Wermelskirchen Wenig Unterrichtszeit für Lokalpolitik

Wermelskirchen · Die beiden Bürgermeisterkandidaten wollen das Thema Politik an den weiterführenden Schulen wieder stärker in den Fokus rücken. Momentan ist dafür an den Schulen im Lehrplan kaum Platz. Die Schüler wollen aber mehr erfahren.

Wermelskirchen: Wenig Unterrichtszeit für Lokalpolitik
Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Bei der Bürgermeister-Hauptwahl lag die Wahlbeteiligung lediglich bei 45,77 Prozent. Im Jahr 2009 gaben immerhin noch 59,80 Prozent der wahlberechtigten Wermelskirchener ihre Stimme ab. Wegen dieser ernüchternden Entwicklung forderten die beiden Stichwahl-Kandidaten im Gespräch mit unserer Redaktion, das Thema wieder in den Vordergrund zu rücken - besonders an den Schulen. "Der Trend zeigt: Politik ist für viele Jugendliche uncool", sagt Stefan Leßenich. "Wir müssen den Kontakt zu den jungen Wählern wieder herstellen", betont auch Rainer Bleek.

Laut Schulleitungen ist an den weiterführenden Schulen im Unterricht aber kaum Platz für das Thema Kommunalpolitik. Und das kommt auch bei den Schülern so an. Realschüler und Gymnasiasten berichten, dass sie im Fach Sozialwissenschaften kaum etwas oder gar nichts über lokalpolitische Angelegenheiten lernen. "Die Kommunalwahl haben wir zum Beispiel gar nicht durchgenommen", sagt Philipp Ruttmann. Der 17-Jährige besucht die zehnte Klasse der Realschule und wünscht sich, dass Lokalpolitik im Unterricht ausführlicher behandelt wird.

Birgit Sköries, Leiterin der Realschule, gibt zu, dass die Vorbereitung auf die Wahl in diesem Jahr etwas ungünstig gelaufen ist. "Als das Kinder- und Jugendparlament seine Infoveranstaltung zu dem Thema hatte, war unsere komplette zehnte Jahrgangsstufe auf Klassenfahrt", sagt sie. Trotzdem sei die Bürgermeisterwahl im Unterricht angesprochen worden. Man habe sogar die noch nicht wahlberechtigten Schüler dazu aufgefordert, mit den Eltern zur Wahl zu gehen und sich den Ablauf anzusehen. "Ich finde es äußerst wichtig, dass die Schüler wählen gehen", sagt Sköries. Daran werde sie die Jugendlichen vor der anstehenden Stichwahl noch einmal erinnern.

Die Realschüler Christopher Mark, Dustin Meyer und Leon Legat (alle Klasse zehn) bestätigen die Aussagen der Schulleiterin. Denn sie haben während des Unterrichts eine Bürgermeisterwahl "nachgespielt". "Das hat etwas gebracht", findet Christopher Mark. Er und seine Klassenkameraden haben so schon im Vorfeld Erfahrungen für eine echte Wahl gesammelt. Das "Nachspielen" von Wahlen fand auch in einer achten und drei neunten Klassen statt. Denn ein Teil der Schüler reicht zu diesem Thema einen Film bei einem Wettbewerb der Bundeszentrale für politische Bildung ein.

Lasse Heyer besucht die zwölfte Klasse des Gymnasiums. Im Fach Sozialwissenschaften lernt er die Themen der EU-Politik kennen. "Lokalpolitik machen wir aber nicht", sagt er. Gymnasiastin Saskia Schneider berichtet Ähnliches. Die 17-Jährige hat ihr Wahlrecht bei der Bürgermeisterwahl trotzdem genutzt und möchte am liebsten auch im Unterricht etwas über die lokale Politik erfahren. Das ist laut Schulleitung aus zeitlichen Gründen nicht immer ganz einfach. Die Wahlen im September stünden immer dann an, wenn es in die heiße Phase der Klausurvorbereitung gehe. "Da ist dann nicht so viel Platz für aktuelle Themen. Trotzdem halten wir unsere Schüler dazu an, wählen zu gehen", sagt Konrektorin Elvira Persian. Schwierig sei auch, dass das Fach Politik nicht kontinuierlich unterrichtet werde. Nach Politik in Stufe fünf, acht und neun folgt Sozialwissenschaften in der Oberstufe. "Besonders dort sind die Lehrer dazu aufgefordert, Lokalpolitik zu thematisieren", versichert Persian. Sie lobt zudem die Podiumsdiskussion des KiJuPa am Gymnasium, die die Schüler teilweise mit vorbereitet hatten. "Das Interesse an der Veranstaltung war sehr groß."

Auch viele Hauptschüler hatten daran teilgenommen, um sich zu informieren. "Das war lehrreich und für die Schüler eine tolle Alternative", sagt Leiter Gebhard Lehr. "Im Unterricht hat man für dieses Thema leider nicht allzu viel Zeit."

(kron)
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