Wermelskirchen Wehmut und Wünsche vor dem Kita-Ende

Wermelskirchen · Die Awo-Kita an der Jörgensgasse schließt Ende der Woche. Beim letzten Fest der Einrichtung standen noch einmal die Kinder und der Spaß im Vordergrund. Auch wenn spürbar wurde: Es gibt wenig Verständnis für die Kita-Schließung.

 Letztes Sommerfest vor der Schließung: Die Kinder der Awo-Kita ließen Luftballons mit auf Karten formulierten Wünschen in die Luft steigen - dafür schaute sogar extra der Nikolaus in Wermelskirchen vorbei.

Letztes Sommerfest vor der Schließung: Die Kinder der Awo-Kita ließen Luftballons mit auf Karten formulierten Wünschen in die Luft steigen - dafür schaute sogar extra der Nikolaus in Wermelskirchen vorbei.

Foto: Jürgen Moll

Als die bunten, mit Helium gefüllten Luftballons zum Abschluss des Sommerfestes in den Himmel aufstiegen, strahlten die Augen der Kinder. Die Jungen und Mädchen der Awo-Kita an der Jörgensgasse, die nach der Kündigung der Trägerschaft durch die Arbeiterwohlfahrt Ende dieser Woche für immer schließt, schickten mit den Ballons ihre persönlichen Wünsche auf die Reise.

Notiert waren sie auf Karten, die mit Bändern an den Luftballons befestigt worden waren. Für die Aktion schaute sogar der Nikolaus vorbei, der eigens für das Kita-Fest seine Sommerruhe unterbrochen hatte und mit seiner Anwesenheit den Kinderwünschen Nachdruck verlieh. Trauer oder Wut über die Kita-Schließung kam beim letzten Fest nur hinter vorgehaltener Hand zum Ausdruck - an diesem Tag sollte der Spaß im Vordergrund stehen. Vor allem den Kindern wollte niemand die Geselligkeit und die Glücksmomente vermiesen. Schließlich hatten sich die Jungen und Mädchen für das Fest kräftig ins Zeug gelegt und im Vorfeld ihre Aufführungen fleißig geübt.

Zur Begrüßung sangen die Kinder im Chor: "Guten Tag, liebe Leute, das wird ein guter Tag, weil jeder jeden mag." Und die ältesten Kinder der Einrichtung, die nach den Sommerferien eine Grundschule besuchen werden, stimmten an: "Ich bin schon groß, ich komme jetzt in die Schule, ich bin schon groß und das kann jeder sehen."

Unter diesen Kindern befand sich auch Kathrin Schopphoffs Sohn Hagen. Die Mutter und Sprecherin des Kita-Elternbeirats brachte es kurz und knapp auf den Punkt: "Heute ist die Stimmung gut, weil wir alle Spaß an der Freude haben." Aber natürlich begleite die Eltern und die Erzieher seit Monaten eine Wehmut, weil mit der Kita-Schließung eine Ära zu Ende gehe, gab sie zu. "Persönlich war ich froh, als klar wurde, dass mein Sohn Hagen seine Kindergartenzeit hier vollenden kann und genau mit der Kita-Schließung zur Grundschule wechselt." Darüber hinaus habe die Entscheidung, die Kita an der Jörgensgasse zu schließen, sie als Elternvertreterin aber betroffen gemacht: "Alle Kinder haben einen Platz in einer anderen Kita bekommen. Aber für die Eltern ist es nicht der Platz in der Wunsch-Kita, das ist traurig."

Neue Arbeitsplätze hat das Mitarbeiterteam gefunden, das aus sechs Erzieherinnen, einer Köchin und der Leitung besteht. "Keiner von uns freut sich auf den Urlaub, denn eigentlich wollten wir alle hier bleiben", sagte Leiterin Christina Behr. Die 53-Jährige war in den vergangenen sechs Monaten bereits drei Tage pro Woche in einer Awo-Kita in Schildgen im Einsatz - dorthin wechselt sie nach der Schließung der Kita an der Jörgensgasse nun gänzlich. Dieser Spagat sei nicht immer einfach gewesen. Dennoch hätten alle im vergangenen Jahr "richtig toll" zusammengearbeitet, weil eine solche, erzwungene Schließung eben zusammenschweiße, sagte die Leiterin.

Ohne es beim Sommerfest plakativ zu thematisieren, war die Grundstimmung bei den Eltern aber deutlich spürbar: Sie zeigen für die Kita-Schließung wenig Verständnis. Allgemeiner Tenor, der aus fast aller Munde zu hören war: "Es mangelt doch an Kindergartenplätzen."

Rührende Momente konnten beim letzten Sommerfest der mehr als 30 Jahre alten Einrichtung, in der aktuell 40 Kinder betreut werden, nicht fehlen. So überreichte das Mitarbeiterteam allen Kindern ein Erinnerungsbild, der Elternbeirat hatte für die Erzieherinnen ein Präsentpäckchen, unter anderem mit einer mit Namen markierten Tasse, vorbereitet. Die Botschaft war klar: "Damit ihr euch beim Kaffee oder Tee an uns erinnert."

(sng)
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