Nach Knochenmarktransplantation Wermelskirchener findet seinen Blutsbruder

Wermelskirchen · Dem 45-Jährigen Christoph Schreiner geht es zwei Jahre nach dem Empfang einer Knochenmarkspende täglich ein Stück besser. Nun durfte er endlich erfahren, wer sein Spender war. Sein großer Wunsch ist ein persönliches Treffen.

 Sie haben die Vergangenheit hinter sich gelassen und sind in ein neues Haus eingezogen: Bonnie Schreiner mit ihrem Ehemann Christoph. Eine Knochenmark-Transplantation hat ihm das Leben gerettet.

Sie haben die Vergangenheit hinter sich gelassen und sind in ein neues Haus eingezogen: Bonnie Schreiner mit ihrem Ehemann Christoph. Eine Knochenmark-Transplantation hat ihm das Leben gerettet.

Foto: jürgen Moll

Nach einer erfolgreichen Knochenmark-Transplantation geht es dem Wermelskirchener Christoph Schreiner von Tag zu Tag besser. Für den 45-Jährigen, der damit dem sicheren Tod entgangen ist, beginnt nun mit zunehmender Genesung und immer mehr Kraft ein neues Leben - ein Leben mit dem Blut eines 32-jährigen US-Amerikaners.

Zwei Jahre nach der Transplantation durfte Christoph Schreiner bei dem Zentralen Knochenmarkspender-Register in Deutschland mit Sitz in Ulm die Kontaktdaten seines Spenders beantragen. Das verfrühte "Weihnachtsgeschenk" für Christoph Schreiner und seine Ehefrau Bonnie: Der Spender erklärte sich bereit, seine E-Mail-Adresse an den Empfänger weiterzugeben. Inzwischen hat sich ein, wie Schreiner es bezeichnet, "behutsamer Briefwechsel" via Internet ergeben.

"Allzu viel weiß ich noch nicht. Wir haben auch noch keine Fotos ausgetauscht. Vielleicht schicke ich an Weihnachten mal welche von uns", erzählt Christoph Schreiner. Und weiter: "Mein Spender ist ein 32-jähriger Familienvater und Hundebesitzer, der als Dozent an einer Militärakademie bei New York über Europa unterrichtet."

"Ein persönliches Treffen ist mein Wunsch"

Sichtlich gerührt und voller Tatendrang sagt er: "Ich will wissen, was das für ein Mensch ist. Seine Bereitschaft zur Kontaktaufnahme hat mich sehr gefreut." Schließlich habe er sein Blut: "Wir sind quasi Blutsbrüder." Für Christoph Schreiner ist klar: "Ein persönliches Treffen ist mein Wunsch."

Dem Start in ein neues Leben haben Bonnie (44 Jahre) und Christoph Schreiner auch eine ganz äußerliche Manifestierung verliehen: Vor einigen Tagen sind sie in ein neues Haus gezogen, dabei allerdings "ihrem" Stadtteil Pohlhausen treu geblieben. "Wir haben Familie als unmittelbare Nachbarn", beschreibt Bonnie Schreiner, die in Pohlhausen aufwuchs: "Wir wollten eine Veränderung, die Vergangenheit hinter uns lassen."

Mit Hilfe ihrer Kollegen hatte Bonnie Schreiner, die die Fachbereichsleitung der Pflege bei der hiesigen Diakoniestation innehat, im Juli 2015 für Aufsehen gesorgt. Gemeinsam mit der DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) rief sie dazu auf, sich als Knochenmarkspender registrieren zu lassen. 705 Menschen waren damals dem Aufruf gefolgt und trotz sommerlicher Hitze ins Gemeindezentrum am Markt gekommen - 40 freiwillige Helfer, darunter Ärzte und Krankenschwestern, sorgten für einen reibungslosen Ablauf. "Inzwischen ist einer dieser 705 Menschen sogar als Spender aktiviert worden", berichtet Bonnie Schreiner.

Für ihren Mann Christoph verlief letztlich die weltweite Spendersuche erfolgreich. Diese aufregenden, schweren Zeiten wirken bei dem Ehepaar bis heute nach. "Bei der Aktion hat sich Wermelskirchen richtig ins Zeug gelegt. Bis heute fragen mich die Leute, wie es mir geht. Das ist nicht nervig, sondern ein schönes Gefühl", schätzt Christoph Schreiner die Anteilnahme.

Mehr Empathie für das Umfeld

Zeitweise musste der 45-Jährige in der Öffentlichkeit mit auffälliger Maske vor dem Mund herumlaufen, weil sein Immunsystem geschwächt war: "Das hat natürlich besonders Kinder neugierig gemacht." Diese Hilfsbereitschaft der Menschen habe bei ihm eine höhere Empathie für sein Umfeld geweckt. "Wir haben gemerkt, wie schnell das Leben zu Ende sein kann. Wir gehen heute viel sorgsamer mit Zeit um und nehmen uns mehr Zeit für andere Menschen", ist sich das Ehepaar einig.

Knapp eineinhalb Jahre nach der Transplantation war Christoph Schreiner im Mai diesen Jahres zu Reha-Maßnahmen an der Ostsee: "Da war ich das erste Mal nach dem Eingriff wieder alleine unterwegs, was mich Überwindung gekostet hat. Aber die Reha tat gut - da begann meine körperliche Genesung."

Die kommenden Feiertage wollen Bonnie und Christoph Schreiner nutzen, um noch verbliebene Umzugskartons auszupacken und ihr neues Heim in alle Ruhe zu dekorieren: "Der Umzug hat trotz des Schneewetters gut geklappt. Davon sind wir aber sehr müde. Wir werden die Weihnachtstage genießen und uns dabei ausruhen."

(RP)
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