Wermelskirchen Weniger Flüchtlinge nach Wermelskirchen

Wermelskirchen · Momentan werden 268 Flüchtlinge aus 30 Nationen betreut. Die Quote ist nicht erfüllt. Von einer entspannten Situation spricht die Stadtverwaltung dennoch nicht - die Menschen sollen integriert werden. Das erfordert aber sehr viel Arbeit.

Wermelskirchen: Weniger Flüchtlinge nach Wermelskirchen
Foto: Ferl

600 Neuzuweisungen bis Jahresende 2016, also insgesamt etwa 900 Flüchtlinge im Stadtgebiet, die langfristig untergebracht und integriert werden müssen - das war die Prognosezahl, die im Herbst 2015 genannt wurde. Auf dieser Grundlage plante die technische Abteilung, um die Flüchtlinge menschenwürdig unterzubringen. Die im Herbst veranschlagten Investitionen betrugen 8,5 Millionen Euro. Heute, nach dem ersten Quartal 2016, sieht die Situation nach der ersten Betrachtung etwas beruhigender aus. "Ich spekuliere jetzt mal: 600 Zuweisungen bis Jahresende muss es nicht geben", sagt Sozialdezernent Jürgen Graef. Fakt ist: In den ersten drei Monaten wurden der Stadt 29 Personen zugewiesen.

Die Situation könne sich natürlich jederzeit ändern. Das weiß auch Graef. Man wisse nicht, was rund ums Mittelmeer geschehe. "Es gibt derzeit auch noch den Deckel, weil wir vier Hallen als Erstaufnahme-Einrichtung fürs Land bereitstellen", berichtet Graef. Ende April läuft diese Zweckbindung für die Hallen an der Schubertstraße aus. Sie sind heute schon leer und werden aufgeräumt.

Ende Juli läuft auch die Zeit für die Mehrzweckhallen in Dhünn und Dabringhausen ab. Was dann dort passiert, ist völlig offen und hängt auch mit der politischen Großwetterlage zusammen.

Als eine Entspannung sieht der Dezernent die aktuelle Situation nicht. 268 Menschen beziehen derzeit Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, die aktuelle Quote ist damit nicht erfüllt. Sie liegt 27 Personen unter dem Soll. Die Menschen kommen aus 30 Nationen - das reicht von Mali über Angola, Guinea, Eritrea, Afghanistan, China, Bangladesh, Mongolei, Iran Kosovo, Serbien bis Syrien. Die Kriegsflüchtlinge aus Syrien stellen derzeit mit 60 Personen das größte Kontingent. Aus Mali, Libanon und Algerien kommen je eine Person. Graef: "Wir verwahren die Menschen nicht, wir wollen sie integrieren. Und dazu sind zügig Schritte erforderlich, die in der Vergangenheit nicht so intensiv angegangen wurden." Neben einem Schwerpunkt, nämlich der Bildung, sei die Integration in den Arbeitsprozess wichtig. "Wir sehen das in Schulen: Sind die Jugendlichen erst mit Deutschen zusammen, sprechen sie schnell unsere Sprache." Solche erfolgreichen Schritte erwartet Graef auch in der Arbeitswelt. Positiver Nebeneffekt: Wer im Arbeitsprozess ist, muss nicht mehr mit Sozialleistungen unterstützt werden.

Ziel der Stadtverwaltung ist, Familien aufzunehmen. "Wir kennen natürlich auch die Folgen: Ob Kita- oder Schulentwicklungspläne - sie alle müssen letztlich angepasst werden, denn mit einem Flüchtlingsstrom hatte niemand gerechnet."

Ob es zusätzliche Stellen für die Betreuung geben wird, ist offen. Derzeit wird das Sachgebiet Soziales umstrukturiert - es soll neu aufgestellt werden als Sozialamt. Die aktuellen Herausforderungen sind Inklusion, Demografie und Flüchtlinge. Ein Externer begleitet den Prozess. Aufgrund seiner Bewertung wird das neue Amt personell aufgestellt.

Die Unterbringung von Flüchtlingen ist nach wie vor dezentral geplant. "Wir führen fast jeden Tag Investorengespräche", sagt Graef. "Klar ist: Mit Anmietung von Räumen bekommen wir die Situation nicht in den Griff." Nach seiner Einschätzung gibt es drei Projekte, die interessant sind. Details nannte er nicht.

Offen ist auch, ob es zu einer dauerhaften Belegung von Hallen kommen wird. Sollte sozialer Wohnungsbau entstehen, dauere die Umsetzung ein bis zwei Jahre.

Das Containerdorf am ehemaligen Freibad Dhünn ist derzeit vom Tisch. Umgebaut wird aktuell das ehemalige Gemeindehaus in Sonne, das Ende des Monats schon belegt werden könnte. "Dort haben wir Planrecht. Eine Erweiterung ist jederzeit dort möglich", sagte der Dezernent.

(RP)
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