Bluttat in Wermelskirchen Bekannter der Angeklagten: "Sie wurde schnell hysterisch"

Wermelskirchen · Im Prozess gegen eine 46-Jährige aus Wermelskirchen, die im vergangenen April ihre Vermieter erschossen haben soll, hat am Mittwoch ein Bekannter der mutmaßlichen Mörderin ausgesagt.

 Die Angeklagte versteckt ihr Gesicht unter einer Jacke.

Die Angeklagte versteckt ihr Gesicht unter einer Jacke.

Foto: S. Fuhrmann

Bei dem Mann, der am Mittwochnachmittag vor dem Landgericht Köln ausgesagt hat, handelt es sich um einen 75-jährigen Jagdkollegen der mutmaßlichen Mörderin. Er sagte aus, dass die mutmaßliche Täterin ihn direkt nach der Tat angerufen hätte. Sinngemäß sagte er dem Gericht: Niemand habe es länger mit der Angeklagten aushalten können. Die 46-Jährige sei schnell hysterisch geworden, sobald jemand eine andere Meinung vertrat als sie. Am Telefon habe sie sich mit den Worten gemeldet: "Ich habe zwei Menschen erschossen. Bald wird die Polizei hier sein. Kannst du schnell kommen und den Hund abholen, damit er nicht ins Tierheim muss?" Die 46-jährige Angeklagte habe ein Herz für Tiere gehabt, sonst aber sehr zurückgezogen gelebt.

Am zweiten Prozesstag äußerte sich die Wermelskirchenerin zu den Vorwürfen: Dem in der Anklageschrift vermerkten Tathergang stimmte sie zu - bis auf einen Punkt. Sie habe ihre 47-jährige Vermieterin nicht an der Halskette zu Boden gerissen, nachdem sie auf sie geschossen hatte, sondern sie mit einem Stuhl zu Boden geschlagen.

Am Mittwoch, 27. Januar 2016, soll der Prozess fortgesetzt werden. Was dann die Anwohner der Paulusstraße in Wermelskirchen zu sagen haben, könnte weiteren Ausschluss darüber geben, was die 46-Jährige im April 2015 dazu bewogen haben soll, zur Waffe zu greifen und ihre Nachbarn zu erschießen. Über Streitigkeiten, eine Räumungsklage und mehrere Polizeieinsätze wurde nach der Tat spekuliert. Die Oberstaatsanwaltschaft bestätigte damals: Es habe dort Auseinandersetzungen gegeben. Die Polizei sei mehrmals vor Ort gewesen.

Am zweiten Verhandlungstag am Landgericht Köln wurde die Angeklagte zunächst aber zu ihrer Person befragt. Die Biografie der 46-Jährigen liest sich dabei recht gewöhnlich: Sie scheint aus geordneten Verhältnissen zu kommen und ging bislang unbescholten durchs Leben. Sie hegt ein starkes Interesse für die Kunst, der Versuch, sich als Malerin selbstständig zu machen, scheiterte aber. Ihre sozialen Kontakte scheinen übersichtlich: von drei Freundschaften in den vergangenen Jahren berichtete die Hobby-Jägerin.

Von der anschließenden Verhandlung, in der es bis zum Mittag um den psychischen Zustand der Angeklagten gehen sollte, wurde die Öffentlichkeit vorübergehend ausgeschlossen. Bereits am Dienstag, als zum Prozessauftakt die Anklageschrift verlesen wurde, war von der Erkrankung der Frau die Rede gewesen. Die 46-Jährige habe die Taten "unter Einfluss einer seit Jahren bestehenden paranoiden Schizophrenie begangen", hieß es. Gemäß der Anklage soll die 46-Jährige deswegen in einer Psychiatrie untergebracht werden, dort hat sie bereits die vergangenen neun Monate verbracht. "Weitere Taten dieser Art sind bei der Angeklagten erwartbar", erklärte Staatsanwalt Stefan Winter. "Sie ist eine Gefahr für die Allgemeinheit."

Die Ereignisse im April 2015 sollen sich dem Staatsanwalt zufolge wie folgt abgespielt haben: Zuerst habe die Angeklagte mit einem Gewehr vom Garten aus auf den 62-Jährigen, der auf dem Balkon stand, geschossen. Sie traf den Mann in den Kopf. Danach sei die Angeklagte auf den Balkon geklettert und habe der fliehenden Partnerin des Mannes in den Rücken geschossen. Sie sei dann zu der stark blutenden Frau gegangen und habe dreimal mit einem Küchenmesser zugestochen. "Die Anklage stimmt zu 99 Prozent", sagte der Verteidiger der 46-Jährige zum vorgetragenen Tathergang.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort