe keine Sonderrolle einnehmen. Aber Hünger hat sowieso schon eine Sonderrolle: Es ist die einzige Schule bislang ohne Mensa und die einzige, die für die Über-Mittag-Betreuung selber aufkommen musste. Irgendwie hat man immer das Gefühl, die Stadt will auf Teufel komm raus den Standort Hünger dichtmachen.

Wie kam es zur Deckelung der OGS-Kapazität auf 45 Plätze?

Lenz Im Juni 2016 gab es den ersten Hinweis vom Betreuungsverein an die Stadtverwaltung, dass es 2017/18 mit dem Essensangebot für die Kinder eng werden würde. Im Oktober gab es eine Begehung mit Vertretern der Stadtverwaltung. Danach teilte die Stadt die Begrenzung auf 45 OGS-Plätze mit, und dass sie eine interne Lösung anstrebe - seitdem ist aber nichts passiert. Erst auf Drängen von Peter Kolitschus vom Betreuungsverein gab es dann am 20. Februar noch einmal ein Treffen.

Warum drängte jetzt die Zeit so sehr?

Lenz Die Eltern erhielten am 25. April eine Zusage für einen Schulplatz und benötigten bis Ende April eine Zusage für einen OGS-Platz. Ohne die Aufhebung der Deckelung hätten mehrere Kinder eine Absage erhalten - und womöglich wären einige dann an anderen Schulen angemeldet worden, wo es einen OGS-Platz gibt. Eine Mutter aus Hünger will im Sommer wieder arbeiten und ist somit auf einen OGS-Platz angewiesen. Ohne diesen hätte sie den Job wieder kündigen müssen - oder die Stadt hätte gesagt, sie solle das Kind auf eine andere Schule mit OGS-Betreuung schicken. Das kann meiner Meinung aber nicht die Lösung des Problems sein.

Fühlt sich die Grundschule Hünger von der Stadtverwaltung benachteiligt gegenüber anderen Schulen?

Lenz Ja, das empfinde ich so. Ich will nicht gegen andere Schulen schießen. Aber an anderen Schulen muss auch in den Ausbau der dortigen OGS investiert werden und zwar mit höheren Beträgen, als bei uns nötig sind. Aber Hünger geht - wegen des Haushaltssicherungskonzepts - immer wieder komplett leer aus, da bekommt man schon den Eindruck, dass mit zweierlei Maß gemessen wird.

Haben Sie damals in Hünger einen Fehler begangen?

Lenz Ja, in Hünger haben wir zu dem Zeitpunkt, als es Landesmittel gab, den Fehler gemacht, dass wir nur die Eltern, deren Kinder zu der Zeit auf der Schule waren, nach dem OGS-Bedarf gefragt hatten. Und diese Eltern brauchten keine OGS-Plätze für ihre Kinder. Man hätte in dem ganzen Bezirk fragen sollen. Vor zehn Jahren waren allerdings weniger Mütter berufstätig, das hat sich überall geändert.

Wie bewerten Sie das OGS-Angebot in Wermelskirchen insgesamt?

Lenz An allen anderen Schulen gibt es eine OGS-Ausstattung, aber sie ist auch nicht ausreichend (geplant). Die Schwanenschule platzt aus allen Nähten und muss anbauen, an der neuen Waldschule reicht schon jetzt der Platz für die OGS nicht mehr aus. In solchen Fällen ist immer Geld vorhanden, nur wenn in Hünger etwas gemacht werden muss, gibt es Probleme.

Kritiker sagen, dass der Vorsitzende des Betreuungsvereins mit seiner penetranten Art gegenüber der Stadtverwaltung die Zusammenarbeit gefährde. Was sagen Sie dazu?

Lenz Fakt ist: Ohne Peter Kolitschus vom Betreuungsverein gäbe es die Schule in Hünger nicht mehr. Er beschäftigt sich mit den Zahlen und hinterfragt die Pläne der Verwaltung. Und einige Zahlen, die Hünger betreffen, sind für uns nicht stimmig. In der Art der Kommunikation mit der Stadt hätte er sicherlich etwas zurückhaltender und teilweise auch sachlicher sein können. Wir versuchen, ihn zwischendurch immer etwas zu bremsen. Viele Mails wären jedoch gar nicht nötig, wenn es möglich wäre, mit der Stadtverwaltung die fraglichen Zahlen und Sachverhalte zeitnah zu besprechen.

Was sagen sie zu der Summe von 150.000 Euro jährlich, die laut Bürgermeister in den nächsten zehn Jahren in die Grundschule Hünger gesteckt werden müssen?

Lenz Als der Standort geschlossen werden sollte, stand für zwei Jahre die Sanierung des Daches der Schule im Haushalt - im Doppelhaushalt für 2017/18 steht sie nicht mehr drin. Und jetzt hat die Politik eine Tischvorlage mit dieser Summe erhalten, in der wohl auch die Sanierung des Daches wieder auftauchen soll - wir haben keine Kenntnis, wie sich die 150.000 Euro zusammensetzen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Lenz Wir wollen fair behandelt werden, ein transparentes Handeln der Verwaltung und aktuelle Zahlen. Wir haben nichts dagegen, dass der Standort Hünger unter Beobachtung bleibt. Sollte es irgendwann tatsächlich zu wenig Anmeldungen für eine Eingangsklasse geben, dann ist das so, dann fehlen uns auch die Argumente. Aber die aktuellen Anmeldezahlen zeigen doch, dass die Eltern Ihre Kinder in Hünger anmelden wollen.

Was sagen Sie zu dem Vorwurf des Bürgermeisters, dass der Betreuungsverein Kinder nach Hünger lockt, um den Standort zu sichern?

Lenz Ich weiß von drei Familien aus Hünger, die ihre Kinder in dem Jahr, als der Standort geschlossen werden sollte, an der Schwanenschule angemeldet hatten, weil es dort eine OGS gab. Wir kannten sie aus dem Kindergarten und sagten ihnen, dass es auch in Hünger eine OGS geben werde. Sie schauten sich die Schule an und entschieden sich dann doch für Hünger. Aber wir gehen definitiv nicht durch die Stadt und werben Kinder ab, wir kennen die Kinder aus den anderen Stadtteilen ja gar nicht. Jede Schule wirbt für sich mit Informationsveranstaltungen. Und es gibt natürlich auch eine Mund-zu-Mund-Propaganda - und die ist in Wermelskirchen sehr stark. Letztlich entscheiden die Eltern, wo sie ihre Kinder anmelden.

Wie ist Ihr Signal an die Eltern?

Lenz Wir lassen uns nicht unterkriegen und werden weiter für den Schulstandort Hünger kämpfen.

SEBASTIAN RADERMACHER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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