Wermelskirchen Wieder Radfahren gegen Einbahnstraße ?

Wermelskirchen · ADFC-Vorsitzender will durchsetzen, dass Radfahrer auf Telefgrafenstraße in Gegenrichtung fahren dürfen.

 Sogar bei minus elf Grad rollen Radfahrer über die Telegrafenstraße. Frank Schopphoff sagt, dass die Fahrbahn breit genug ist, dass Bus und entgegenkommender Radfahrer problemlos aneinander vorbeifahren können.

Sogar bei minus elf Grad rollen Radfahrer über die Telegrafenstraße. Frank Schopphoff sagt, dass die Fahrbahn breit genug ist, dass Bus und entgegenkommender Radfahrer problemlos aneinander vorbeifahren können.

Foto: Solveig Pudelski

Frank Schopphoff, Vorsitzender des ADFC Ortsverbandes, startet einen zweiten Anlauf, um durchzusetzen, dass die Innenstadt fahrradfreundlicher wird. Erlaubt werden solle ein gegenläufiger Radverkehr auf der Telegrafenstraße: Fahrradfahrer könnten entgegen der Einbahnstraßenrichtung die Innenstadt durchqueren. Dafür hat der passionierte Radfahrer einen Rechtsanwalt eingeschaltet und erwägt sogar eine Klage, um zum Ziel zu kommen. Inzwischen füllen seine Unterlagen zu diesem Thema einen Ordner. "Eigentlich darf der gegenläufige Radverkehr nicht verboten werden", sagte er im Gespräch mit dieser Redaktion.

Die Argumente: Verkehrsbeschränkungen seien rein rechtliche Entscheidungen, bedürfen keiner Mehrheitsbeschlüsse der Politik. Außerdem könne das Einfahrverbot in Gegenrichtung nur in Ausnahmefällen - Risiko, das die Gefahrenlage erheblich übersteigt - angeordnet werden. Es müsse sogar zugelassen werden, wenn die Voraussetzungen vorliegen, sagt Schopphoff. Sogar eine Sicherheitsbewertung von Fahrradstraßen und der Öffnung von Einbahnstraße vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft sage aus, dass in Gegenrichtung geöffnete Straßen nicht unfall-auffälliger seien.

Am kommenden Montag, 5. März, 17 Uhr, Bürgerzentrum, beschäftigt sich der Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr (STuV) mit diesem Thema - der Tenor im Rathaus lautet allerdings: den Status quo erhalten, bis der Loches-Platz umgebaut ist und die neue Verkehrssituation überprüft wurde.

Solange möchte Frank Schopphoff allerdings nicht warten. Der ADFC-Vorsitzende sieht auch keine plausiblen Gründe, warum der gegenläufige Radverkehr verboten werden sollte. Dabei beruft er sich auf Aussagen von Fachleuten, die kein erhöhtes Unfallrisiko durch solche Regelungen sehen, auf bundesweite Untersuchungen, auf Erfahrungen aus anderen Städten wie zum Beispiel Wuppertal - und nicht zuletzt auf die positive Bewertung eines "Probelaufs": 2011 wurde die Telegrafenstraße erstmalig für Radfahrer in Gegenrichtung geöffnet. Es gab nur einen Unfall mit einem Radfahrer, der allerdings in Einbahnstraßenrichtung gefahren war. Dennoch wurde 2013 die Regelung durch einen Ratsbeschluss wieder rückgängig gemacht.

Frank Schopphoff reichte daraufhin eine Klage ein, das Verwaltungsgericht Köln wies sie aus formalen Gründen ab. "Gleichzeitig wurde eine außergerichtliche Einigung vereinbart", heißt es in der Vorlage für den Ausschuss. Der Kläger verzichte darauf, einen Antrag auf Einführung von Fahrradverkehr in der Telegrafenstraße in beide Richtungen zu stellen, bis ein Ratsbeschluss über das Thema Fahrradverkehr im Zuge des Verkehrsentwicklungsplanes (VEP) vorliege.

2016 beauftragte der Fachausschuss die Verwaltung, ein Gesamtkonzept für die Verkehrsführung in der Innenstadt zu entwickeln, welches die Interessen der Fußgänger, Autofahrer und Radfahrer berücksichtigt, und ergänzte: "Bei dem Konzept sind die Auswirkungen der zukünftigen Bebauung des Loches-Platzes mit einem Vollsortimenter hinreichend zu berücksichtigen und einzubeziehen." Frank Schopphoff verfolgt die Diskussion genau und studiert die Vorlagen für die Politik aufmerksam. Sein Fazit bleibt gleich: Es spreche nichts gegen einen gegenläufigen Radverkehr. So habe der Fachingenieur Dr. Peter Sienko von ISAPLAN im April 2016 in der StuV-Sitzung die Sicherheitsbedenken widerlegt: Die Fahrbahnbreite der Telegrafenstraße sei ausreichend - selbst wenn sich Busse und Radfahrer begegnen, auch der Einmündungsbereich sei nicht zu schmal und es trete kein erhöhtes Unfallrisiko auf. Der Begegnungsverkehr funktioniere, zitiert Frank Schopphoff den Experten, sobald man das Hauptproblem des täglichen Verkehrsaufkommens - Durchgangsverkehr, Parksuch-Verkehr - gelöst habe. "Gegenläufiger Radverkehr kann sogar dazu beitragen, dass weniger Autos einfach nur durchfahren und auch dass Fahrer langsamer durch die Innenstadt rollen", betont Frank Schopphoff.

Dass die Verwaltung die gegenläufige Öffnung ablehnt, ist nach Auffassung des ADFC-Vorsitzenden somit sachlich schwer zu begründen. Der öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Verkehr wolle er beiwohnen, um die Argumente der Fraktionen zu diesem Thema zu hören, kündigte der ADFC-Vorsitzende an.

(pd)
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